Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Zwei Schornsteine
beide hoch
der eine höher
stoßen Rauch aus
trifft sich
steigt hinauf
sinkt hinab
mit dem Winde
auf und ab
eins mit der Luft
nach Sekunden
schon verschwunden
der alte Rauch
neuer stößt aus.
Eben noch saß sie auf der Bank
schaute auf das flache Land
und nahm sich Zeit
auf ihrem Weg zur Arbeit
–
dachte sie nach weswegen
wofür und wie will sie leben
so nicht, das war ihr nun klar
es ist unehrlich und unwahr
–
sie stand auf und rief ihn an
lief auf und ab und sagte dann
„Ich möchte etwas zum Guten bewegen
in meinem, diesem einzigen Leben.“
–
Er verstand, während er nach Worten rang:
„Dein Leben sollst du leben
frage stets wofür, wie und weswegen
endlich wirst du wissen, wo lang.“
–
Sie setzte sich wieder auf die Bank
schaute auf das flache Land
sie saß dort stundenlang
ehe sie schließlich gang.
Vereinzelt brennen Lichter
in der Dunkelheit
fällt Schnee
fällt von weit
aus der Dunkelheit
brennen Lichter
dicht und dichter
fällt Schnee
von weit.
Ein andrer Ort
viel ich, kaum wir
bin grad fort
und noch bei dir
–
am andern Ort
bin nicht bei dir
ich hier, du dort
bin doch ein wir.
ruhig, still und leise
wie an nem feiertag
aber auf ne gespenstische weise
an jedem wochentag
–
bleiben wir wenn möglich
allein drinnen zu haus
gehn nur raus, wenn nötig
setzen uns masken auf
–
zum einkauf der dinge
des täglichen gebrauchs
wie ich immer wieder ringe
mit den dingen und ihrem lauf
–
warum es ist, wie es ist
es sollte anders sein
nein, es ist, wie es ist
es kann nicht anders sein.
Irgendwann
fängt es neu an
heute ist
irgendwann
neu fängt es an
noch heute
fängt es neu an
irgendwann
ist heute
neu anfängt es
noch heute
fängt es neu an.
Ich sehe mich
im Schnee
von gestern
spiegeln sich
auch
Himmel und Bäume
ich schaue
hinauf
und träume
am Tage.
fünf minuten hab ich
für dieses gedicht
jetzt nicht mehr
sind nun nur noch vier
denk zu viel
schreib zu wenig
bräuchte wohl ein bier
ein alkoholfreies natürlich
drogen sind für mich nicht mehr
außer kaffee versteht sich
und auch mal ein wenig teer
naja, und ab und an
gönn ich mir nen schnaps
wers glaubt, der hats
aber nun, ich schweife ab
jetzt sind es nur noch drei
in wirklichkeit gar nur noch zwei
jetzt denk ich nochmal richtig nach
für ein würdiges ende
…
ende.
Schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
mit aller Ruh
schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
und du?
zurück
so fern
schau ich
so gern
nach vorn
schau gern zurück
schau nach vorn fern
ich schau
so gern
so fern
zurück
nach vorn.
Dunkel ist es draußen
dunkler tief in mir
dunkel ist es draußen
die Dunkelheit in mir
–
drängt nach draußen
ich fürchte mich vor ihr
dunkel ist es draußen
noch dunkler tief in mir.
hab dich viel zu lang
nicht mehr gesehn
wie konnte das geschehn
lag es an mir
lag es an dir
wollte es verstehn
–
schrieb dir
wann wir uns wiedersehn
du schriebst nicht
und dann irgendwann
mit vielen worten
dass du nicht kannst
–
ich verstand
es fehlte nie die zeit
du bist schlicht nicht bereit
würd gern sagen, ist halt so
dass es mich sehr trifft
ohne jegliches wieso.
Unter meinen Füßen
Muscheln angespült
von vergangenen Fluten
gesammelt am Strand.
–
Ich fange an zu suchen
nach der einen Muschel
die ich nicht finde
ich nehme deine Hand.
Und ich stehe auf dem Deich
schaue still voll Fernweh
hin zum Horizont
wo die Nordsee
den Himmel
küsst
was habe ich
nicht alles vermisst
im vergangenen Jahr
als so vieles anders war
es ist der erste Januar 2021.
Zwischen zwei Laternen
steht im Fernen die Sonne tief
die eben scheinbar noch
hinter grauen Wolken schlief.
–
Wie prägt sie unser aller Sein.
–
Ganz gleich wird sie verschwunden sein
ganz gleich wird sie woanders schein‘
ganz gleich werden die Laternen leuchten
wie zwei kleine Sonnen erleuchten.
–
Mitten zwischen ihnen stehe ich
–
und kann mich nicht entscheiden
möchte gehen, möchte bleiben
sehe ich das Dunkle nicht
hinter all dem Sonnenlicht?
Des Winters Kälte
an den Fingern
eisig
im Gesicht
der Wind
dunkelhell das Licht
ich stehe an dem Gleis
dem einen
ein zweites gibt es nicht
ich hör die Bahn von weitem
wohin die Reisenden wohl reisen
lass mich gehen
lass mich leiten
lass mich gleiten
wie die Möwen
krächzend kreisen
in der Luft
der Ruf
des neuen Jahres.
Ich denke an dich
denke ich
an dich
denke ich
denke an dich
an dich
denke ich
am letzten Tag des Jahres.
Er fährt die Leute
durch die Stadt
jeden Tag aufs Neue
hält er an und fährt ab
vom Morgen
bis in die Abendbläue.
–
Er spricht kaum
warum denn auch
sagt weder „Moin“
noch „Tschüß“
hebt bloß ab und an
still die Hand
zum Gruß
und zum Abschied.
Ich entscheide mich
nichts
zu tun
entscheide ich mich.
In den Fenstern
spiegelt sich die Sonne
spiegelt sich im Wasser
in den Fenstern.
Wer ich wäre
ohne dich
frage ich mich
wer ich
wäre
ich
mehr oder weniger
ich
durch dich?
es kommt das neue jahr
das alte fast vergangen
hinein ins neue jahr
um neu anzufangen.
–
zwanzigzwanzig stellte fragen
welche lasten kann ich tragen?
wieviel verbot verträgt die freiheit?
wieviel wiegt leid und einheit?
–
zwanzigeinundzwanzig als versprechen
wird es gehalten oder brechen?
wird es ein zurück in die alte zeit?
ist die welt hierfür bereit?
Sie trafen sich am selben Gleis
sie fuhr gerne Bahn, er Bus
als Selbstzweck mit Genuss
hin und zurück oder im Kreis.
–
Sie kamen ins Gespräch
über ein Buch von Murakami
das sie jeweils beim Warten lasen
bevor sich ihre Blicke trafen.
–
Beide liebten es, dem Alltag zu entfliehen
liebten Landschaften, die vorüberziehen
liebten Reisegeräusche
wie Stille andere Leute.
