Träume groß
in kleinen Schritten.
Träume groß
in kleinen Schritten.
Prolog
Der Morgen beginnt um 4:45h mit einem halben Gedicht.
„Bevor ich aufwach
träum ich mich
zurück zu wir.“
I.
Dieses Lied in meinem Kopf. Ich kenne es. Und kenne es nicht. Ich tanzte dazu. Vorgestern. Allein. Mit all den anderen. Und geschlossenen Augen. Und in die Höhe gestreckten Armen. Ob sie tatsächlich so wunder-, wunderschön ist? Interessiert mich nicht. Eigentlich. Und frage es mich doch.
II.
Dieses Lied in meiner Küche. So laut es geht. Ich schwitze. Allein im Takt der Bassline. Ob es Lina tatsächlich gibt? Interessiert mich nicht. Eigentlich. Und frage es mich doch. Meine Kaffee in der Hand als Bierersatz. Verschüttet auf dem Küchenboden.
III.
Dieses Lied auf meinen Ohren. Dieses Lied. Wieder und wieder. Ich stehe vor dem Spiegel. Gefalle mir. Obwohl ich anzog, was rumlag. Weil ich anzog, was rumlag. Ungeduscht. Und los. Ja, das bin ich. Auch. Eines Tages werd ich alt sein.
Epilog
Der Morgen endet um 9:49h. Ich sitze im Bus. Und es gibt „Sushi“. Auf die Ohren. Ich schreibe.
„Bevor ich aussteig
träum ich mich
nach vorn zu dir.“
Prolog
Heute überquere ich die Elbe.
I.
Der Vergangenheit tief in ihre blauen Augen gesehen. Sie sah zurück. Und erzählte ihre Geschichte. Sie reichte bis in die Gegenwart und glich der meinigen. Beinahe wäre sie ich geworden. Zu einer anderen Zeit wäre sie das.
II.
Der Gegenwart tief in ihre grünen Augen sehen. Es ist unsere Geschichte. Sie erzählt ihre. Ich erzähle meine. Es bleibt unsere Geschichte. Bis heute. Nehmen wir Momentaufnahmen mit.
III.
Der Zukunft werde ich tief in ihre braunen Augen sehen. Sie wird zurücksehen. Und eine Geschichte erzählen, die nie gewesen sein wird. Nur an einem anderen Ort gewesen wäre. Nur an einem anderen Ort sein wird. Fernab von hier wird sie sein.
Epilog
Heute überquerte ich die Elbe.
Vor dem Krankenhaus
stehst du und rauchst
vor dir lärmen Autos
du bist alt geworden
dein abwesender Blick
streift meinen
du erkennst mich nicht
wie lange es wohl her ist
wir gingen auf dieselbe Schule
du trittst deine Zigarette aus
und zündest eine neue an
die Arbeit kann warten
denke ich und
überquere die Straße
plötzlich rufst du mir zu:
„Du bist aber alt geworden.
Ich habe dich gar nicht erkannt.“
@das_lyrische_foyer (siehe Instagram) stellt sich vor:
Lyrik trifft Musik trifft Mensch.
Immer am letzten Donnerstag im Monat, erstmals am 29.9.2022, werden sich in der @kunstklinik.Hamburg (siehe Instagram) unter meiner Moderation mir zwei Lyriker:innen und ein:e Musiker:in treffen.
Jeder Abend soll unter einem Thema, zB Sehnsucht, Liebe, Freundschaft, Tod, Angst, Alltägliches, Geschichten, Erinnerungen, Freude, Wut, Melancholie, Kindheit, stehen.
Die Lyriker:innen lesen gegenseitig ausgewählte Texte. Und zwar einmal die fremden, einmal die eigenen. Jeder Text wird also zwei Mal gelesen. Dazwischen wird musiziert. Außerdem wird über die Texte unter Einbeziehung der Zuschauer:innen gesprochen. Die Zuschauer:innen können also Fragen stellen zu Texten und Liedern bzw. ihre Emotionen und Assoziationen zu den Texten und Liedern mitteilen und so in den Austausch mit den Künstler:innen kommen.
Pro Abend sollen drei Zuschauer:innen die Möglichkeit bekommen, ein Gedicht zum jeweiligen Thema des Abends vorzutragen. Die Einreichung der Gedichte erfolgt über den Instagram-Kanal @das_lyrische_foyer per Direktnachricht. Die Auswahl der drei Gedichte erfolgt durch mich.
Anmerkung:
Es ist alles noch in der Planung und vorläufig. Die Reihe wird ziemlich sicher umgesetzt, die Frage ist nur, in welchem Rahmen. Dafür brauchen wir auch eure Unterstützung, Ideen und Anmerkungen.
Lange
tat ich
aber sprach nicht
darüber
lange
sprach ich
aber dachte nicht
nach worüber
nun denke ich
lange
spreche ich nicht
lange nun denke
ich
tue nicht
im Zweifel
bis dort
wo du dich
sicher fühlst
wirst du geliebt
und bleibe
dort im Zweifel
bis du dich
liebst wie sie.
Du setzt dich auf die Stufen
am Jungfernstieg
direkt neben mich
vielleicht etwas
zu offensichtlich
–
Du schaust auf die Alster
denkst aber
bestimmt an etwas anderes
vielleicht an mich
so wie ich an dich
–
Du nimmst einen Zug
aus deiner Zigarette
erwiderst dann
meinen vielleicht etwas
zu offensichtlichen Blick
–
Ich lehne schweigend ab
obwohl ich tatsächlich will
nur was eigentlich
und genieße weiter still
den Rauch deiner Zigarette
–
dann gehst du
nach einem letzten Lächeln
und nimmst
meine Gedanken mit
an eine gemeinsame Zukunft.
Mein erster Gedichtband mit 100 Gedichten aus den Jahren 2019-2021 jetzt nicht mehr nur in meinem Shop, sondern auch überall im Buchhandel erhältlich.
Und zudem als E-Book gerade für den absoluten Aktionspreis von nur 3,99€. Wenn das mal kein fairer Preis ist. Ich freue mich über jede einzelne Bestellung sehr und noch mehr über Rückmeldungen. 🙂
Habt es gut!
Euer
Fskonka
heute Nacht
wäre gern der Fels
in der Brandung
an dem das Wasser bricht
sollte eigentlich schlafen
Kann es nicht
einen Atemzug
frischen Wind
später
erinnere ich dich
und daran
dass wir nie zusammen
am Meer waren.
Wo?
Das letzte Mal
getanzt
wie einst auf dem Dorf
in der Disko
Wann?
Das letzte Mal
geknutscht
wie früher in der Schule
aufm Klo
Wo?
Das letzte Mal
geträumt
wie damals aufm Dach
jenes Lupos
Wann?
Heute Nacht.
Mit dir.
Wo?
In den Zeilen
hier.
Heute mach ich blau
wie ferris und klau
Ideen und Zeit
die niemanden gehört
–
hau Graffiti ungestört
an edelweiße Wände
die Schablonen lieh mir Banksy
ich will sexy
–
wie Hank Moody sein
tret den Scheinwerfer ein
eines Porsche Cabriolets
das am Straßenrand steht
–
dreh auf die Anlage
eine sonnige Nacht
verspricht die Spritztour
durch die Nachbarschaft
–
mit 25 km/h quer durchs Land
bis auf den schauinsland
und dann weiter wie Thees
mit dem Mofa nach England
–
in London bare knuckle
mit Brad Pitt, ich geh k.o.
nice guys finish last
ist halt so
–
Das Mofa verkauf ich in Notting Hill
nehm zurück den Flieger
neben mir sitzt Hugh Grant
Julia Roberts wär mir lieber
–
Morgen mach ich wieder blau
wie Ferris und Klau
mir ein Leben
das mir bald gehört.