–
Sie vergaßen Raum und Zeit
redeten über Vergänglichkeit
über das Suchen und Finden
über das einfach Verschwinden.
–
Sein Bus war längst gefahr‘n
als sie ihre Bahn nahm
doch das sagte er nicht
mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich bin kein Mann der Macht
und kein Mann, der macht
ich bin kein Mann der Stärke
und kein Mann der Härte.
–
Ich bin kein Mann ohne Angst
und kein Mann für nur einen Tanz
ich bin kein Mann, der stoisch steht
und kein Mann, der still geht.
–
Ich bin ein Mann.
Es war einmal ein Mensch
der tat recht wenig
ruhte aus
wenn möglich
redete er kaum, hörte viel zu
er war phlegmatisch womöglich.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat immerzu
kannte keine Ruh
redete mit Genuss
in einem Fluss
er war wohl lebhaft bis zum Überdruss.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat mal hier, ruhte mal dort
redete
dann und wann
hörte er zu in aller Ruh
er war zu zweit an einem Ort.
Ich frage nicht nach morgen
manchmal zumindest nicht
–
ich frage nicht nach gestern
manchmal zumindest nicht
–
ich trage mich ins heute
manchmal zumindest.
auf ne eigne art
und weise
ist sie eigen
auf ne weise
häufig leise
selten laut
und sie schaut
eigen
auf ne weise
auf ne eigne
art und weise.
Der kürzeste Tag des Jahres
ist nun vorbei
die Tage werden länger
ich denke an uns zwei.
–
Wie wir, es war
vor etwa einem halben Jahr
am längsten Tag des Jahres
draußen saßen
bis die Sonne unterging.
–
Wie wir
die laue Nacht genossen
draußen lagen
bis der neue Tag anfing.
–
Wie wir
im Bewusstsein der Vergänglichkeit
uns aneinander schmiegten.
–
Wie wir uns
bei Sonnenaufgang
liebten.
Ich gehe allein
allein im kalten Regen
niemand sonst zugegen
zuhaus im warmen
bin ich auch gleich
bei dir
in deinen warmen
Armen.
Es rinnt die Zeit dahin
es fällt der Regen draußen
ich frage mich, wohin
ich würde gerne laufen
–
durch den Regen draußen
durch die tiefen Pfützen
würd‘ ich gerne laufen
ohne was zu nützen
–
Ohne auch zu denken
einfach nur drauf los
würd‘ ich gerne laufen
worauf wart‘ ich bloß?
Morgens und abends
trompetet er hinab
in jede Himmelsrichtung
vom Michel in die Stadt
–
seit mehr als 300 Jahren
„Zum Lobe Gottes,
den Menschen zur Freude“
gestern wie heute
–
sorgt er für Gänsehaut
ob leise, ob laut
stets klingt die Musik
seltsam vertraut.
Ich gehe am Alsterfleet
Richtung Elbe
sehe bald von weitem
die Elbphilharmonie.
–
Es ist der Sonnabend
vor Weihnachten
mitten in der Stadt
und leer wie nie.
–
Die Geschäfte geschlossen
Mund und Nase verdeckt
ein paar Unverdrossene
nutzen click and collect.
–
Ich gehe nur spazieren
noch ist es erlaubt
ich gehe nur spazieren
nutz ich es aus?
Ich gehe mit meiner Mutter
durch die Stadt
wir gehen den ganzen Tag
von der Alster an die Elbe
bis zum Jenischpark
–
ein wenig östlich
wuchs meine Mutter auf
wir werfen einen Blick
auf ihr Elternhaus
–
sie weiß über jeden Winkel hier
etwas zu berichten
erzählt Geschichten
aus Kindheit und Jugend
von ihrem Großonkel und dessen
vermeintlicher Tugend
–
ich frage mich
werd‘ ich so auch mal
durch Norderstedt gehen
und meiner Tochter erzählen?
–
von Teufelsbrück
geht es mit der Fähre zurück
den Wind im Gesicht
im Kopf dieses Gedicht.
Er setzt sich dort
nach dem ersten Date
er ginge mit ihr sofort
bis ans Ende der Welt.
–
Sie setzen sich dort
nach einem erneuten Streit
geprägt von Vorwürfen
wie ist sie es leid.
–
Er setzt sich dort
nach dem endgültigen Ende
wenn sie es wüsste
wie sie es fände.
Die Sonne halb verborgen
taucht den frühen Morgen
in des Winters Licht
klar und weit die Sicht.
ich liebe dich
wie keinen
anderen menschen
und gleichzeitig
stoß ich dich
so oft weg
wie keinen
anderen
menschen.
Im Spiegel seh ich mich
wieder und wider und wieder
gespiegelt
vom Spiegel gegenüber
–
wie sonst
nur du
mich spiegelst
wieder, wider
und wieder.
finde keinen schlaf
liege wach
finde keinen schlaf
–
wende mich hin
wende mich her
–
finde keine ruh
was ich auch tu
finde keine ruh
–
raus aus dem bett
auf den balkon
vor mir ruhig die nacht
sie lacht mir mild entgegen
–
auf den straßen, in den fenstern
brennt vereinzelt licht
ich bin alleine
alleine bin ich nicht.
trink kein bier mehr
trink kein wein
war verdammt schwer
musste so sein
–
stand in der dusche
hörte stumm des körpers rufe
eines tages kurz nach vier
keine 48 stunden seit dem letzten bier
zitternd und bebend
nur ein gedanke lebend
der an den nächsten schluck
diese hitze, dieser druck
konnt kaum gerade gehn
konnt kaum still stehn
übel bis zum erbrechen
alles ruft: „lass uns zechen!“
–
trink kein bier mehr
trink kein wein
fällt manchmal schwer
muss so sein.
Das Gegenteil
von Liebe
ist im Gegenteil
Liebe.
Mit den Gedanken irgendwo
mit den Gedanken nirgendwo
tagträume ich durch den Morgen
ein Bus fährt vorbei
Autos lärmen entgegen
es rattert laut die Bahn
auf meine Haut fällt Regen
ich halt kurz inne
schaue nach oben
atme den Moment
unumwoben
ehe ich renne.
Ich seh‘ ein Küken im Dezember
unweit von seiner Mutter
sucht es nach Futter
taucht es unter
und nicht mehr auf
die Dinge und ihr Lauf
ich seh‘ kein Küken im Dezember.
Liebe ist
tragen und
getragen werden
Liebe ist
zusammen
älter werden
Liebe ist
sowohl als ob
Liebe ist
nichtsdestotrotz.
wenn ich abwäge
zwischen
der (un)wahrscheinlichkeit des geschehens
und dem verzicht des sehens
dem sollen und dem wollen
dem druck von außen und von innen
weiß ich nicht
was richtig ist
was falsch ist
weiß ich
alternativlos
gibt es nicht
du trittst aus der kirche aus
um das geld zu spenden
sagst du mir
um es
für wirklich sinnvolle zwecke zu verwenden
sagst du mir
sehr löblich
scheint das dir
dabei behältst du
welch‘ glück
einen großteil des geldes zurück
allein für dich
ist ja okay
sage ich
aber auch
dann trittst du aus
vor allem für dich
oder zumindest auch
und
dann sag das doch so.
ich klicke und klicke und klicke
an
von ihm zu ihr zu ihm zu ihr
ich nicke und nicke und nicke
ab
schreibe ich
danke
ich
like und folge
ich
genug sag
ich
genug für heute
doch wieder on
ich
hab nicht
genug
für heute
ich hab
niemals
genug
ich.
Ich steh‘ unter zwei Brücken
die eine führt gen Norden
die andere gen Süden
über mir zwei Brücken.
–
Auf Schienen fahren die Bahnen
immer denselben Weg
die Schienen sind der Rahmen
für immer denselben Weg.
–
Die Menschen malen das Bild aus
mit stetig verschiedenen Farben
sie steigen ein und steigen aus
verändern mild die Farben
–
des immer selben Wegs
mancher sitzt und mancher steht
doch jeder geht auf seinem Weg
zumindest ein paar Schritte
–
mancher sucht nach seiner Mitte
mancher fand sie schon vor Jahren
mancher band sich, zu bewahren
mancher sieht die ersten Risse.
–
Meine Wahrheit brodelt verborgen
zusammen mit meinen Lügen
gestern wie heute wie morgen
wie kann ich mir genügen?
An der Decke leuchten Sterne
an der Decke steht der Mond
wann begann ich zu vergessen
dass sich jeder Blick nach oben lohnt?
Langsam fällt der Regen
die Tropfen einzeln und allein
ich hör’ die Menschen reden
sie lassen mich hier sein.
–
Ich seh‘ bis auf den Grund
den die Tropfen nie erreichen
sie ziehen Kreise und
suchen ihresgleichen.
–
Ein Teichhuhn findet Futter
nah am Ufer bei den Steinen
ich denk‘ an meine Mutter
bin ich mit ihr im Reinen?
Sie sitzen dort und warten
hinter ihnen der Hafen
sie sitzen dort und warten
so ruhig, als ob sie schlafen.
–
Sie sitzen dort bei Sturm
sie sitzen dort bei Regen
sie sitzen dort als würd‘ es
nichts and’res für sie geben.
–
Sie sitzen dort und warten
selbst in der tiefen Nacht
hinter ihnen der Hafen
der ruhig über sie wacht.
Wenn ich mich befreie von
all meinen Eitelkeiten
und
all meinen Unwahrheiten
all meinen Beschränkungen
und
all meinen Verrenkungen
was bleibt?
Wahre Ruhe
ist
stets
im Fluss.
Im Taxi auf der Rückbank
weint er hemmungslos
der Taxifahrer sagt nichts
und fährt rücksichtslos
–
über rote Ampeln
setzt den Blinker nicht
fährt viel zu schnell
trotz schlechter Sicht
–
er sollte was sagen
er sagt nichts
wie kann er es nicht wagen
weint bloß bitterlich
–
Sie ist wirklich gegangen
oder ging doch er
es hat sich angedeutet
und fällt trotzdem schwer.
–
Das Taxi ist schon da und hält
die Fahrt unangenehm wie nie
trotzdem gibt er Trinkgeld
er denkt nur an sie.
–
Sie hat es nicht ausgesprochen
er hat es gespürt
das Unschuldige zerbrochen
sie war nicht mehr berührt.
Es ist Silvester kurz vor Mitternacht
Eisschollen treiben auf dem Wasser
in dieser klaren, bitterkalten Nacht
er sucht sich einen stillen Platz
wo er seine Ruhe hat
wo nichts passiert
wo nichts geschieht
vielleicht wirft er seine Angel aus
einen Köder nutzt er nie
während zuhaus‘ im Endreihenhaus
seine Frau allein das neue Jahr begießt
die Kinder, bereits eingeschlafen
ein Vorsatz, ein Fisch an seinem Haken.
Er denkt an seine alten Freunde
an den lieben Jens
an den nachdenklichen Klaas
an Mark und seinen Hass
an den coolen Jan.
–
Was sie trennte und verband
was verblieb nach dem Ende
was er heute an ihnen fände
was er warum an ihnen fand.
Sie kann nicht schlafen
wie fast jeden Abend
kommt sie hierher
schaut auf die Gleise
schaut den Bahnen hinterher
fragt leise nach den Hintergründen ihrer Reise
–
Sie weiß, sie flieht von zuhaus‘
sie weiß, sie will hinaus
weg von Bier und Wein
rein in die Anonymität
manchmal steigt sie ein
fährt ohne Ziel durch die Stadt.
–
Es hat etwas beruhigendes.
Sie sehen sich jeden Wochentag
für nicht länger als eine Sekunde
immer morgens zur selben vollen Stunde
fährt sie mit der U-Bahn rein in die Stadt
und er mit der U-Bahn raus aus der Stadt.
–
Wenn die Bahnen aneinander vorbeifahren
trifft sich ihr Blick für einen flüchtigen Augenblick
ihr war gar, als hätte er ihr zugenickt
ehe er sich im eigenen Spiegelbild verliert
als wäre nichts passiert.
Zwischen ihnen diese Lücke
er auf der einen Seite
sie auf der anderen Seite
der hinüber führenden Brücke.
–
Während sie so am Ufer stehen
und zueinander hinübersehen
in Erwartung der ersten Schritte
des jeweils andern gen Brückenmitte
–
hat es zu regnen angefangen
auch grollt ein Donner in der Ferne
ist sie bald gegangen
von der Kälte in die Wärme.
–
Er steht nun allein auf ihrer Seite
durchnässt bis auf die Haut
niemand mehr auf seiner Seite
es wirkt seltsam vertraut.
Vergängliches fällt
von den Bäumen
Vergängliches hält
sich in den Räumen
Vergängliches stellt
mich in den Träumen.
Vergängliches.
Ich schaue in die Geest
von einer spärlichen Bank
kam einen leichten Weg
den ich mühsam fand
gesäumt von Bäumen
links und rechts
jene Allee
aus alten Träumen
weder breit noch schmal
die führt hin zum Kanal
oder in Richtung Ort
je nachdem
in welche Richtung ich mich dreh‘
je nachdem
in welche Richtung ich nun geh‘
lande ich in Burg
oder am Bord
einer Fähre.
Weg von leeren Worten
hin zu fernen Orten
die schlummern in mir
die schlummern in dir
unbekannt
vielleicht
ein Leben lang.
Leben
passiert!
————WEnN du es!
passIEren lässt!
was IsT
————VerNunft?
———-WaS iSt
MOraL?