Hier passiert nichts
außerdem nichts
passiert hier
nichts
passiert hier
außer dem nichts
passiert hier nichts.
Mein zweiter Gedichtband ist jetzt im Shop erhältlich.
Er umfasst Gedichte aus den letzten sechs Monaten, dir unter der folgenden übergreifenden Erzählung stehen:
„Jemand ist ein Mittdreißiger. Ist ich. Ist du.
Jemand schreibt Gedichte.
Jemand ist erwachsen. Ist sich entwachsen. Ist sehnsüchtig.
–
Und reist an Orte. Ist an Orten. Am Morgen. Am Tag.
Am Abend. In der Nacht.
Und trifft Menschen. Sie und dich. Die große Liebe.
Und trennt sich.
Und trifft Menschen. Sie und dich. Liebe auf den ersten Blick.
Und wird getrennt.
Am Abend. In der Nacht.
Und reist an Orte. Ist an Orten. Am Morgen. Am Tag.
–
Du stellst jemand Fragen. Und dir. Und mir.
Du schenkst jemand Einsichten. Und dir. Und mir.
Du bist mit jemand. Und jemand ist nicht mehr allein.“
Eine (Liebes-)Geschichte von jemand und du. Erzählt in 125 Geschichten und 17 Fragen. Von jemand für dich.
Euer
fskonka
In der Stunde am Morgen
in der die Stadt noch schläft
in der Stunde am Morgen
bevor die Sonne aufgeht
–
trink ich in der Stille allein
meinen schwarzen Filterkaffee
träum mich in der Stille allein
aus der Stadt bis an die See
–
in der Stunde am Morgen
in der die Stadt noch steht
in der Stunde am Morgen
bevor die Nacht vergeht.
Am Abend liegen die Blätter
auf dem Bürgersteig
sie fielen am Tage oder davor
mein Bier schmeckt schal
wie abgestandene Gedanken
Es sehnt mich nach einer Zigarette
Durstet mich nach einer Berührung
Zufällig im vorbeigehen
Von wem ist mir gleich
ziehen die Kraniche gen Süden
ich bin müde und warte
ob sie mich mitnehmen.
Was in ihm
vor sich geht
fragte sie
er schwieg
und setzte sich
auf eine Bank
mit dem Rücken
zum Schweriner See
sagte dann:
„Wenn ich
eine Heimat
hätte
ich Heimweh.“
All jene
kleinen Momente
in mir und nur in mir
wie jede
feine Erinnerung
in mir und nur in mir
all diese
wahren Augenblicke
in mir und nur in mir
sie werden gehen
mit mir.
Irgendwann.
auf der Fensterbank
immer und ganz
besonders im Winter
wenn eine Heizung
von unten wärmt
die nackten Füße
und draußen fällt
Schnee.
Wenn dich jemand
unvermittelt
ins Wasser
gestoßen hätte
würdest du
die Verantwortung
auch nicht
bei dir suchen
oder lange
mit dem Schicksal hadern
würdest nicht still
auf Rettung warten
bis du untergehst
sondern du würdest
schwimmen
Richtung Ufer
es zumindest versuchen
und dich dabei
nicht schämen
laut um Hilfe zu rufen.
ob es ihm nicht schmeckt
oder hat es er vergessen
nun nippt er nicht mal mehr
sein abwesender Blick
die Freunde längst gegangen
was er jetzt bräuchte
eine rote Gauloises
–
erinnert dich an Zeiten
lang vergangen
Nächte
die begannen
in verrauchten Kneipen
und nicht endeten
niemals endeten
endeten die Zeiten
–
immer noch halb leer das Glas
sein Blick bleibt nicht haften
streift deinen
in der Vergangenheit
du reichst ihm
eine rote Gauloises
bevor du nach Hause gehst
es war deine letzte.
ohne Tat genügen
ohne Plan
mit Vergnügen
Gedanken
frei aufsteigen lassen
gleich einem heißen Luftballon
kein halten
und kein greifen
bloß schauen
wie sie entschweben
dem Horizont
entgegen
und
ankommen
für diesen Moment
beim Atem
in diesem Moment
ankommen.
folgt mir
mal breit wie eine Straße
scheint mir
weit die Sicht
mal schmal im Dickicht
führt mich
in Dunkel zwischen Licht
ein Weg
bis zur nächsten Biegung
–
mal renn ich
und mal bleib ich stehen
halt inne
um in Gedanken weiterzugehen
mal bieg ich ab
und Zeit vergeht
in der ich ärgerlich bereue
mich trauernd scheue
mir einzugestehen
weiter geht es nicht
–
doch auch dies hier
ist ein Weg
ist es auch
wenn ich zurückgeh
zur letzten Biegung
geh ich nicht
ich sitze hier und warte
dass nichts passiert
–
bis ich versteh
passieren wird es nur durch mich
mein Weg ist es niemals nicht
und traue mich
zurück
zu trauern
zurück
gehe
ich
mein Weg
bis zur letzten Biegung.
der Frühling genauso schön
ohne den Winter
wäre er?
„Wieviel wiegt
eines Menschen Seele?“
So viel wie
ein Regenbogen
antwortet sie.
„Du bist Berlin und ich Paris“
waren deine letzten Worte
bevor du mich verließt.
Theodor Storms
graue Stadt am Meer
zwischen Heim- und Fernweh
schwank ich hier wie er
–
in seiner Gasse
–
setz ich mich still
auf dem kalten Asphalt
wärmt die Sonne bald
den gefallenen Regen
–
wie im April
–
wechselt mein Innenleben
gelehnt an einer roten Backsteinwand
reiche ich seiner Vergangenheit
die Hand reicht er
–
zurück
–
wank ich bis zum Gang
zwischen Schloß und Markt
leg mich schließlich hin im Park
schau an den Bäumen in die Höh
erfüllt mit Wehmut
–
war sein Weg.
Ich atme mich allein
in diesen Tag
ich trage mich allein
durch diesen Tag.
–
Setze mich auf diese Bank
schaue still aufs Meer
setze mich auf jene Bank
mein Kopf gedankenleer.
–
Lege nackt mich in den Sand
Wind kitzelt meine Haut
atme eine und atme aus
meine spinnenden Gedanken.
–
Spaziere nackt hinein ins Meer
denke an McGinley und wie sehr
unnatürlich es ist
angezogen zu sein.
–
Ich trage mich allein
durch diesen Tag
ich atme mich allein
aus diesen Tag.
Auf einer weißen Bank
oberhalb des Strands
aber vor den Dünen
schau ich den Wellen zu
wie sie brechen
noch ist Ebbe
bald ist die Flut.
–
Ab und an gehen Menschen
auf der Promenade vor mir entlang
fast alle zu zweit und älter als ich
selten Hand in Hand
sie beachten mich nicht.
–
Mal schaue ich ihnen
hinterher
und frage mich
wie er wohl wär
wenn er nicht
mit ihr zusammen wär.
–
Frage mich
wie sie wohl ist
wenn sie wütend
auf ihn ist und
ob sie glücklich
mit ihm ist und
ob sie glücklich
ist mit sich.
–
Frage mich
ob ich es bin
und gebe mich
wieder meinem Atem
und schließlich
meinen Beobachtungen hin
Ich steh auf einer Brücke
am Bahnhof in Klanxbüll
zwischen zwei Gleisen
das eine führt nach Sylt
–
unter meinen Füßen
rauscht ein Güterzug vorbei
drückt nach oben warme Luft
strömt an mir vorbei
–
ich würde gerne springen
auf das Dach
wie in so vielen Filmen
und denke nach
–
wie ich wohl fiele
wenn ich spränge
was ich mir täte
was gewönne
–
wenn ich reiste
als blinder Passagier nach Sylt
auf dem Dach
ich denke nach.
Ich war hier
zuletzt vor sieben Jahren
damals blühten
jetzt fallen die Kastanien.
–
Ich fühle die Bewegung
fühle auch die Angst
und trotzdem wage ich
diesen nächsten Tanz.
–
Das Schloss im Blick
und auch das Amtsgericht
vom Spielplatz her tönt Kinderlärm
wer sie und wir wohl heute wären
–
wenn du damals
nicht zu mir gehalten hättest
wenn du damals
mit ihm gegangen wärest.
Alternative Enden
enden alternativ enden
alternative Enden
–
Du und ich
oder er und du
oder weder noch
–
wählst du.
Du liest mich nicht
zwischen den Zeilen
du fühlst mich nicht
zwischen den Zeilen
existiere ich nicht für dich
zwischen den Zeilen.
Es regnet nicht und doch fällt Regen
der in der Nacht auf Blätter fiel
in gelegentlichen Tropfen
gleich einem unsteten Klopfen
–
und weht der Wind, fällt Regen
der in der Nacht auf Blätter fiel
in einem heftigen Guss
gleich einem wilden Kuss
–
und inne hält der Wind
still und ruhig die Blätter
auf die in der Nacht Regen fiel
in einem heftigen Unwetter
–
fällt neuer Regen nun auf Blätter
auf die in der Nacht Regen fiel
leicht biegen sich die Blätter
ich denke wieder viel zu viel
–
wie ich klopfte an deiner Tür
an unseren ersten Kuss
wie du mich sahst mit ihr
an unseren letzten Kuss.
Die Sonne ging unter
du gingst mit ihr
obwohl ich nicht verstand
warum folgte ich dir.
–
Wir diskutierten auf dem Weg
über meine Verantwortung und deine
über die der Politik
über Wasserwerfer und Steine.
–
Du warst dir sicher
dass die Welt noch zu retten ist
ich war mir sicher
dass ist sie nicht.
–
Vor deinem Haus
stritten wir noch lange
du küsstest mich zum Abschied
versöhnlich auf die Wange
–
und drücktest mich so fest
hättest mich beinahe zerquetscht
ich wusste nicht, wie mir geschah
du warst mir näher als nur nah
–
dann sah ich ihn am Fenster stehen
drückte mich los, raunte „Auf Wiedersehen“
hinter der Hecke blieb ich stehen
hörte den Schlüssel im Schloss drehen.
–
Ich wollte nicht und schrieb dir doch
von blauen Flecken und einer Erde
die auch ohne Menschen
gut zurecht kommen würde.
–
Du schriebst mir
das mit den Flecken wärst du nicht gewesen
und auf der Erde
werden immer Menschen leben.
–
Die Sonne ging auf
als ich nach Hause kam
waren meine Füße kalt
war mein Herz warm.
Ich wiederhole sie
wünschte
ich würde nicht
–
um mich
endlich loszusagen
dir geben
was sie mir gaben
–
wiederhole mich
wünschte
ich würde nicht.
Der Tod hängt über allem
hängt der Tod
über mir und über dir
hängt über allen
hängt der Tod
–
kommt mal leise angeschlichen
nach Jahren im tiefen Schlaf
und einem letzten Händedruck
den du ihr voll Liebe gabst
–
kommt mal plötzlich in dem Wissen
dass er viel zu früh ihn traf
beim Wandern ein Steinschlag
unerklärlich Jahr um Jahr.
–
Der Tod hängt über allen
hängt der Tod
über mir und über dir
hängt über allem
hängt der Tod.
–
Wie ein Stern am Himmel.
Ich änder mich
mit dir
änder ich mich
durch mich
änderst du dich
durch dich
änder ich mich
mit mir
änderst du dich.
–
Durch einander
mit
der Zeit
miteinander
durch
die Zeit
durch einander
Eine Feder fiel wohin leicht
aus der Luft
fing ich unbewusst
schweifend in Gedanken sie
wäre gelandet
im duftenden Gras
unerkannt läge sie
bis wann
im hohen Gras
wanderte ich den Fluss
entlang zur Quelle
ließ los erst dann
bewusst die Feder
fiel seicht und glitt dahin
flussabwärts
Welle für Welle
bis ich sie nicht mehr sah
nie wieder.
Hier sehnen sie sich
nach dem ersten Bier
in der Kneipe
nebenan.
–
Dort schwimmen sie
übers Meer
und kommen
niemals an.
–
Hier wie dort
die Hoffnung
auf ein besseres Leben
und endlich dann
–
öffnet
tatsächlich
die
Gastronomie.
Zu sehen ist sie nicht
zu erahnen ist sie.
–
Der graue Himmel bebt
ich schaue an einen Leuchtturm gelehnt
hinüber zum anderen Ufer der Elbe
und seh ein im Kreis drehendes Licht
–
während es donnert
während es blitzt
während es gießt wie aus Kübeln
–
verschwimmen Himmel und Fluss
drunter und drüber und gegenüber
poltern Regentropfen auf Autodächer
wie erbsengroße Hagelkörner
mein Kopf in deinem Schoß
–
Im Osten erwarten die Kräne des Hafens
jene flussaufwärts fahrenden Schiffe
deren Lichter gleich verschwunden sein werden
nie werd ich sie wiedersehen
–
während es donnert
während es blitzt
während es gießt wie aus Kübeln
–
startet aus dem drehenden Licht
eine Möwe in die bald so weißen Wolken
des dann so strahlend blauen Himmels
unter ihr die inmitten des Flusses liegende Insel
–
die nicht zu sehen ist
die nur zu erahnen ist.
Ich kenne dich nicht
aber diese Sehnsucht
in deinem Blick
nach etwas
das nicht ist
nach etwas
das nicht sein wird
diese Sehnsucht
kenne ich.
Am blauen Himmel zieht
ein Flugzeug weiße Streifen
so klar und so deutlich
als könnte ich sie greifen
wie schweifende Gedanken.
–
Ich sitze auf den Steinen
im Morgenlicht am Fluss
im Wissen, dass nichts muss
lausch ich mit Genuss
–
den Amseln und den Gänsen
wie diese landen, jene singen
den Glocken und den Booten
wie diese rudern, jene klingen.
–
In den Zweigen einer Weide
treibt im lauen Wind
ein Drache her und hin
ob das Kind ihn vermisst
in Gedanken bei ihm ist?
Sonnenlicht spiegelt sich
im Wasser der Elbe
ich liege am Strand
und denke dasselbe
–
wie beim letzten Mal
als ich hier war
den Schiffen hinterher sah
ich habe die Wahl
–
zwischen hier und dort
zwischen bleiben und reisen
zwischen mir und dir
während die Fragen kreisen
–
wer fährt warum wohin
wer gibt sich dem Momente hin
wer denkt still vor sich hin
wer lebt ohne Fragen, ohne Sinn
–
Auch am Ende denke ich immer dasselbe
vor mir die auslaufenden Wellen der Elbe
vor mir das gleißende Licht
ich denke an dich.
–
die unbeschwert brennen
unchoreografiert explodieren
sich vibrierend verrennen
im Moment der Ewigkeit implodieren
treiben durch den Schall tanzender Ekstase
rasen im Hall eines brüllenden Beats
der sich schiebt durch diese hämmernde Oase
aus fliegenden Händen
tropfenden Decken und drängenden Wänden
der sich verliert im dumpfen Klang
aufeinander prallender Körper und
brüllender Wörter
im Unsinn der langen Weile
als Summe einzelner Teile
eines Feuerwerks
nassgeschwitzter Ausgelassenheit
gegenwärtiger Glückseligkeit
–
ich vermisse diese Nächte.