Oft
E
N
G
E
nicht selten eine
qual.
Wenn die Worte gehen
weil die Gefühle kommen.
Sie sitzt im Rollstuhl am Strand
ein Eis in der rechten Hand
an einem der letzten Sommertage
nachdenkend über meine Frage
sie schaut über die Kieler Förde aufs Meer hinaus
sieht Fähren am Horizont fahren, der Sonne entgegen
wie gerne wäre sie dort, noch lieber zuhaus‘
erzählt schließlich von einer magischen Nacht
wild tanzend hatte sie diese unweit von hier
mit ihrem längst verstorbenen Ehemann verbracht
und lächelt milde
ob sie spürte, es würde unser letztes Treffen sein
während ich in meinem Kaffee rührte
an meinen Opa dachte
ihrem Blick zum Horizont folgte
wo die Schiffe zogen und die Sonne
langsam, ganz langsam
hinter einer Wolke
verschwand?
Den Lattenstieg steig’ ich hinab
stetig nehm‘ ich jede Stufe
höre stumm der Arbeit Rufe
Stufe für Stufe für Stufe.
Manchmal steh‘ ich auf dem Schlauch
fällt mir weder Wort noch Zeile ein
bin verlegen um jeden Reim
kennst du das auch?
–
Manchmal fließt es aus mir heraus
denke so viel schneller als ich
schreiben kann, frage nicht
kennst du das auch?
Will hinaus aus meinem Kopf
dem gestern und dem morgen
will in die Gegenwart hinein
ohne vermeintliche Sorgen.
–
Ich will atmen mit den Füßen
sie gehen nackt auf Holz
meine Augen sind geschlossen
das gebietet mir mein Stolz.
–
Ich versuch‘ den Weg zu fühlen
spüre, dass ich verkrampf‘
Anspannung folgt Angst
es ist nun wie ein Kampf.
–
Für Sekunden nur halt ich
die Anspannung aus
es lockt das gestern und morgen
das altbekannte Haus.
–
Erneut versuch‘ ich loszulassen
will hinaus aus meinem Kopf
will zurück in meine Füße
ehe ich die Erkenntnis begrüße
–
noch fühl’ ich mit dem Kopf.
Niemals war ich mir so nah
ich bin dir so fern
niemals war ich dir so nah
ich bin mir so fern.
Meine Gedanken
rasen
rasen
hin und her
rasen
kreuz und quer
überschlagen sich
egal, was ich auch tu‘
ich komm‘ nicht zur Ruh‘
und mein Körper
träge, langsam, schwer
kommt dem Kopf nicht hinterher
als ob etwas an ihm hängt
als ob ihn jemand unbekanntes lenkt
fragt sich bloß wer
verfängt sich
fängt nicht
fängt mich
ein Gedanke
verdrängt
hier
drängt
dort
drängen
meine Gedanken
rasen
überschlagen sich
jagen mich
hin und quer
kreuz und her.
Kein Blatt wie das andere
so sehr sie sich auch gleichen
ist keines eines anderen gleichen.
Der schmale
Grat
zwischen
den
Extremen.
Hellwach
mitten in der Nacht
gerissen aus dem Schlaf
ich glaube es kaum
es war nur ein Traum
ist es gewesen
so real von einem surrealen Wesen
es konnte meine Gedanken lesen
laut und klar sprach es sie aus
ich wollte sie nicht hören
es war ein Graus
ich hatte Angst
so viel Angst
rannte und rannte
nur fort
fort
aber wohin ich auch kam
es war schon dort
wie abgelegen auch der Ort
bald wusste ich nicht mehr
wo ich war
als ich kurz aufsah
verlor ich den Halt
es öffnete sich der Boden weit
unter meinen Füßen
eine Falltür
ich fiel und fiel
bis ich erwachte
mitten in der Nacht
gerissen aus dem Schlaf
ich glaube es kaum
es war nur ein Traum.
Ein Morgen im November sacht erwacht
Tau auf dem Brückengeländer
nach einer langen Nacht
über dem Wasser
schlief der Nebel
bis eben
tief
scheint das Sonnenlicht
bricht im sanften Wellenschlag
Kräuselungen und Spiegelungen
an dem noch jungen Tag
starten Gänse schnatternd
ich lebe, was ich hab‘
vor mir mein
eig‘ner Atem
ein und
aus.
Von fehlenden Selbstverständlichkeiten
dem Verlieren in Einzelheiten
von Verboten und Warnungen
unbeschwerten Umarmungen
von einer Angst vor dem Ungewissen
einem latent schlechten Gewissen
darf ich das? kann ich verzichten?
ich würd‘ so gern, sollte mitnichten
von einer Normalität
die Maske trägt.
Ohne dich wär‘ ich nicht
wer ich bin
immer wieder
gabst du mir Halt und Sinn
du formtest mich mit
Charakter, Tugend
Witz und Tiefe
seit meiner Jugend
wo ich auch hinliefe.
–
All die Erinnerungen
die uns aneinander binden
niemals werden sie verschwinden
all die Momente
die wir noch schaffen werden
was gibt es schöneres auf Erden
als zu wissen, du wirst an meiner Seite bleiben
weiter mit mir durchs Leben schreiten
bis einer nicht mehr ist
ich bin so dankbar
dass du bist.
Vielleicht
ist eines Menschen Sein
tatsächlich nicht wichtiger
als ein jeder Stein
vielleicht
könnte diese Annahme
am Ende gar befreiend sein
was gäbe es zu gewinnen
und was zu verlieren
könnte überhaupt
etwas schlimmes passieren
ohne Ballast eines wichtigen Lebens
wäre womöglich kein sollen
und kein Streben
wäre womöglich nur
wollen und geben.
Unter der Woche fährt er
mit der U-Bahn in die Stadt
manchmal schläft er ein
manchmal bleibt er wach.
–
Er wurde hier geboren
und er wird hier sterben
hier wuchs er heran
von einem Kind zum Mann.
–
Am Wochenende schaut er
aus seinem Fenster raus
er kennt hier jeden Stein
hier ist sein Zuhaus‘.
–
Alle kennen ihn
zumindest sein Gesicht
manche gar seinen Namen
die meisten aber nicht.
–
Allen, die vorbeigehen
wünscht er ‘nen guten Morgen
er weiß von ihren Träumen
er weiß von ihren Sorgen.
–
Nur von seinen eig‘nen
wusste er noch nie
will er auch nicht wissen
darum fragt er sie.
Zwischen gelben Blättern
steht diese Bank im Park
auf der ich bis eben saß
und in einem Buche las
–
das du geschrieben hast
auf jener Bank im Park
ich sah dir manchmal zu
wie du schriebst mit großer Ruh
–
wie du Zeit und Raum vergaßt
auf jener Bank im Park
auf der ich bis eben saß
in deinem Buche las
–
Raum und Zeit vergaß
auf dieser Bank im Park
schlug ich in aller Ruh
nunmehr dein Buche zu.
Mit dem faden Geschmack im Mund
von trockenem Rotwein und
süßer Zartbitterschokolade fährt sie
während andere längst schlafen
mit einem spöttischen Lächeln Richtung Flughafen.
–
Wo sie sich das erste Mal trafen
vor zwei Jahren auf den Tag genau
sie war damals eine andere Frau
ziemlich selbstherrlich und arrogant
wie sie sich dank ihm später eingestand.
–
Nicht, dass sie es jetzt nicht mehr ist
aber sie kann über ihre Arroganz lachen
kann Witze über sich machen
doch das sieht sie gerade nicht
als sie allein am Flughafen sitzt
–
neben einem Mann mit einem Rotwein
in der einen und einer Zartbitterschokolade
in der anderen Hand und
rund um den Mund
einem spöttischen Lächeln.
Wo du warst
als ich dich suchte
an deinem Sehnsuchtsort
wo ich war
als du mich fandest
an meinem Sehnsuchtsort.
Wie viele Gesichter du hast, ob du sie alle kennst
ob du einen Elefanten beim Namen nennst
wann du weinst und wann du auslachst
was du liebst und was dich ausmacht
wo du dich betrügst, wann du lügst
ob der äußere Schein trügt
was du dir wieso verbaust
was du dich nicht traust
worüber du dich ärgerst
wen du gern verärgerst
wovor du Angst hast
wann du laut lachst
ob du dich sehnst
was du verpönst
was du verbirgst
was mit dir stirbt
was dich antreibt
was von dir bleibt
wenn du dein
Innerstes
nach Außen
kehrst.
Blätter sammeln sich
in der Ecke eines Beckens
schwimmen auf dem Wasser
dem Sternenlichte nahe
von welchen Bäumen
sie fielen
die vielen Blätter
aus welchen Träumen
sie fielen
die vielen Blätter
sammeln sich in der Ecke
eines Beckens
schwimmen auf dem Wasser
unweit der Sterne.
Ich schaue mit der mir möglichen Ruh
dem Treiben auf der Außenalster zu
Vögel und Ruderer ziehen vorbei
allerlei Worte taumeln
durch den Kopf baumeln
im Takt der Wellen auf und ab
wie Beine überm Wasser
Fässer von Gedanken
wer vor mir hier saß und wie lange
war ihr Mut, ihm bange
worüber dachte sie nach
lachte er laut seltsam vertraut
allein oder zu zweit
mit Freude oder halb Leid
war es noch Nacht oder schon Tag
wart sie seinen Möglichkeiten gewahr
auch wer nach mir hier sitzt
ob sie ihren Namen in die Bank ritzt
sieht er den Herbst funkeln seine Augen
wohin führt sie ihr unerschütterlicher Glauben
hört er das Wasser ruhig an die Wände schlagen
hat sie jemals jemand auf Händen getragen
Angenommen
du hättest ewig Zeit auf dieser Welt
und du hättest auch unendlich Geld
da wären keine Sorgen weit und breit
und keine Eitelkeit, niemand schaute zu
was tätest du voll Muße und in Seelenruh‘
allein für dich mit einem Lächeln im Gesicht?
Ich glaube nicht
dass es dich gibt als etwas
was in meiner Vorstellungskraft liegt
vielleicht sind alle Menschen eins
teilen eine Seele und einen Geist
vielleicht ist mein Leben keins
und ich bin eine Phantasie
die du mir gnädig liehst
vielleicht kann ich allein bestimmen
über meine Wege, was geschieht
vielleicht konnte ich das nie
oder nur in deinen Bahnen.
Ich gehe durch den Morgen
ich seh‘ die Leute fahren
zur Arbeit mit dem Rad
ich seh‘ die Leute sitzen
mit der Bahn in die Stadt
ich seh‘ die Vögel fliegen
nach Süden in ihrem Schwarm
ihre Nester längst verlassen
der kalte Wind hält mich warm.
Gegen Mittag im November
das Gras noch nass
von letzter Nacht
die Füße nackt
es fällt ein Blatt
die Sonne blendet tief
bis eben schlief sie hinter Wolken
wieviel Kraft sie doch hat
wirft lange Schatten
auf das satte Grün
von Bäumen und Ästen
von Vögeln und Menschen
gegen Mittag im November.
Vor meiner Angst vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst
–
Vor meinem Gefühl
–
Vor unkontrollierbaren Situationen
Vor tiefen Gewässern
Vor dunklen Seen
Vor dem Tod
–
Vor der Trennung
–
Vor Aufmerksamkeit
Vor Kontrollverlust
Vor Liebesentzug
Vor Hochgenuss
–
Vor der Verbindung
–
Vor unbekannten Menschen
Vor bekannten Menschen
Vor Menschen
Vor dir
–
Vor deinem Gefühl
–
Vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst vor meiner Angst.
Am Elbstrand sitze ich
eine Möwe zieht krächzend Kreise
Container krachen leise
der Wind rauscht laut
–
Wellen laufen aus
Schiffe schwer beladen
her tragen mich Gedanken
Bilder aus vergangenen Tagen
–
wie ich stand am Strand
im knöcheltiefen Schnee
getragen von Fernweh
von einer neuen Liebe
–
zwischen den Gewalten
–
gehalten von Heimweh
von einer alten Liebe
fallende Container poltern
Schiffe laufen leise aus
–
Wellen rauschen laut
im drehenden Wind
tragen Gedanken
mich nach Haus
–
was war und was ist
die Möwe lacht
mir zum Abschied
ins Gesicht.
Es ist, als ob auf meinem Weg
eine unsichtbare Mauer steht
nicht zu übersteigen und nicht zu umgehen
ich entscheide mich, umzudrehen.
–
Bald findet mich erneut der Weg
auf dem die unsichtbare Mauer steht
ich fluch‘ und schimpf‘ auf mein Unglück
laut und lauter hallt es zurück.
–
Ich setz‘ mich hin und nehm‘ mir Zeit
frag‘ nach dem Sinn, bin ich bereit
warum die unsichtbare Mauer hier wohl steht
mitten auf meinem Weg.
–
Ich finde eine Antwort
eine Antwort gibt es nicht
ich trage mein Päckchen
ich trage es nicht.
–
Nun taucht die Mauer am Horizonte auf
ich kann sie wirklich sehen
und meinen Weg weiter gehen
nehme Anlauf.
–
Ich springe über die Mauer drüber
während ich laut singe.
Hinter jedem Tag im Herbst
wartet ein Tag im Winter.
Hinter jedem Tag im Winter
wartet ein Tag im Frühling.
Hinter jedem Tag im Frühling
wartet ein Tag im Sommer.
Hinter jedem Tag im Sommer
wartet ein Tag im Herbst.
Hinter jedem Tag.