Noch ist alles ruhig
die Sonne noch nicht aufgegangen
noch ist alles ruhig
der Tag ist noch nicht angefangen.
–
Noch schläft die Welt
schläft noch fest und tief
noch schläft die Welt
wie ich noch eben schlief.
Ich denke gehend
Gedanken gehen
denkende Gedanken
ich danke denen
gehenden Gedanken
denk ich gehend
Gedanken denkend
dank ich denen
gegangenen Gedanken.
Wenn ich
wenn du
wenn wir
–
wenn er
wenn sie
wenn ihr.
Du bist du
machst
was du willst
wechselst deine Launen
wie das Wetter
im April
sorgst du für Erstaunen
in sich gekehrt und leise
tanzt du wild und ausgelassen
auf die extrovertierteste Art und Weise
allein für dich
bist du unter uns
versunken
und
lebenstrunken.
Gerade
brauch ich Stille
Ruhe brauch ich
brauch Abwesenheit
von allem
zum Genuss
–
brauch ich nichts
als Nichtstun brauch ich
brauch das alles
gerade
und zwar
im Überfluss.
Eben noch in wachen Träumen
schau ich in den Himmel blau
vereinzelt ziehen Wolken
zu schnell, um sie zu deuten.
–
Unscharf tanzt der Schnee
im Vordergrund und
unscharf meine Gedanken
im Hintergrund und
unscharf fällt der Schnee
kaum merklich
manch Flocke steht gar
im wehenden Wind
–
vor den noch kahlen Bäumen
weder erwachsen noch Kind
sehnsüchtig in leeren Räumen
wartet warmherzig der Sinn
–
eben noch in wachen Träumen
auf der Straße fährt wer Rad
zur Arbeit durch den Schnee
eben noch lag ich wach
wiegst mich nun in deinen Armen
wohin der Wind mich trägt
wiegst mich nun in deinen Armen
ohne, dass ich je versteh.
ist heute
wieder mal
ist jetzt
wieder mal
denke ich
und
schreibe
ich
lebe
nicht
im Jetzt.
Feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
lang und weile
feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
in dieser Ode
an die Öde.
Zeit ist nicht.
Und ich wusste
du warst deiner Meinung
und ich fragte dich nicht
und ich sagte nichts.
–
Und du wusstest
ich war meiner Meinung
und du fragtest mich nicht
und du sagtest nichts.
–
Und als unsere Freunde
zu Besuch kamen
warst du seiner
und ich ihrer Meinung.
–
Und als sie gingen
warst du meiner
und ich deiner
Meinung.
Eile
eile
weg mit
der langen Weile
eile
eile
nur wohin?
Ich schaue rauf
ich schaue runter
es findet sich
hier
es findet sich
dort
ein Motiv
an jedem Ort.
Und ich gehe
und ich gehe
und ich gehe
durch die Stadt.
Sie machte Urlaub in Berlin
für eine Woche nur
und traf unmittelbar
bei ihrer Ankunft
einen Mann
der obdachlos war.
–
Die beiden kamen ins Gespräch
tauschten sich aus
sie brachte ihm Essen
tagein
tagaus.
–
Wie ehrlich er war.
Sie einte der Mut.
Wie ehrlich sie war.
Sie einte die Wut.
–
Nach ihrer Abreise
hielten sie Kontakt
per Telefon
es ging ihr schlecht
das ahnte er schon.
–
Zwei Jahre später
verstarb sie an Krebs
in einem Hamburger Krankenhaus.
–
Er hatte zuvor für Stunden
ihre Hand gehalten
und wollte nur
kurz Blumen
holen.
–
Er war den Tag zuvor
aus Berlin angereist.
Ich geh
mit offenen Augen
durch die Welt
weder gut
noch schlecht
es ist elf Uhr elf
kein Alltag
alle Tage
es sei denn
ich denke
ohne Frage.
Moin zusammen,
heute gibt es kein Gedicht.
Dafür will ich auf ein tolles gemeinnütziges Lyrik-Projekt zur Unterstützung der durch die Pandemie besonders betroffenen Obdachlosen aufmerksam machen.
So ist letzten Freitag die Anthologie „#Lockdownlyrik“ beim Trabantenverlag mit 100 Gedichten von 100 Autor:innen erschienen. Es sind unter anderem Texte von Sibylle Berg, Ulrike Almut Sandig und Thomas Gsella zum Thema Lockdown dabei (siehe auch: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen). Ich bin auch mit einem Text vertreten. Der gesamte Erlös des Buches geht an die Obdachlosenhilfe.
Das Buch ist infolge eines Aufrufes auf Instagram entstanden. Alle Autor:innen haben ihr Gedicht für den guten Zweck gespendet. Für weitere Informationen zum Projekt schaut auf der Hompage https://www.lockdownlyrik.de und dem Instagram-Kanal @lockdownlyrik (https://www.instagram.com/lockdownlyrik/?hl=de ) vorbei. Auch das Radiointerview des Initiators Fabian Leonhard mit Bayern 2 (https://www.ardaudiothek.de/aktuelle-interviews/lockdown-lyrik-fabian-leonhard-lyriker/86251798) ist sehr empfehlenswert.
Und jetzt kauft bitte alle diesen wunderbaren Band. Und zwar hier: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen
Der gesamte Erlös geht, wie gesagt, an die Obdachlosenhilfe! Erzählt es weiter und macht Werbung für dieses großartige Buch.
Folgt mir übrigens gerne auch auf Instagram (https://www.instagram.com/f_s_konka/?hl=de). Da trage ich unter anderem regelmäßig Gedichte vor.
Mit lyrischen Grüßen
Fritz Sebastian Konka
Jeden Tag
schlägt die Glocke der Kirche
einmal
auf viertel
zweimal
auf halb
dreimal
auf dreiviertel
viermal
auf voll
und
dann in
bis zu zwölf weiteren
Schlägen.
Es steht dort eine Wand
auf jenem Platz in Eppendorf
regelmäßig plakatiert
in schwarz und weiß und grau
doch heute strahlt sie Farben
in grün und gelb und rot und blau
strahlt sie Farben
und morgen kommt ein Mann
und plakatiert in schwarz und weiß
mit aller Ruh an die Wand
eine Sternschnuppe tragende Hand
sowie zwei Köpfe
die Ohr an Ohr klagend sagen
„Hör deinem Traum zu“
der linke Kopf
steht Kopf.
Vor dem blauen Himmel
ragt ein blauer Schornstein
in die Höhe
unter ihm die Stadt
über den grünen Deich
hin zum Elbwatt
wandert mein Blick weich
am weißen Leuchtturm vorbei
ziehen Kraniche trötend
in die Heimat zurück
setzt die Fähre über
des wartenden Pendlers
alltägliches Glück
geht die Sonne über
der Elbe nieder
der Tag ist vorüber.
Dir Zeit
zu nehmen
für dich
mir Zeit
zu nehmen
für mich
mir Zeit
zu nehmen
für dich
dir Zeit
zu nehmen
für mich.
Die Vögel ziehen
mit der Zeit
lassen sie sich nieder
ziehen sie wieder
mit der Zeit
ziehen die Vögel.
Aus der Quelle
fließt
des Lebens Fluss
fließt
um des Flusses Biegung
biegt
der Fluss des Lebens
fließt
ein und aus
des Lebens Fluss
zurück und hin
fließt dahin
das Leben
biegt der Fluss
ein
und
fließt
aus
zur Mündung hin.