Eine Eichel fiel
auf den Boden weich
sie begann zu rollen
in Richtung eines Teichs.
–
Den sie nicht erreichte
da ein Eichhörnchen sie verspeiste
das gönnte sich dann Rast
auf einem hohen Ast.
–
Es war des Nagers letzte Ruh
im Nu schlug eine Eule zu
welch‘ Gaumenschmaus
besser gar als jede Maus.
–
Doch eh die Eule sich versah
nahm auch sie den letzten Atemzug
war unter großem Geheule
ergriffen von einem Steinadler.
–
Ein Jäger beobachtete dies verzückt
schoss kauend auf einem Brot den Adler tot
zum Un- vor Glück hat er dann
sein Gewehr zu fest gegen den Eichenstamm gedrückt.
–
Eine Eichel fiel sogleich
auf seinen Kopf hart
der arme Tropf erschrak
und eh er sich versah
–
verlor er das Gleichgewicht
sah direkt ins Sonnenlicht
fiel dann geblendet ungeschickt
und brach sich das Genick.
–
Die nächste Eichel fiel auch
wie die erste weich
nämlich auf des Jägers runden Bauch
sie erreichte fast den Teich.
–
Und die Moral von der Geschicht‘
schieß‘ nicht mit Brot im Mund
und ohne Not einen Adler tot
das rächt sich.
Wie schwer es mir fällt
Gegenwärtiges
bewusst zu erleben
mein Verstand liebt zu wandern
in Zukunft und Vergangenheit
zu schweben.
Der Tag fühlt sich an
wie ein improvisierter Tanz
schwere Aufgaben fallen leicht
vom Kopf in die Füße klingen
seicht schwingende Liebesgrüße
des Herzens zum Bauch unverbraucht
kreuz und quer schüttelnd
an den Naturgesetzen rüttelnd
Beine schlagen Haken
die Arme tragen einen Flik Flak
die Hüften bebend
im Takt schwebend
der Bauch singt
mit weit geöffneten Mund
ein Lied erklingt
laufend
springend
über den Bürgersteig
hallt es weit und breit
inmitten der Leute
alles kann gelingen
nichts misslingen
heute.
Im November
früh am Morgen
schwimmt im kalten
Fluss ein nackter Mann
sinnt im Wasser gelegen
wann er seinen Weg fand
mit Genuss im Nieselregen
gelassen, ruhig und leise
bewegend nur im Kreise
dem Strom entgegen
trotzt den Gewalten
ob ohne Sorgen
im November.
Ich seh dich sitzen
genüsslich eine Zigarette rauchend
nachdenklich schauend
in meine Richtung
du siehst mich nicht
deine Augen leuchten
an einem anderen Orte.
Auf geht die Sonne
an bricht ein neuer Tag
in des Morgens golden Licht
des Winters Hauch
steigt Nebel wie Rauch
aus einem Schornsteine auf
taucht am Horizont
der Monde unter
dir die Sterne.
Wer du
warst
das bist du nicht
bist du
bloß gewesen
wer du
sein wirst
das weißt du nicht
wird sich erst
ergeben
du
bist
die Gegenwart
ist
dein
Leben.
Bald
sind nackt die Zweige
zu neige
geht der Herbst
am dunklen kalten Tage
zeigt sich das warme Herz
tritt
Schritt für Schritt
das wahre Ich ans Tageslicht.
Eines Abends im November
gedankenschwer
fällt ein Blatt zu meinem Fuße
eine blätterlose Weide über mir
unter mir spiegeln sich
Lichter im Flusse
mitten in der Stadt
menschenleer
über jene Brücke
schreitet wer
unter jener Brücke
fährt ein Schiff
Richtung Meer
treibt das Buchenblatt.
Was ich nicht kontrollieren kann
nimmt in der Nacht überhand
es tritt zutage
was ich am Tage nicht ertrage
ich lasse zu, was ist
nehme hin, wie es ist
lasse los
ohne Plan und ohne Ziel
nichts ist zu groß
ohne Denken ins Gefühl
kein Kalkül
ich fühl‘ anstatt zu negieren
lass Momente regieren
bin für Angst und Trauer bereit
für Freude und Ausgelassenheit
ich bin ohne Frage nach dem Sinn
wenn ich meine Zweifel tanze
mich nicht hinter ihnen verschanze
wenn ich träume
wenn ich schlaf
bin ich mir wirklich nah?
Die Traurigkeit kommt
im ruhigen Moment
wenn ich nichts und niemanden
meine Aufmerksamkeit schenk‘
im Augenblick der langen Weile
wenn ich nicht eile
und mit ihr Hand in Hand
kommt die Angst
ich heiße sie willkommen
mit frohem Herzen
denn endlich
fühl‘ ich meine Schmerzen.
ang
——st
———eht
Wo
——vor
! Hinein !
a
—n
——g
——-st
da
—-vor
da
—-! von !
Star
——rk
stumm
WUT!!!
WUT!!!!!!
WUT!
angstWUTangst
Wieso es ist, dass Bälle
prallen, nicht aber fallen
von der Erde ins Weltall,
weshalb es ist, dass Menschen
gefallen und nachhallen
lauter gar als mancher Schall
warum es ist, dass Fragen
stehen und gehen,
je älter man wird.
Die Blätter färben sich und fallen
liegen leblos bald am Boden
eines fällt mir in den Schoß
sanft fiel groß von oben
des Ahorns Blatt
dunkelrot
des Ahorns Blatt
fiel sanft, fiel es von oben
in meinen Schoß ruht still
ein Fuß nackt auf‘m Boden
Blätter segelten, fielen von oben.
Durch die Blätter scheint das Licht
das der Waldesboden bricht
und zurück zum Himmel schickt.
An diesem sonnigen Tag
im frühen Herbst
sitze ich im leichten Winde
auf Metall, wie es hallt
unter meinen Fingern
die klopfen sanft und stark
im Wechsel die Beine
ausgestreckt und angewinkelt
sitze ich sicher nah am Rand
den Rücken an der Wand
während ich mit mir winde
die rechte Hand baumelt
über dem Hang
die linke ruht in der Jackentasche
eine Kastanie
ich könnte aufstehen
ich könnte balancieren
an diesem herrlichen Tag
im frühen Herbst
wärmt die Sonne leicht
so wie der Winde weht
gesammelte Regentropfen bewegt
die Äste biegen weich
hier sitz ich früh und spät
bis ich balanciere.
Ich gehe weit und weiter
ohne Ziel
was ist der Sinn
ich treibe immer weiter
bis ich angekommen bin
an dem Ziel
das keines ist
treibe weit und weiter
ungewiss
wo ist der Sinn
hab‘ kein Ziel
bis ich angekommen bin
an dem Ziel
das keines ist
wie wunderschön
das Leben ist
ohne Ziel und ohne Sinn
ganz gewiss
wenn ich angekommen bin.
Der Sommer schien vorüber
der Herbst fing gerade an
kam der Sommer wieder
der Herbst blieb angefang‘.
–
Eicheln fallen nun
in sommerlicher Luft
der Duft des Schmerzes
der Ruf des Herbstes.
–
Vielleicht und weder noch
doch kein Ende
kein Anfang
zwischen
uns
Regen fällt
herab
aus dem Himmelsweiß
–
ich tret hinaus
hinein in den fallenden Regen
wie warm der Wind
–
hinauf schaue ich und
mit offenem Mund
dem Regen entgegen
–
schmecke ich
das Leben
Ich will nicht
nein
ich will nicht
will nicht
auf keinen Fall
–
wie schön
es ist
so schön
–
will nicht
auf keinen Fall.
Die Menschen kommen nach Haus
von der Arbeit nach dem Einkauf
was der Abend bringen mag
ob jemand auf sie wartet
nach diesem langen Tag
–
trägt die junge Frau
gelbe Blumen heim
er läuft in sie hinein
auf dem breiten Bürgersteig
sein Blick gerichtet nach oben
diese wunderbare Färbung
seine blauen Blumen
verteilt auf dem Boden
ihre gelben ebenfalls
–
gleichwohl lacht sie laut auf
und formt strahlend
einen leuchtend
blau-gelben
Strauß.
auf Zehenspitzen
stehe ich
wo du mich
stehen ließest
–
vor mir der Wald
der gefallenen Bäume
hinter mir die Stadt
der gelebten Träume
–
auf Zehenspitzen
gehe ich
auf dem Laub
des letzten Jahres
–
ich war vieles
Hallo zusammen,
und es ist schon wieder Donnerstag. Heißt: Podcast. Folge 8. Die weite Welt. Und zwei weitere Gedichte.
Reinhören hier:
Ich freue mich über Kommentare. Und Überhaupt!
Vielen Dank
Euer
Fritz Sebastian Konka
Auf Backstein
lieg‘ ich
auf dem Rücken
ich fühl‘
den harten Untergrund
so sanft
ein Vöglein singt
entzückend
harmonisch leicht
im Hintergrund
rauscht
der Wald zart
in den Bergen
treibt
eine weiße Wolke weich
vorbei
dem blauen Himmelsgrund.
Es weht der Wind
weht in den Bergen
der Wind dreht
in den Bergen
fängt sich im Gesicht
dreht der Wind
fängt sich im Genick
bleibt stehen still
geht nicht der Wind
geht in den Bergen
geht der Wind
fängt sich im Gras
am Gipfel
es weht der Wind
weht in den Bergen
Vor mir das dunkle Feld
Tiere schlafen unruhig
der Mond thront hell
wandert schnell
über die Berge
inmitten der
Sterne
lieg‘ ich wach
denk‘ quer nach
über die weite Welt
all die Möglichkeiten
Tiere schlafen unruhig
vor mir das dunkle Feld
Hallo zusammen,
die siebte Folge meines Podcasts ist online. Sie ist nach einem der drei Gedichte, die ich in dem Podcast vortrage, benannt. Die anderen beiden sind „Das Lachen des Spatzes“ und „Die hinabstürzenden Tauben“.
Und der Podcast geht so:
Danke.
Tue es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka
Ich
flüchte
sogleich
wohin
er sich wohl
flüchtet
ob ich mich
erinnern
will
er sich
wohl nicht
dorthin
kann ich
nicht
er.
Moin zusammen,
dieses Mal pünktlich zum Donnerstag, der neue Podcast:
Kurz und knapp. Dieses und jenes.
Ideen, Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge immer her zu mir. Ich werde sie gerne berücksichtigen.
Danke.
Tue es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka
Wolken spiegeln weiß
auf dem stillen See
ziehen Küken Kreise
folgen früh bis spät
–
am Ufer ruhen Enten
im Schatten eines Baums
weiße Samen schweben
wie Schnee in einem Traum
–
durch die Lüfte früh bis spät
landen sanft auf einem Kreis
den ein Küken zieht im See
in seinem weißen Federkleid.
Da ist Dunkelheit und Glanz
da ist Vorfreude und Angst
da ist Stillstand und Tanz
zwischen beendet
und begonnen
auf dem Pfad
im Gelände
am Anfang
am Ende
zwischen
all den
Wegen.
Ich liege verdeckt
im hoch geschossenen Gras
die Beine ausgestreckt
die Arme von mir gestreckt
mit geschlossenen Augenlidern
von innen rötlich gelb
das grelle Sonnenlicht wärmt
wie der weiche Boden
unter meinem Körper wiegt
leicht nachgibt
kitzelt der Atem der Natur
Verbundenheit
keine Grenze über mir
wach ich oder träum ich
zieht es mich empor
als würd‘ ich schweben
auf dem Rücken liegend
die Handflächen nach oben.
Wie ein breiter Bach jener flache Fluss
hinüber führt diese alte Brücke
auf ihr stehen schiefe Häuser
schließen ohne jede Lücke
von dem höchsten Dach
stürzt eine erste Taube steil hinab
–
fängt fein sich auf
fängt fein sich ab
stürmt erneut hin
aufs höchste Dach
gurrt und schaut hin
ab mit Genuss in
Richtung Fluss
fängt fein sich auf
fängt fein sich ab
–
nun tut eine zweite Taube es gleich
derweil kühl ich meine Füße seicht
watend im flachen Fluss
und schaue mit Bedacht
hoch zum höchsten Dach
zu den hinabstürzenden Tauben.
Ich sehe in die Gärten
von Menschen unbekannt
ein Auszug des Charakters
des Naturs wilde Hand
–
bestaune ich vom Rand des Vordachs
auf dem ich bis eben schlief
meine Füße baumeln tief
ein Spatz landet neben mir und lacht
–
ob meines Versuchs zu ordnen
was nicht zu ordnen ist
ob der Schönheit dieses Morgens
der Sonne ins Gesicht?
Moin,
zwei neue Folgen meines Podcasts sind online.
Folge 4:
Folge 5:
Nicht wie versprochen am Donnerstag der letzten Woche, nicht einmal am gestrigen Donnerstag. Also doppelte Verspätung. Sorry. Aber dafür gibt es nun auch eine doppelte Folge. Und wieder up to date.
Yeah!
Worum es in den Podcasts ungefähr geht:
Ich trage die Gedichte der letzten zwei Wochen vor. Kennt der aufmerksame Leser zwar vom Blog, aber nicht so. Und eine Frage stelle ich euch jeweils auch noch. Also reinhören.
Danke.
Tue es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka
Wenn am Tag ein Gewitter
in der Luft liegt
doch nicht einmal
ein Regentropfen fällt
und am Abend Regen
niederprasselt
aus scheinbar
heiterem Himmel fällt
zeigst du mir den Regenbogen.