In dem Hamsterrad
lauf ich nicht mehr
vielmehr geh ich achtsam hin
und gehe achtsam her
–
in dem Hamsterrad
bleib ich oft stehen
schaue auf und schaue ab
es ist so viel zu sehen
–
in dem Hamsterrad
ein sehr weiter Schritt
wie schnell es sich jetzt dreht
doch natürlich halt ich mit
–
in dem Hamsterrad
geh ich nun sehr schnell
sehe kaum noch was
von dieser schönen Welt
–
ich gehe immer schneller
merke nicht, dass ich schon lauf
bis ich stolper und ich falle
aus dem Rad hinaus
–
und wie ich liege so daneben
wird mir auf einmal klar
neben mir das Leben
wie unachtsam ich war
–
dieser Gedanke eben
gibt mir neue Kraft
auf zum nächsten Anlauf
in das Hamsterrad
–
nur noch langsamer
nur noch achtsamer.
Ich steh auf einer kleinen Brücke
schau dem Wasser zu beim Fließen
hör den Vögeln zu beim Singen
bald beginnt es hier zu sprießen.
–
Gestern noch lag Eis und Schnee
ein Tag wie tiefster Winter
heute weht ein lauer Wind
nimmt Abschied von dem Winter
–
gleicht einem Frühlingskuss
überschwänglich voller Lust
trifft sich unser Atem in der Luft
der Duft des Aufbruchs.
Wenn ich nichts fühl
denkst du
es geht mir gut
so ohne Gefühl
dabei fehlt
durch Prägung Mut
zu fühlen
was ich fühl
ob es Trauer ist
Angst oder Wut
und es nicht
nur zu denken
wie du
sachlich ist er
ein Mensch
wie du und ich
bin ich nicht
ich bin
nicht
ich
wie du
siehst
es
nicht.
Ich verliere mich
in mir
wär so gern
bei dir
ich verliere mich
in mir.
Zigaretten
auf dem Boden
verteilt
unachtsam
geflogen
auf den Boden
neben die Wand
von oben
aus der Hand
gefallen
auf den Bürgersteig
gefallen
von weit
thront
der Mond
bereits
als Sichel dünn
wie die Zeit verrinnt
an diesem
Winterabend.
Ich bin erschöpft
von Dingen
die ich nicht tu für mich
die ich nur tu für dich
bin erschöpft
vom ringen
mit mir
mit dir
ich bin erschöpft
von Dingen.
Ich grenze mich
nicht
ab
grenze ich
mich
ab
grenze
ich mich
nicht
ab
grenze
ich
mich!
Eiskristalle hängen
fein
an einem Strauch
zart
streich ich
des Winters Hauch
ab und auf
von meinem Finger
hauch
ich
voller Lust
mit Genuss
die Kristalle
Richtung Fluss.
Der Weg hierher fällt mir schwer
er ist uneben und vereist
ich rutsche hin und rutsche her
stolper immer wieder leicht
–
angekommen an dem Teich
knirscht unter mir das junge Eis
erste Risse sind zu sehn
doch weiter will ich gehn
–
in der Mitte bleib ich stehn
eisig pfeift der raue Wind
erweckt die Stimme der Vernunft
in meinem innern Kind
–
„Weiter gehst du nicht
du gingst bereits den halben Weg
den ganzen gehst du nicht
auch wenn du noch so mutig bist.“
–
Der Weg zurück fällt mir schwer
ich rutsche hin und rutsche her
doch ich komm bald wieder her
nur nicht allein.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Ich schaue einem Blatt hinterher
wie es wirbelt im Winde
es fiel im vergangenen Herbst
von einer blühenden Winterlinde
–
treibt fort nun über Eis und Schnee
ehe es in einen Schuhabdruck weht
liegt dort still nun unentwegt
wann der Wind es weiterträgt?
Ich sitze auf der Fensterbank
mit einem Kaffee in der Hand
vorbei zieht Rauch
Wind drückt an die Scheibe
–
trägt mich in mein Elternhaus
–
wie oft wog er mich dort
in den Schlaf
wie oft trug er mich fort
lag ich wach
wie oft küsste er mich
sacht in die Nacht
–
trägt mich in meine Studentenstadt
–
wie ich den Wind
als ständigen Begleiter
im Süden misste
den Gegenwind
der mich kaum
noch kitzelte und küsste
–
trägt mich an die Nordseeküste.
Selbstverständlich
ist es
eben
noch gewesen
war es
das Leben
verstand sich von selbst
wird sich
selbstverständlich
wieder
selbstverständlich
leben
mit der Zeit
versteht sich
das Leben
von
selbst
verständlich
ist es
eben.
Wenn niemand
zu jemand wird
und jemand
zu du
und du
zu wir
und wir
zu du
und du
zu jemand
und jemand
zu niemand.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Sie geht spazieren
dreht jeden Tag ihre Runden
im Achtsamkeitsgarten
Stunden um Stunden
–
dreht sie ihre Runden
immer allein, nie zu zweit
geht auf Steinen, auf Gras
und auf Asphalt
–
bald dreht sie wieder ihre Runden
Stunden um Stunden
geht sie allein, nie zu zweit
auf Steinen, auf Gras und auf Asphalt.
Unsere Liebe schlummert
unter alltäglichen Einzelheiten
fällt es ihr oft schwer
sich in Gänze zu entfalten.
–
Unsere Liebe blüht auf
wenn wir uns widmen
wenn wir uns sagen
was wir in uns tragen.
–
Unsere Liebe ist selten laut
meist leise, zart und zerbrechlich
doch taucht sie auf
ist sie vertraut und unvergesslich.
–
Drum schrei ich sie hinaus.
Grünes Moos
hinter der Bank
vor ihr spiegeln sich Bäume
in einer Pfütze
auf der Bank träume ich
mit tief ins Gesicht
gezogener Mütze
und meiner zur Faust
geballten linken Hand
von einer Welt
in der eine Bank
nicht als Schlafplatz
dienen muss
während Hotels
ungenutzt
leer stehen.
Ich sitz dir gegenüber
und sage nichts
Gedanken ziehn vorüber
und tragen mich
–
weg von hier zu dir
du schaust mich lange an
und fragst mich dann
in aller Ruh „Was denkst du?“
–
„Was du denkst“
antworte ich dir.
Zwei alte Baumstümpfe
stehen
Wind und Wetter
ausgesetzt
auf der Oberfläche
leicht bedeckt
mit Schnee und Eis
durchsetzt
von Vogelspuren
vor Wiesen
gehaucht
in Eis und Schnee
Spuren nur von grünem Gras
und braunem Laub
findet sich dort
weht ein Wind
es rauscht die Bahn
hinter kahlen Bäumen.
Vielleicht
fällt es
sich
bald
viel
leicht
und
leichter.
Den Handschuh
verloren
beim Spaziergang
am Abend
wie ich erst verstand
als ich ihn wiederfand
beim Spaziergang
am Morgen
am Wegesrand
liegend in einer Pfütze
an der ich stand
und gebannt
nach unten sah
ob des Regens
der Kreise warf
wurde mir der
Handschuh
gewahr
an diesem
regnerischen
Donnerstag.
Am Bahnsteig wartet eine Frau
sie steht und schaut hinauf
in das Himmelsblau
vorbei an einer Uhr
der Wind weht lau.
Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Vereinzelt brennen Lichter
in der Dunkelheit
fällt Schnee
fällt von weit
aus der Dunkelheit
brennen Lichter
dicht und dichter
fällt Schnee
von weit.
Ein andrer Ort
viel ich, kaum wir
bin grad fort
und noch bei dir
–
am andern Ort
bin nicht bei dir
ich hier, du dort
bin doch ein wir.
Ich sehe mich
im Schnee
von gestern
spiegeln sich
auch
Himmel und Bäume
ich schaue
hinauf
und träume
am Tage.
Er fährt die Leute
durch die Stadt
jeden Tag aufs Neue
hält er an und fährt ab
vom Morgen
bis in die Abendbläue.
–
Er spricht kaum
warum denn auch
sagt weder „Moin“
noch „Tschüß“
hebt bloß ab und an
still die Hand
zum Gruß
und zum Abschied.
Ich frage nicht nach morgen
manchmal zumindest nicht
–
ich frage nicht nach gestern
manchmal zumindest nicht
–
ich trage mich ins heute
manchmal zumindest.
finde keinen schlaf
liege wach
finde keinen schlaf
–
wende mich hin
wende mich her
–
finde keine ruh
was ich auch tu
finde keine ruh
–
raus aus dem bett
auf den balkon
vor mir ruhig die nacht
sie lacht mir mild entgegen
–
auf den straßen, in den fenstern
brennt vereinzelt licht
ich bin alleine
alleine bin ich nicht.
Ich steh‘ unter zwei Brücken
die eine führt gen Norden
die andere gen Süden
über mir zwei Brücken.
–
Auf Schienen fahren die Bahnen
immer denselben Weg
die Schienen sind der Rahmen
für immer denselben Weg.
–
Die Menschen malen das Bild aus
mit stetig verschiedenen Farben
sie steigen ein und steigen aus
verändern mild die Farben
–
des immer selben Wegs
mancher sitzt und mancher steht
doch jeder geht auf seinem Weg
zumindest ein paar Schritte
–
mancher sucht nach seiner Mitte
mancher fand sie schon vor Jahren
mancher band sich, zu bewahren
mancher sieht die ersten Risse.
–
Meine Wahrheit brodelt verborgen
zusammen mit meinen Lügen
gestern wie heute wie morgen
wie kann ich mir genügen?
Sie sitzen dort und warten
hinter ihnen der Hafen
sie sitzen dort und warten
so ruhig, als ob sie schlafen.
–
Sie sitzen dort bei Sturm
sie sitzen dort bei Regen
sie sitzen dort als würd‘ es
nichts and’res für sie geben.
–
Sie sitzen dort und warten
selbst in der tiefen Nacht
hinter ihnen der Hafen
der ruhig über sie wacht.
Sie kann nicht schlafen
wie fast jeden Abend
kommt sie hierher
schaut auf die Gleise
schaut den Bahnen hinterher
fragt leise nach den Hintergründen ihrer Reise
–
Sie weiß, sie flieht von zuhaus‘
sie weiß, sie will hinaus
weg von Bier und Wein
rein in die Anonymität
manchmal steigt sie ein
fährt ohne Ziel durch die Stadt.
–
Es hat etwas beruhigendes.
Sie sehen sich jeden Wochentag
für nicht länger als eine Sekunde
immer morgens zur selben vollen Stunde
fährt sie mit der U-Bahn rein in die Stadt
und er mit der U-Bahn raus aus der Stadt.
–
Wenn die Bahnen aneinander vorbeifahren
trifft sich ihr Blick für einen flüchtigen Augenblick
ihr war gar, als hätte er ihr zugenickt
ehe er sich im eigenen Spiegelbild verliert
als wäre nichts passiert.
Den Lattenstieg steig’ ich hinab
stetig nehm‘ ich jede Stufe
höre stumm der Arbeit Rufe
Stufe für Stufe für Stufe.
Manchmal steh‘ ich auf dem Schlauch
fällt mir weder Wort noch Zeile ein
bin verlegen um jeden Reim
kennst du das auch?
–
Manchmal fließt es aus mir heraus
denke so viel schneller als ich
schreiben kann, frage nicht
kennst du das auch?
Ein Morgen im November sacht erwacht
Tau auf dem Brückengeländer
nach einer langen Nacht
über dem Wasser
schlief der Nebel
bis eben
tief
scheint das Sonnenlicht
bricht im sanften Wellenschlag
Kräuselungen und Spiegelungen
an dem noch jungen Tag
starten Gänse schnatternd
ich lebe, was ich hab‘
vor mir mein
eig‘ner Atem
ein und
aus.
Gegen Mittag im November
das Gras noch nass
von letzter Nacht
die Füße nackt
es fällt ein Blatt
die Sonne blendet tief
bis eben schlief sie hinter Wolken
wieviel Kraft sie doch hat
wirft lange Schatten
auf das satte Grün
von Bäumen und Ästen
von Vögeln und Menschen
gegen Mittag im November.
Der Tag fühlt sich an
wie ein improvisierter Tanz
schwere Aufgaben fallen leicht
vom Kopf in die Füße klingen
seicht schwingende Liebesgrüße
des Herzens zum Bauch unverbraucht
kreuz und quer schüttelnd
an den Naturgesetzen rüttelnd
Beine schlagen Haken
die Arme tragen einen Flik Flak
die Hüften bebend
im Takt schwebend
der Bauch singt
mit weit geöffneten Mund
ein Lied erklingt
laufend
springend
über den Bürgersteig
hallt es weit und breit
inmitten der Leute
alles kann gelingen
nichts misslingen
heute.
Im November
früh am Morgen
schwimmt im kalten
Fluss ein nackter Mann
sinnt im Wasser gelegen
wann er seinen Weg fand
mit Genuss im Nieselregen
gelassen, ruhig und leise
bewegend nur im Kreise
dem Strom entgegen
trotzt den Gewalten
ob ohne Sorgen
im November.
Die Menschen kommen nach Haus
von der Arbeit nach dem Einkauf
was der Abend bringen mag
ob jemand auf sie wartet
nach diesem langen Tag
–
trägt die junge Frau
gelbe Blumen heim
er läuft in sie hinein
auf dem breiten Bürgersteig
sein Blick gerichtet nach oben
diese wunderbare Färbung
seine blauen Blumen
verteilt auf dem Boden
ihre gelben ebenfalls
–
gleichwohl lacht sie laut auf
und formt strahlend
einen leuchtend
blau-gelben
Strauß.
Der Himmel voll von Wolken
die nebeneinander stehen
die ineinander übergehen
weiß, einzeln, grau
das Himmelsblau ist
nicht zu sehen
und ist doch da
und ist doch nah
hinter all den
Wolken.
Das Licht des Abends
lichtet sich
was du wohl tust,
das frag‘ ich dich,
just in diesem Moment
ob du schon schläfst
oder noch wachst
ob du genießt
allein oder zu zweit
in die Ferne siehst
ob du denkst
oder bist
einem Gedanken
nachhängst
wer du bist.
Und ich sehe,
wie die Blätter
tanzen,
tanzen im
leichten Wind
an den schmalen
Ästen, die ihr
zu Hause sind.
Der Tag klingt aus
wie er begann
auf dem Balkon
mit Vogelgesang
die Füße nackt
der Himmel blau
so strahlend blau.
Wie erfüllend solch Momente sind,
wenn ich nicht will, nur bin,
wie erfüllend solch Momente sind,
wenn ich nicht will, nur bin.
Wie erfüllend solch Momente sind,
wenn ich nur sitz und schau,
wie erfüllend solch Momente sind,
wenn ich nur sitz und schau.
Wenn ich mit mir alleine scheine,
verbunden bin mit allem Sein,
wenn ich mit mir alleine scheine,
verbunden bin mit allem Sein.
Wenn ich es nicht anders wünsche,
anders wünsche als es ist,
wenn ich es nicht anders wünsche,
anders wünsche als es ist,
wie wundervoll
mein Leben ist.
Die Nachbarschaft
seiner Kindheit
Erinnerungen
aneinandergereiht
unbezwungen
fächern sich auf
von Wiese zu Haus
türmen sich Gefühle auf
hinter all diesen Wänden
langsam und abrupt
gehen nach und nach
die Lichter aus
wie implodierende
Lebensbilder.
Wenn ich mit höchster
Freundlichkeit lausche,
verliert selbst der Lärm
seine Unfreundlichkeit
und der stete Ton der Straße
gleicht dem Brausen
der rauschenden Wellen
am Strand. Das Meer
mitten in der Stadt.
Hörst du es auch?
Sie dachte sich,
so geht es nicht.
Drum schrieb sie
ein Gedicht.
Sie schrieb:
Ich dachte mir,
es gehe mit dir.
Ich täuschte mich.
Es geht nicht.
Drum schreib’ ich
dies Gedicht.
Der Wind
ein kreisender Reisender,
dessen Spuren
sich spiegeln
in dem Raum um dem Baum,
dem biegenden Ast,
dem wiegenden Blatt,
dem beginnenden Traum.
Der Wind
nimmt er Rast,
ragt der Ast,
hängt das Blatt,
steht der Baum
ruht der Traum.
Dieser klare, frische Morgen
im späten Sommer
nimmt den Herbst
Huckepack
und trägt ihn
über die Schwelle.
Aufgegangen.
Aufgestanden.
Gegangen.
Vergangen.
Verlaufen.
Gelaufen.
Angekommen.
Abgesagt.
Angefragt.
Zugesagt.
Hingegangen.
Angefangen.
Beendet.
Gesendet.
Zurückgegangen.
Untergegangen.
Hingelegt.
Aufgegangen.
Aufgestanden.
Eine Amsel singt auf dem Dach,
ein Spatz hüpft hierzu im Takt
von Ast zu Ast der
gegenüberliegenden Lärche,
seine leichte Last biegt deren
Äste seicht gen Erde,
wie stark diese dennoch
zurück gen Himmel federn
überrascht
ebenso, dass fast synchron
Amsel und Spatz
kurze Zeit später
ihren jeweiligen Platz aufgeben
und fort fliegen, gemeinsam
nur ich bleibe
allein, nicht einsam,
zwischen Dach und Lärche
an meinem Ort,
jenem vertrauten Balkon,
der einem Aste gleich
vom Stamm entzweiend
in die Lüfte reicht
im Frühling langsam erwacht,
im Herbst allmählich ausruht,
im Sommer gesellig lebt,
im Winter einsam steht.
Könnte ich fliegen, würde ich folgen,
nur wem, Amsel oder Spatz,
könnte ich womöglich
nicht entscheiden,
würde ich also doch bleiben?
Nein, meine Neugier würde mich treiben,
im Wechsel aufschlagend,
abschlagend und gleitend
würde ich nachreisen
so weit, so lang Amsel und Spatz
noch eng zusammen flögen,
bis sie sich trennten,
dort würde ich halten,
dort würde ich die bestehenden Strömungen
mit leichten Bewegungen ausgleichen,
dort würde ich liegend stehen, schwebend wehen,
bis ich Amsel und Spatz irgendwann
nicht mehr sehen könnte,
sie würden endgültig entschwunden sein.
Der Regen kam überraschend
und so warten die Ruderer
unter der Brücke in Reih und Glied,
bis das Unwetter vorüber zieht.
Vor ihnen der prasselnde Regen, hinter ihnen auch,
über ihnen die schützende Brücke, auf der
ein Passant genüsslich seine Zigarette raucht
und gemütlich aufs Wasser schaut.
Es scheint, der Regen komme ihm
nicht ungelegen, so gelassen er dort steht,
als sei nichts, wäre nichts gewesen,
während es auf ihn niederschlägt.
Sein Blick, der nicht sucht, findet,
wie friedvoll das Wasser sich verbindet,
das fallende mit dem fließenden,
ein Kreis läuft in den nächsten.
Wer wo anfängt, wer wo aufhört,
ist nicht mehr zu entdecken,
während die Ruderer sich
nach wie vor verstecken.
Ich sitze am Ufer eines Sees
verfolge eine Seifenblase, die
über dem Gewässer schwebt,
ehe sie an Höhe verliert,
mit dem Wasser kollidiert,
leicht emporsteigt,
niedersinkt,
dieses Mal keine Kollision,
ein Tanz, ein Kuss, eine Verbindung,
gleich gleitet sie auf dem Wasser,
gleich verschwindet sie zur Hälfte,
nur ein Halbkreis noch zu sehen,
der mit der Strömung fließt,
wie eine Glocke aus Glas,
jetzt nicht mehr zu sehen.
Unter mir die Lichter der Stadt.
Der geschlossenen Geschäfte, die heute
kein Ziel mehr sein werden,
vielleicht morgen, die werben
mit großen weißen leuchtenden Lettern.
Der fahrenden Autos, die ein Stück
der Straße erleuchten, immer ein anderes,
eine helle Leuchtspur erschaffend, die sie
auf der dunklen Fahrbahn zum Ziel geleitet.
Der stehenden Straßenlaternen, die ein Stück
des Weges erhellen, immer dasselbe,
wartend auf einen Passanten, der die hellen Stücke
zu einem Weg zusammenfügt bis zu seinem Ziel.
Der wechselnden Wohnungen, die als Ziel
scheinen, es vorübergehend auch sind,
zumindest für die heutige Nacht,
den morgigen Tag, das kommende Jahr.
Über mir die Lichter nach der Sonne.
Der zarte Himmel
leuchtet hell in blau,
am Horizont in grau,
in lila und in gelb.
Es ist das gestreute Restlicht der
untergegangenen Sonne, das sein Ziel
noch findet, ehe es in ein paar Minuten
restlos verschwindet.
Gleich ist Dunkelheit,
die Sonnenstrahlen wandern vorbei
an diesem Teil der Erde
bis ans Ende aller Zeit.
In mir das Licht.
Das leuchtet.
Nach unten
wie nach oben.
Ohne Ziel.
Das leuchtet.
Nach innen.
Unsichtbar.
So hell.
Er verlagert sein Gewicht
von dem einen aufs
andere Bein, springt leicht vor
und wieder zurück.
Es wirkt entrückt.
Er tanzt ohne Partner,
er tanzt allein,
keine Musik inspiriert.
Er improvisiert.
Ich schaue genau.
Jetzt verstehe ich seine
besondere Lage, er hat
ein Baby in der Trage.
Graugänse landen schnatternd
Flügel schlagend
im pastellfarbenen Wasser
der Abenddämmerung,
schwimmen an gegen den Strom,
ruhen aus,
treiben dann mit dem Strom.
Graugänsen steigen schnatternd
Flügel schlagend auf
aus dem pastellfarbenen Wasser
der Abenddämmerung,
schweben dem Tagesende entgegen,
die Sonne ist gegangen,
der Mond noch nicht gekommen.
Sie war den ganzen
Weg gerannt
bis zu ihm.
Er war den ganzen
Weg gerannt
bis zu ihr.
Daher war er nun bei ihr,
sie nun bei ihm und
keiner
bei sich.
Birken fielen,
ruhen entwurzelt,
liegen quer
am Boden.
Daneben Blätter
von Eichen,
von Buchen.
Dürre des
Hochsommers,
Ankündigung
des Herbsts.
Er sitzt jeden Tag zur selben Zeit
allein auf der Bank im Park,
weil sie dann ihren
Abendspaziergang macht.
Als sie sich nähert,
er sieht sie bereits in der Ferne,
wie selbstbewusst sie geht,
fährt er sich unbewusst mit der
Hand durchs Haar.
Dann auf seiner Höhe nun,
lächelt er sie schüchtern an,
schon ist sie vorbeigegangen.
Mit ihr der schönste Moment
seines Tages.
Er sagt sich:
„Spricht sie mich morgen nicht an,
setze ich mich nicht mehr
auf diese Bank. Ich kann
nicht nur für ihr Lächeln leben.
So wunderbar es auch sein mag.“
Sie macht auch morgen,
wie jeden Tag,
zur selben Zeit,
ihren Abendspaziergang,
weil er dann auf der
Bank im Park sitzt.
Sie sieht ihn bereits aus der Ferne,
wie gelassen er dort sitzt.
Dann auf seiner Höhe nun,
lächelt sie ihn an, offener denn je,
schon ist sie vorbeigegangen.
Und damit der schönste Moment
ihres Tages.
Sie sagt sich:
„Morgen spreche ich ihn an. Es
war ein Lächeln, da bin ich mir sicher.
Er scheint schlicht schüchtern.
Wie er sich mit der Hand durchs Haar fährt.
Das mag ich. Sehr.“
Eine rote und eine blaue Fahne
wehen im weichen Wind.
Schwimmer drehen Bahnen,
neben mir schläft ein Kind.
Ich lieg im Schatten auf einer blauen Liege,
die rote Fahne hängt nun schlaff,
neben mir schwirrt eine Fliege,
ich ruhe aus, ganz ohne Hast.
Die blaue Fahne dreht sich um den Mast,
Das Kind erwacht mit einem Lachen,
die rote Fahne weiter schlaff
die Fliege kitzelt meinen Nacken.
Ich liege in der Sonne auf einer roten Liege,
die blaue Fahne hängt nun schlaff,
neben mir schwirrt eine Fliege,
ich ruhe aus, ganz ohne Hast.
Die rote Fahne dreht sich um den Mast,
Das wache Kind sorgt für Verzücken,
die blaue Fahne weiter schlaff,
die Fliege kitzelt meinen Rücken.
Die rote Fahne und die blaue
wehen im weichen Wind,
Schwimmer drehen Bahnen,
neben mir schläft ein Kind.
Ach, wäre mein Haut aus Gummi
könnt ich springen wie ein Flummi,
meine Gedanken flögen kreuz und quer
immer hin, immer her,
in meinem Kopf bald nur noch Matsch,
in meinem Kopf bald nur noch Quatsch,
ich wär ein riesengroßer Tor
und nähme alles mit Humor.
Mein Hinweg durch die Stadt
auf dem Bürgersteig,
entlang an der stark befahrenen
vierspurigen Straße,
zwei für jede Richtung.
Während der Mond sich aus dem Halb-
in den Kernschatten bewegt, sich verfinstert,
und nun rot am Himmel steht und plötzlich
neben mir statt Asphalt Wasser,
statt Teer ein Meer als Schlucht wie ein Fluss
inzwischen den hohen Mehrfamilienhäusern
wie eine Flucht, die Geräusche der Straße
verschwimmen zu auslaufenden Wellen,
die Autos als Schiffe, bis der Mond
sich aus dem Kernschatten bewegt, erhellt
und wieder unverdeckt am Himmel steht.
Mein Rückweg durch die Stadt
auf dem Bürgersteig
entlang an der stark befahrenen
vierspurigen Straße,
zwei für jede Richtung.
Sie steht wartend an der Kasse zwei
er steht wartend an der Kasse drei
sie schaut lächelnd hinüber ihn an
er schaut lächelnd hinunter hin auf
sein Handy,
bis er zahlt, nun endlich schaut er auf
in seinem Augenwinkel
nein,
sie ist längst gegangen.
Ein Fuß setze ich schräg vor den anderen
dann den anderen schräg vor den einen
so schreite ich Schritt für Schritt
dem Sonnenuntergang entgegen.
Es begleiten stets die gleichen Geräusche
Fetzen von Gesprächen, lauter Lärm der Straße
und ganz leise das Klacken meiner auftretenden Schuhe
aus der Nähe und dann aus der Ferne Musik.
Auch begleitet der Geruch des Asphalts und
der Schweiß der Hitze von der Hetze
des alltäglichen Abseits
des wöchentlichen Allzeitbereits.
Es ist ein warmer Sommertag, vielleicht
der bisher wärmste dieses Jahr, ich gehe nicht
allein, mein Baby, gut zwei Monate alt,
schläft auf meiner Brust in der Trage.
Jetzt bin ich fast am Fluss, am lautesten nun
das Geräusch meiner auftretenden Schuhe,
die Straße ist kaum noch zu hören
dafür die seichten Wellen der Alster.
Ich fotografiere, wie die Sonne untergeht,
genieße das Abendlicht, das sich spiegelt,
in dem Wasser, das ob der Windstille
fast steht, nicht steht, doch fließt, nur langsam.
Wie jeden Abend ist das Ziel der Weg das Bett,
der Schlaf naht, der kleine Freund des Todes,
Das primäre Geräusch nun: der knirschende Sandboden,
dann der holzige Brücken- und wieder der Sandboden.
Fast bin ich nun am Ende des Hinwegs meiner Runde
eine Brücke noch mit Steinboden und dann noch ein paar
Schritte, schon habe ich die Mitte meines heutigen Weges
zurückgelegt, befinde mich somit sogleich auf dem Rückweg.
Und dann: Bellt ein Hund mich an,
weil er mit meinem durch
die Babytrage
geformten Bauch nichts
anfangen kann.
Ich ignoriere ihn, fixiere
ängstlich, aber gekonnt
einen Punkt am Horizont,
er belässt es beim bellen,
ich passiere ihn
halb benommen.
Jetzt aber wirklich
auf dem Rückweg,
der wie der Hinweg geht,
nur andersrum.
Den anderen Fuß setze ich schräg vor den einen
dann den einen schräg vor den anderen
so schreite ich Schritt für Schritt
zurück dem Schlaf entgegen.
Die Brücken, der Fluss,
das Abendlicht, die Gerüche
und Geräusche, vor und zurück,
mein Kind und ich wir wünschen allen,
die wir euch auf dem Rückweg sehen,
die diese Zeilen lesen,
eine gute Nacht und viel Glück
für den neuen Tag, der
kommen mag.
Heute ist ein ungewöhnlicher,
denn sehr, sehr heißer
Sommertag.
Die Sonnenstrahlen
strahlen ohne Erbarmen,
auf die Erde, kein Hindernis
hängt, kein Hindernis steht
im Weg, schier unglaublich
ob des weiten Weges
von der Sonne zur Welt
und trotzdem wahr.
Es ist heiß, sehr heiß,
an diesem Mittsommertag,
fast jeder meckert,
Eis kleckert,
Schweiß fließt,
Eis wärmt,
Hitze kühlt,
Verfühlt?
Wasser marsch!
Schatten rettet,
Ruhe bewahrt.
Ein ungewöhnlicher,
denn sehr, sehr heißer
Sommertag?
Nein, es ist wie immer
fast jeder meckert,
Eis kleckert,
Schweiß fließt,
Eis kühlt,
Hitze wärmt,
Verfühlt?
Wasser marsch!
Schatten rettet,
Ruhe bewahrt.
Also, nein, nicht
ungewöhnlich:
Es ist ein ganz normaler,
wenn auch
sehr, sehr heißer
Sommertag!