Nimmer werd ich müd
vom Wind und seinen Spuren
fängt sich in den Blättern
nimmer werd ich müd
fängt sich in meiner Haut
ach, wie wohlvertraut
nimmer werd ich müd
hinterherzuschauen
hinterherzulauschen
nimmer werd ich müd
ach, wie die Blätter rauschen.
Wie still das Wasser sich bewegt
sich kaum merklich neigt noch hebt
wie es den Himmel spiegelt
wie es ihn bewegt
wie es
die Trauerweide küsst
zurück
wie
der Schwimmer
auf dem Weg
zu seiner Mitte
ist.
Sie spazierten
zogen ihre Schuhe aus
stehen nun zusamm‘
im Wasser bis zu den Knien
Hand in Hand
wie sich wohl
ihre Liebe fand
und schauen
vom Rand des Stadtparksees
hinüber
zum anderen Ufer.
Es war einmal ein Fisch
der war sehr sehnsüchtig
er wollte gerne fliegen
drum fing er an zu üben.
Bald verschwamm das Meer
denn nun verbrachte er
die Zeit gänzlich in der Luft
berauscht von all dem Duft.
Zum Vogel war er dann geworden
doch der Fisch in ihm nicht gestorben
er sehnte sich zurück von oben
zurück auf den Meeresboden.
Ein Sommerabend zwischen neun und zehn
aus offenen Fenstern weh‘n
Fernsehgeräusche
mahnende Worte
und Zigarettenrauch
vom Balkon gegenüber
schaut ein Mann
zu mir herüber,
Blicke treffen sich,
ich hab ihn lang nicht mehr geseh‘n,
und wenden sich ab
zu zwei Vögeln, die fliegen davon,
begleitet vom Gesang ihrer Artgenossen,
im Hintergrund Motorengeräusche,
das Rauschen der Straße,
die Geräusche einer Feile,
über allen, der Himmel, weich.
Noch werden
die Tage länger
nicht mehr lange
das Licht der Sonne
rötlich weich
es weht kein Lüftchen
weit und breit
der Himmel
Äste stehen still
als hielten sie an
ihren Atem.
Rote Blätter einer Buche
hängen tief herab,
streben gen Erde
mit sanfter Schwere
schaukeln vor und zurück,
unter ihnen das hohe Gras,
das ebenfalls im Winde wiegt,
das gen Himmel sieht,
sehnsüchtig nach Verbindung,
säße ich nicht hier,
stünde ich dort
im hohen Gras,
reckte mich,
auf nackten Zehenspitzen,
streckte mich,
so hoch ich könnte,
erreichte ich mit einer Hand
und letzter Kraft
vielleicht
einen Ast
und
seine Blätter.
Heute als erste Tat
nach dem Aufstehen
atme ich mit Bedacht
die Luft des Morgens,
nehme bewusst
Abschied von dieser Nacht,
erwarte
den Morgen,
den Tag,
was kommen mag.
Heute als letzte Tat
vor dem Schlafengehen
atme ich mit Bedacht
die Luft des Abends,
nehme bewusst
Abschied von diesem Tag,
erwarte
den Schlaf,
die Nacht,
den kommenden Tag,
Ein Baum steht dort
er steht dort schon seit langem
er stand dort schon vor Jahren,
stets war ich vorbeigefahren.
Letzte Woche hielt ich an,
widmete mich seiner ganz,
fragte mich, wie alt er ist,
warum er wohl am Leben ist.
Ich ging um ihn herum,
lehnte mich an seinen Stamm,
klopfte sacht und schaute
aufmerksam an ihm entlang
bis zu seiner Krone,
fühlte seine Blätter,
sie waren nass und warm.
Ich trat ganz nah an ihn heran,
und näher, nahm ihn in meinen Arm,
meinen Atem warf er mir zurück,
ich setzte mich zu seinem Fuße,
verabschiedete mich mit einem Gruße,
winkte und wünschte Glück.
Ein Baum steht dort
er steht dort schon seit langem
er stand dort schon vor Jahren,
heute bin ich vorbeigefahren.
Ob du willst
oder nicht,
dein Ich
kennt immer
eine nächste
Schicht,
traust du
dich?
Der Himmel voll von Wolken
die nebeneinander stehen
die ineinander übergehen
weiß, einzeln, grau
das Himmelsblau ist
nicht zu sehen
und ist doch da
und ist doch nah
hinter all den
Wolken.
Ich frag nicht mehr
warum
nicht mehr
wieso oder
weshalb
zumindest nicht mehr
jede Stund‘.
Das Licht des Abends
lichtet sich
was du wohl tust,
das frag‘ ich dich,
just in diesem Moment
ob du schon schläfst
oder noch wachst
ob du genießt
allein oder zu zweit
in die Ferne siehst
ob du denkst
oder bist
einem Gedanken
nachhängst
wer du bist.
Wenn ich
angekommen bin,
fühle ich den Wind,
wie er zärtlich,
wie er sacht,
mich kitzelt,
mich anlacht,
wie er zeigt,
dass alles
Leben
ist
Wiederholung
in Bewegung
ist.
Und ich sehe,
wie die Blätter
tanzen,
tanzen im
leichten Wind
an den schmalen
Ästen, die ihr
zu Hause sind.
die Stille am Morgen
nach dem Sturm
des Unbewussten
verborgen
ein leise Ahnung.
Die Helligkeit
des Morgens
an jenem neuen Tag
der frische Duft
nach Regen
in jener vergangenen Nacht
zogen Wolken
fantastisch
um den leuchtenden
Mond, der voll
am Himmel stand,
und regneten
herab.
An manchen Tagen
ist
kein Wort
ist
schlicht.
Ich lese meine Zeilen,
die ich gestern schrieb,
nicht ein Gedanke blieb
erhalten.
An einen Tagen
steht eine Mauer dort,
wo gestern
nichts war,
unsichtbar
unüberwindbar.
An anderen Tagen
macht sich dort,
wo gestern
eine Mauer war,
Freude breit
und Ausgelassenheit.
Moin,
mein dritter Podcast ist online:
Wie versprochen am Donnerstag. Gefeiert muss das werden, also:
Yippie, yeah!!!
In dem Podcast passiert nicht viel, kennt ihr ja, aber was passiert?
Das:
Ich stelle euch eine Frage – Vorsicht das Thema des Podcasts spoilert – und trage fünf meiner Gedichte vor („Wenn ich fühle, wenn ich denke“, „Wie am ersten Tag“, „Ein ruhiger Moment“, „Mein Kern“ und „Bittersüßer Übergang).
Und ihr jetzt alle so:
Kenn ich doch alle schon!
Und ich jetzt so:
Ja, aber nicht so!
Und ihr jetzt alle so:
Kenn ich alle noch nicht.
Und ich jetzt so:
Na dann!
Mache ich nun also tatsächlich wöchentlich, dieses Podcast-Dings.
Danke! Danke! Tut es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka