Lange
tat ich
aber sprach nicht
darüber
lange
sprach ich
aber dachte nicht
nach worüber
nun denke ich
lange
spreche ich nicht
lange nun denke
ich
tue nicht
Lange
tat ich
aber sprach nicht
darüber
lange
sprach ich
aber dachte nicht
nach worüber
nun denke ich
lange
spreche ich nicht
lange nun denke
ich
tue nicht
Wenn nichts passiert
außer dem Wind
der Tauben Gurren
schweifend träg
von blauen Dächern trägt
und weich der Schnee
in Flocken einzeln tanzt
vor weißen Wolken
durch das gleißend Licht
und ich mich dreh
mit der Welt
zu nackten Füßen
allmählich
aus der Sonne.
im Zweifel
bis dort
wo du dich
sicher fühlst
wirst du geliebt
und bleibe
dort im Zweifel
bis du dich
liebst wie sie.
Es gibt graue Tage
da mal ich mir
eine nuancenlose Welt
in schwarz und weiß
ich werde immer
zu wenig wissen
um tatsächlich
zu verstehen
was ich eigentlich weiß
niemals ist es nur schwarz
niemals ist es nur weiß.
Du setzt dich auf die Stufen
am Jungfernstieg
direkt neben mich
vielleicht etwas
zu offensichtlich
–
Du schaust auf die Alster
denkst aber
bestimmt an etwas anderes
vielleicht an mich
so wie ich an dich
–
Du nimmst einen Zug
aus deiner Zigarette
erwiderst dann
meinen vielleicht etwas
zu offensichtlichen Blick
–
Ich lehne schweigend ab
obwohl ich tatsächlich will
nur was eigentlich
und genieße weiter still
den Rauch deiner Zigarette
–
dann gehst du
nach einem letzten Lächeln
und nimmst
meine Gedanken mit
an eine gemeinsame Zukunft.
waren wir nur im wir
gab es kaum Raum
für dich und mich
du warst einzig
ich war artig
–
wir brachen entzwei
tausende Teile
trafen uns wieder
nach langer Reise
–
einzigartigerweise
–
setzten uns zusammen
jeder für sich
möglicherweise gar
ein wenig weiser
–
sind wir wieder im wir
gibt es nun Raum
für mich und dich
ich bin auch einzig
du auch artig.
–
Einzigartig.
Mein erster Gedichtband mit 100 Gedichten aus den Jahren 2019-2021 jetzt nicht mehr nur in meinem Shop, sondern auch überall im Buchhandel erhältlich.
Und zudem als E-Book gerade für den absoluten Aktionspreis von nur 3,99€. Wenn das mal kein fairer Preis ist. Ich freue mich über jede einzelne Bestellung sehr und noch mehr über Rückmeldungen. 🙂
Habt es gut!
Euer
Fskonka
Wie jeden Morgen
bring ich dir morgen
Kaffee ans Bett
dazu gibts nen Kuss
auf die Stirn, Blumen
und ein Liebesgedicht
aber nicht
weil Valentinstag ist
sondern, weil du
meine Liebe bist
Sonnabend ich
die Blumen auf dem Markt
vergaß
mit einem Gedicht
jede Woche besser
beginnt
und ich dich liebe
wie jeden Tag.
Wovon ich
träume
nachts
dass du
neben mir
liegst
wenn ich
aufwache
liegst du
neben mir.
Diese besondere Freude
über Selbstverständlichkeiten
die sich nicht mehr
von selbst verstanden haben
wenn sie sich wieder
von selbst verstehen
bevor sie wieder
selbstverständlich werden.
heute Nacht
wäre gern der Fels
in der Brandung
an dem das Wasser bricht
sollte eigentlich schlafen
Kann es nicht
einen Atemzug
frischen Wind
später
erinnere ich dich
und daran
dass wir nie zusammen
am Meer waren.
Trotz der
nächsten Weile
trotz dem
nächsten Wort
trotz der
nächsten Zeile
ich verweile
immerfort
im Akkord.
Fragen
Rotwein
Farben
Mondschein
Trauer
Lust
Träume
Frust
Furcht
Wut
Funkeln
Mut.
Wer in meinem Gedichtband „Jemand und du“ reinlesen möchte, kann das nun hier tun.
Und dann natürlich hier auf der Seite im Shop kaufen 🙂
Herzliche Grüße
Fritz Sebastian Konka
In der Stunde am Morgen
in der die Stadt noch schläft
in der Stunde am Morgen
bevor die Sonne aufgeht
–
trink ich in der Stille allein
meinen schwarzen Filterkaffee
träum mich in der Stille allein
aus der Stadt bis an die See
–
in der Stunde am Morgen
in der die Stadt noch steht
in der Stunde am Morgen
bevor die Nacht vergeht.
Vor dem Einschlafen
suche ich den Mond
du wirst ihn auch
suchen wie jeden Abend
fühle ich mich dir
zumindest im Augenblick
verbunden
und wie voll
er heute ist, denkst du
und wie tief
er heute steht, denke ich
und wie hell
er heute strahlt, denken wir
jeder für sich
wie alle
so schlicht besonders.
Am Abend liegen die Blätter
auf dem Bürgersteig
sie fielen am Tage oder davor
mein Bier schmeckt schal
wie abgestandene Gedanken
Es sehnt mich nach einer Zigarette
Durstet mich nach einer Berührung
Zufällig im vorbeigehen
Von wem ist mir gleich
ziehen die Kraniche gen Süden
ich bin müde und warte
ob sie mich mitnehmen.
Was in ihm
vor sich geht
fragte sie
er schwieg
und setzte sich
auf eine Bank
mit dem Rücken
zum Schweriner See
sagte dann:
„Wenn ich
eine Heimat
hätte
ich Heimweh.“
brannte
nicht
in
meinem Alltag
brannte
ich
aus.
All jene
kleinen Momente
in mir und nur in mir
wie jede
feine Erinnerung
in mir und nur in mir
all diese
wahren Augenblicke
in mir und nur in mir
sie werden gehen
mit mir.
Irgendwann.
auf der Fensterbank
immer und ganz
besonders im Winter
wenn eine Heizung
von unten wärmt
die nackten Füße
und draußen fällt
Schnee.
Wenn dich jemand
unvermittelt
ins Wasser
gestoßen hätte
würdest du
die Verantwortung
auch nicht
bei dir suchen
oder lange
mit dem Schicksal hadern
würdest nicht still
auf Rettung warten
bis du untergehst
sondern du würdest
schwimmen
Richtung Ufer
es zumindest versuchen
und dich dabei
nicht schämen
laut um Hilfe zu rufen.
hast du bei mir
vergessen
ich trug ihn noch lang
zum Einschlafen
nun riecht er
nur noch nach mir.
vielleicht war es
kein Verlust
du dachtest nur, das
s
war vielleicht ein Gewinn
dessen Beginn
denkst du nun, das
s
war vielleicht
weder noch, das
s
ist es vielleicht stets
nur in deinem Kopf
ist es nicht
weder noch.
ob es ihm nicht schmeckt
oder hat es er vergessen
nun nippt er nicht mal mehr
sein abwesender Blick
die Freunde längst gegangen
was er jetzt bräuchte
eine rote Gauloises
–
erinnert dich an Zeiten
lang vergangen
Nächte
die begannen
in verrauchten Kneipen
und nicht endeten
niemals endeten
endeten die Zeiten
–
immer noch halb leer das Glas
sein Blick bleibt nicht haften
streift deinen
in der Vergangenheit
du reichst ihm
eine rote Gauloises
bevor du nach Hause gehst
es war deine letzte.
ohne Tat genügen
ohne Plan
mit Vergnügen
Gedanken
frei aufsteigen lassen
gleich einem heißen Luftballon
kein halten
und kein greifen
bloß schauen
wie sie entschweben
dem Horizont
entgegen
und
ankommen
für diesen Moment
beim Atem
in diesem Moment
ankommen.
verschwende dich
ohne Zweifel
ohne Fragen
lausche laut
und lausche still
deine Fantasie
sie wird dich tragen
wohin du getragen
werden willst.
folgt mir
mal breit wie eine Straße
scheint mir
weit die Sicht
mal schmal im Dickicht
führt mich
in Dunkel zwischen Licht
ein Weg
bis zur nächsten Biegung
–
mal renn ich
und mal bleib ich stehen
halt inne
um in Gedanken weiterzugehen
mal bieg ich ab
und Zeit vergeht
in der ich ärgerlich bereue
mich trauernd scheue
mir einzugestehen
weiter geht es nicht
–
doch auch dies hier
ist ein Weg
ist es auch
wenn ich zurückgeh
zur letzten Biegung
geh ich nicht
ich sitze hier und warte
dass nichts passiert
–
bis ich versteh
passieren wird es nur durch mich
mein Weg ist es niemals nicht
und traue mich
zurück
zu trauern
zurück
gehe
ich
mein Weg
bis zur letzten Biegung.
drehen sich deine Gedanken
jeden Abend
um den Tod
du hast verstanden
dass wir alle irgendwann
gehen werden
und fragst
ob ich wisse
wann und wieso
ich weiß es nicht
sage ich
nehme deine Hand
drücke dich
so fest ich kann
und frage mich
ob ich
mir ein Leben
ohne Tod
überhaupt vorstellen kann
und frage dich.
die Welt siehst
sieht dich die Welt.
die
Angst
zu überwinden
davor sich
zu verbinden
der Liebe
zu
öffnen
die Mauer
auch für
die Trauer
dem Leben.
ich fahre nur auf Sicht
fühle meine Narben
vor mir ein Nebelschlusslicht
–
leuchtet mir den Weg hinaus
aufs Land weg von alten Wunden
die Ausfahrt zu meinem Elternhaus
verpasste ich vor Stunden
–
ich fahre durch die Felder
vorbei an vielen Seen
hinter mir die Wälder
ob sie wohl verstehn
–
ich suche sie und finde mich
im roten Nebelschlusslicht
was immer auch geschieht
ich suche mich und finde sie
–
waren auch mal Kinder
jetzt sind sie nur noch Eltern
es ist der erste Tag im Winter
sie waren nie nur Eltern.
streifen zwei lila Streifen
den morgendlichen Himmel
auf ihrem Weg in unbekannte Weiten
greifen des Alltags Augenblick
leiten um des Fokus Sicht
lösen nach und nach sich auf
aus den krümmenden Breiten
des morgendlichen Himmels
streifen zwei lila Streifen
im Mondlicht der Gezeiten.
„Wieviel wiegt
eines Menschen Seele?“
So viel wie
ein Regenbogen
antwortet sie.
„Du bist Berlin und ich Paris“
waren deine letzten Worte
bevor du mich verließt.
Theodor Storms
graue Stadt am Meer
zwischen Heim- und Fernweh
schwank ich hier wie er
–
in seiner Gasse
–
setz ich mich still
auf dem kalten Asphalt
wärmt die Sonne bald
den gefallenen Regen
–
wie im April
–
wechselt mein Innenleben
gelehnt an einer roten Backsteinwand
reiche ich seiner Vergangenheit
die Hand reicht er
–
zurück
–
wank ich bis zum Gang
zwischen Schloß und Markt
leg mich schließlich hin im Park
schau an den Bäumen in die Höh
erfüllt mit Wehmut
–
war sein Weg.
Ich atme mich allein
in diesen Tag
ich trage mich allein
durch diesen Tag.
–
Setze mich auf diese Bank
schaue still aufs Meer
setze mich auf jene Bank
mein Kopf gedankenleer.
–
Lege nackt mich in den Sand
Wind kitzelt meine Haut
atme eine und atme aus
meine spinnenden Gedanken.
–
Spaziere nackt hinein ins Meer
denke an McGinley und wie sehr
unnatürlich es ist
angezogen zu sein.
–
Ich trage mich allein
durch diesen Tag
ich atme mich allein
aus diesen Tag.
Auf einer weißen Bank
oberhalb des Strands
aber vor den Dünen
schau ich den Wellen zu
wie sie brechen
noch ist Ebbe
bald ist die Flut.
–
Ab und an gehen Menschen
auf der Promenade vor mir entlang
fast alle zu zweit und älter als ich
selten Hand in Hand
sie beachten mich nicht.
–
Mal schaue ich ihnen
hinterher
und frage mich
wie er wohl wär
wenn er nicht
mit ihr zusammen wär.
–
Frage mich
wie sie wohl ist
wenn sie wütend
auf ihn ist und
ob sie glücklich
mit ihm ist und
ob sie glücklich
ist mit sich.
–
Frage mich
ob ich es bin
und gebe mich
wieder meinem Atem
und schließlich
meinen Beobachtungen hin
Ich steh auf einer Brücke
am Bahnhof in Klanxbüll
zwischen zwei Gleisen
das eine führt nach Sylt
–
unter meinen Füßen
rauscht ein Güterzug vorbei
drückt nach oben warme Luft
strömt an mir vorbei
–
ich würde gerne springen
auf das Dach
wie in so vielen Filmen
und denke nach
–
wie ich wohl fiele
wenn ich spränge
was ich mir täte
was gewönne
–
wenn ich reiste
als blinder Passagier nach Sylt
auf dem Dach
ich denke nach.
Ich war hier
zuletzt vor sieben Jahren
damals blühten
jetzt fallen die Kastanien.
–
Ich fühle die Bewegung
fühle auch die Angst
und trotzdem wage ich
diesen nächsten Tanz.
–
Das Schloss im Blick
und auch das Amtsgericht
vom Spielplatz her tönt Kinderlärm
wer sie und wir wohl heute wären
–
wenn du damals
nicht zu mir gehalten hättest
wenn du damals
mit ihm gegangen wärest.
Es treibt bei Regen
und starkem Wind
ein roter Ball im Meer
auf den Wellen hin und her
–
unter der Seebrücke
taucht der Ball auf und ab
und zu prallt er
an das Geländer
–
ein Mann steht in gelber Jacke
auf den schwarzen Steinen
die ragen vom Land ins Meer
im peitschenden Wind
–
brechen die Wellen
schäumt die Gischt
er sah sie als Leuchtturm
das war sie nicht
–
der Ball taucht weiter
in den Wellen auf und ab
und zu prallt er
an das Geländer
–
von dort springt ein Junge
todesmutig hinein
in das tosende Meer
es muss sein Ball sein
–
denkt er
an sie
dort liegt
eine gelbe Jacke.
Alternative Enden
enden alternativ enden
alternative Enden
–
Du und ich
oder er und du
oder weder noch
–
wählst du.
Du liest mich nicht
zwischen den Zeilen
du fühlst mich nicht
zwischen den Zeilen
existiere ich nicht für dich
zwischen den Zeilen.
Es regnet nicht und doch fällt Regen
der in der Nacht auf Blätter fiel
in gelegentlichen Tropfen
gleich einem unsteten Klopfen
–
und weht der Wind, fällt Regen
der in der Nacht auf Blätter fiel
in einem heftigen Guss
gleich einem wilden Kuss
–
und inne hält der Wind
still und ruhig die Blätter
auf die in der Nacht Regen fiel
in einem heftigen Unwetter
–
fällt neuer Regen nun auf Blätter
auf die in der Nacht Regen fiel
leicht biegen sich die Blätter
ich denke wieder viel zu viel
–
wie ich klopfte an deiner Tür
an unseren ersten Kuss
wie du mich sahst mit ihr
an unseren letzten Kuss.
Die Sonne ging unter
du gingst mit ihr
obwohl ich nicht verstand
warum folgte ich dir.
–
Wir diskutierten auf dem Weg
über meine Verantwortung und deine
über die der Politik
über Wasserwerfer und Steine.
–
Du warst dir sicher
dass die Welt noch zu retten ist
ich war mir sicher
dass ist sie nicht.
–
Vor deinem Haus
stritten wir noch lange
du küsstest mich zum Abschied
versöhnlich auf die Wange
–
und drücktest mich so fest
hättest mich beinahe zerquetscht
ich wusste nicht, wie mir geschah
du warst mir näher als nur nah
–
dann sah ich ihn am Fenster stehen
drückte mich los, raunte „Auf Wiedersehen“
hinter der Hecke blieb ich stehen
hörte den Schlüssel im Schloss drehen.
–
Ich wollte nicht und schrieb dir doch
von blauen Flecken und einer Erde
die auch ohne Menschen
gut zurecht kommen würde.
–
Du schriebst mir
das mit den Flecken wärst du nicht gewesen
und auf der Erde
werden immer Menschen leben.
–
Die Sonne ging auf
als ich nach Hause kam
waren meine Füße kalt
war mein Herz warm.
Ich wiederhole sie
wünschte
ich würde nicht
–
um mich
endlich loszusagen
dir geben
was sie mir gaben
–
wiederhole mich
wünschte
ich würde nicht.
Der Tod hängt über allem
hängt der Tod
über mir und über dir
hängt über allen
hängt der Tod
–
kommt mal leise angeschlichen
nach Jahren im tiefen Schlaf
und einem letzten Händedruck
den du ihr voll Liebe gabst
–
kommt mal plötzlich in dem Wissen
dass er viel zu früh ihn traf
beim Wandern ein Steinschlag
unerklärlich Jahr um Jahr.
–
Der Tod hängt über allen
hängt der Tod
über mir und über dir
hängt über allem
hängt der Tod.
–
Wie ein Stern am Himmel.
Ich änder mich
mit dir
änder ich mich
durch mich
änderst du dich
durch dich
änder ich mich
mit mir
änderst du dich.
–
Durch einander
mit
der Zeit
miteinander
durch
die Zeit
durch einander
sie lag
in meinen armen
–
ich fragte
–
was sie anders machen würde
in einem zweiten leben
–
dieses zweite leben leben
als würde es kein drittes geben
–
sagte sie
–
starb
in meinen armen.
Es bricht Wolke um Wolke
dicht fällt der Regen
am Morgen, am Mittag, am Abend
fällt dicht der Regen
–
prasselt an die Fensterscheiben
wir bleiben im Bett
spüren nach, dämmern weg
hören zu dem steten Treiben
–
der Regen fällt dicht
peitscht an die Fensterscheiben
Wolke um Wolke bricht
wir sehen zu dem regen Treiben
–
dicht fällt der Regen
wir liegen wach, dämmern weg
bleiben im Bett
am Morgen, am Mittag, am Abend.
Eine Möwe sitzt auf dem Geländer
unter ihr die klare See
die Tage neigen sich dem Ende
gleich wird sie fliegen gleich
–
setzt ein Mann dorthin sich
wo sie noch eben saß
zwischen Angst und Fernweh
und den Jahren danach
–
setzt ein Kind sich dort
spielerisch und leicht
lässt es sich rücklings fallen
unter freudigem Geschrei
–
gleich
wird sie fliegen
gleich.
Hier sehnen sie sich
nach dem ersten Bier
in der Kneipe
nebenan.
–
Dort schwimmen sie
übers Meer
und kommen
niemals an.
–
Hier wie dort
die Hoffnung
auf ein besseres Leben
und endlich dann
–
öffnet
tatsächlich
die
Gastronomie.
Zu sehen ist sie nicht
zu erahnen ist sie.
–
Der graue Himmel bebt
ich schaue an einen Leuchtturm gelehnt
hinüber zum anderen Ufer der Elbe
und seh ein im Kreis drehendes Licht
–
während es donnert
während es blitzt
während es gießt wie aus Kübeln
–
verschwimmen Himmel und Fluss
drunter und drüber und gegenüber
poltern Regentropfen auf Autodächer
wie erbsengroße Hagelkörner
mein Kopf in deinem Schoß
–
Im Osten erwarten die Kräne des Hafens
jene flussaufwärts fahrenden Schiffe
deren Lichter gleich verschwunden sein werden
nie werd ich sie wiedersehen
–
während es donnert
während es blitzt
während es gießt wie aus Kübeln
–
startet aus dem drehenden Licht
eine Möwe in die bald so weißen Wolken
des dann so strahlend blauen Himmels
unter ihr die inmitten des Flusses liegende Insel
–
die nicht zu sehen ist
die nur zu erahnen ist.
die besten Freunde
heute schon
nicht mehr bekannt
morgen dann
ein anderer bester Freund
und das Ich
bleibt unerkannt.
Ich kenne dich nicht
aber diese Sehnsucht
in deinem Blick
nach etwas
das nicht ist
nach etwas
das nicht sein wird
diese Sehnsucht
kenne ich.
Am blauen Himmel zieht
ein Flugzeug weiße Streifen
so klar und so deutlich
als könnte ich sie greifen
wie schweifende Gedanken.
–
Ich sitze auf den Steinen
im Morgenlicht am Fluss
im Wissen, dass nichts muss
lausch ich mit Genuss
–
den Amseln und den Gänsen
wie diese landen, jene singen
den Glocken und den Booten
wie diese rudern, jene klingen.
–
In den Zweigen einer Weide
treibt im lauen Wind
ein Drache her und hin
ob das Kind ihn vermisst
in Gedanken bei ihm ist?
Sonnenlicht spiegelt sich
im Wasser der Elbe
ich liege am Strand
und denke dasselbe
–
wie beim letzten Mal
als ich hier war
den Schiffen hinterher sah
ich habe die Wahl
–
zwischen hier und dort
zwischen bleiben und reisen
zwischen mir und dir
während die Fragen kreisen
–
wer fährt warum wohin
wer gibt sich dem Momente hin
wer denkt still vor sich hin
wer lebt ohne Fragen, ohne Sinn
–
Auch am Ende denke ich immer dasselbe
vor mir die auslaufenden Wellen der Elbe
vor mir das gleißende Licht
ich denke an dich.
Auf der Suche nach Inspiration
treff ich meist den falschen Ton
statt B sing ich A
und nun liegt sie da
–
zwischen Steinen wie Gedanken
spring ich hin und spring ich her
manche leicht, die meisten schwer
wie ausgewachsne Elefanten
–
trampeln sie auf mir herum
doch ich bleibe nicht mehr stumm
schrei so laut ich eben kann
alles raus, was mich fand
–
im Heimatfilm gegen die Wand
raste ich einst ungebremst
die Tagesschau gab mir die Hand
hat mein Leben mir geschenkt
–
und so wachsen langsam Pflanzen
die empor allmählich ranken
wie Unkraut zwischen Steinen
bin ich mit mir im Reinen.
–
die unbeschwert brennen
unchoreografiert explodieren
sich vibrierend verrennen
im Moment der Ewigkeit implodieren
treiben durch den Schall tanzender Ekstase
rasen im Hall eines brüllenden Beats
der sich schiebt durch diese hämmernde Oase
aus fliegenden Händen
tropfenden Decken und drängenden Wänden
der sich verliert im dumpfen Klang
aufeinander prallender Körper und
brüllender Wörter
im Unsinn der langen Weile
als Summe einzelner Teile
eines Feuerwerks
nassgeschwitzter Ausgelassenheit
gegenwärtiger Glückseligkeit
–
ich vermisse diese Nächte.
In der Sonne sitze
ich
sonne mich
in der Sonne
sonne ich
mich
sitzend in der Sonne.
Noch ist alles ruhig
die Sonne noch nicht aufgegangen
noch ist alles ruhig
der Tag ist noch nicht angefangen.
–
Noch schläft die Welt
schläft noch fest und tief
noch schläft die Welt
wie ich noch eben schlief.
Ich denke gehend
Gedanken gehen
denkende Gedanken
ich danke denen
gehenden Gedanken
denk ich gehend
Gedanken denkend
dank ich denen
gegangenen Gedanken.
Wenn ich
wenn du
wenn wir
–
wenn er
wenn sie
wenn ihr.
Du bist du
machst
was du willst
wechselst deine Launen
wie das Wetter
im April
sorgst du für Erstaunen
in sich gekehrt und leise
tanzt du wild und ausgelassen
auf die extrovertierteste Art und Weise
allein für dich
bist du unter uns
versunken
und
lebenstrunken.
Gerade
brauch ich Stille
Ruhe brauch ich
brauch Abwesenheit
von allem
zum Genuss
–
brauch ich nichts
als Nichtstun brauch ich
brauch das alles
gerade
und zwar
im Überfluss.
Eben noch in wachen Träumen
schau ich in den Himmel blau
vereinzelt ziehen Wolken
zu schnell, um sie zu deuten.
–
Unscharf tanzt der Schnee
im Vordergrund und
unscharf meine Gedanken
im Hintergrund und
unscharf fällt der Schnee
kaum merklich
manch Flocke steht gar
im wehenden Wind
–
vor den noch kahlen Bäumen
weder erwachsen noch Kind
sehnsüchtig in leeren Räumen
wartet warmherzig der Sinn
–
eben noch in wachen Träumen
auf der Straße fährt wer Rad
zur Arbeit durch den Schnee
eben noch lag ich wach
wiegst mich nun in deinen Armen
wohin der Wind mich trägt
wiegst mich nun in deinen Armen
ohne, dass ich je versteh.
ist heute
wieder mal
ist jetzt
wieder mal
denke ich
und
schreibe
ich
lebe
nicht
im Jetzt.
Dies Ostern ähnelt
dem letzten Jahr
ein Ostern wie sonst
keines war.
–
Ohne ihn und ohne sie
im engsten Kreis
vermisse sie
die alte Normalität
–
die ohne Tests
die keine Masken trägt
die mit Umarmungen
die ohne Mahnungen
–
die unbeschwert in großer Runde
eng an eng am Ostertisch sitzt
und ja, ich vermisse gar
manch schlechten Witz.
Feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
lang und weile
feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
in dieser Ode
an die Öde.
Zeit ist nicht.
Und ich wusste
du warst deiner Meinung
und ich fragte dich nicht
und ich sagte nichts.
–
Und du wusstest
ich war meiner Meinung
und du fragtest mich nicht
und du sagtest nichts.
–
Und als unsere Freunde
zu Besuch kamen
warst du seiner
und ich ihrer Meinung.
–
Und als sie gingen
warst du meiner
und ich deiner
Meinung.
Die Sonne scheint
sommerlich
scheint mir
das Sonnenlicht
ins Gesicht
es ist
als gebe es
den Frühling
nicht
oder eher
nicht mehr
oder eher
nur sehr
kurz
wie eine Welle am Meer
als warte
hinter dem Winter
gleich
der Sommer
und nicht
der Frühling
auf dich.
Zeit ist.
Handgestoppte elf Sekunden
bis der Zeiger sich bewegt
Wolken ziehen am blauen Himmel
als er sich bewegt
von elf Uhr zehn
auf elf Uhr elf
es wird die Kirchenglocke
zwölf Mal schlagen
in neunundvierzig Minuten.
Heute ist
morgen
ist heute
und morgen
ist morgen
heute.
Eile
eile
weg mit
der langen Weile
eile
eile
nur wohin?
Ich schaue rauf
ich schaue runter
es findet sich
hier
es findet sich
dort
ein Motiv
an jedem Ort.
Und ich gehe
und ich gehe
und ich gehe
durch die Stadt.
Sie machte Urlaub in Berlin
für eine Woche nur
und traf unmittelbar
bei ihrer Ankunft
einen Mann
der obdachlos war.
–
Die beiden kamen ins Gespräch
tauschten sich aus
sie brachte ihm Essen
tagein
tagaus.
–
Wie ehrlich er war.
Sie einte der Mut.
Wie ehrlich sie war.
Sie einte die Wut.
–
Nach ihrer Abreise
hielten sie Kontakt
per Telefon
es ging ihr schlecht
das ahnte er schon.
–
Zwei Jahre später
verstarb sie an Krebs
in einem Hamburger Krankenhaus.
–
Er hatte zuvor für Stunden
ihre Hand gehalten
und wollte nur
kurz Blumen
holen.
–
Er war den Tag zuvor
aus Berlin angereist.
Ich geh
mit offenen Augen
durch die Welt
weder gut
noch schlecht
es ist elf Uhr elf
kein Alltag
alle Tage
es sei denn
ich denke
ohne Frage.
Moin zusammen,
heute gibt es kein Gedicht.
Dafür will ich auf ein tolles gemeinnütziges Lyrik-Projekt zur Unterstützung der durch die Pandemie besonders betroffenen Obdachlosen aufmerksam machen.
So ist letzten Freitag die Anthologie „#Lockdownlyrik“ beim Trabantenverlag mit 100 Gedichten von 100 Autor:innen erschienen. Es sind unter anderem Texte von Sibylle Berg, Ulrike Almut Sandig und Thomas Gsella zum Thema Lockdown dabei (siehe auch: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen). Ich bin auch mit einem Text vertreten. Der gesamte Erlös des Buches geht an die Obdachlosenhilfe.
Das Buch ist infolge eines Aufrufes auf Instagram entstanden. Alle Autor:innen haben ihr Gedicht für den guten Zweck gespendet. Für weitere Informationen zum Projekt schaut auf der Hompage https://www.lockdownlyrik.de und dem Instagram-Kanal @lockdownlyrik (https://www.instagram.com/lockdownlyrik/?hl=de ) vorbei. Auch das Radiointerview des Initiators Fabian Leonhard mit Bayern 2 (https://www.ardaudiothek.de/aktuelle-interviews/lockdown-lyrik-fabian-leonhard-lyriker/86251798) ist sehr empfehlenswert.
Und jetzt kauft bitte alle diesen wunderbaren Band. Und zwar hier: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen
Der gesamte Erlös geht, wie gesagt, an die Obdachlosenhilfe! Erzählt es weiter und macht Werbung für dieses großartige Buch.
Folgt mir übrigens gerne auch auf Instagram (https://www.instagram.com/f_s_konka/?hl=de). Da trage ich unter anderem regelmäßig Gedichte vor.
Mit lyrischen Grüßen
Fritz Sebastian Konka
Wenn heute
vorbei ist
ist morgen.
–
So lange ist
heute.
Jeden Tag
schlägt die Glocke der Kirche
einmal
auf viertel
zweimal
auf halb
dreimal
auf dreiviertel
viermal
auf voll
und
dann in
bis zu zwölf weiteren
Schlägen.
Es steht dort eine Wand
auf jenem Platz in Eppendorf
regelmäßig plakatiert
in schwarz und weiß und grau
doch heute strahlt sie Farben
in grün und gelb und rot und blau
strahlt sie Farben
und morgen kommt ein Mann
und plakatiert in schwarz und weiß
mit aller Ruh an die Wand
eine Sternschnuppe tragende Hand
sowie zwei Köpfe
die Ohr an Ohr klagend sagen
„Hör deinem Traum zu“
der linke Kopf
steht Kopf.
Vor dem blauen Himmel
ragt ein blauer Schornstein
in die Höhe
unter ihm die Stadt
über den grünen Deich
hin zum Elbwatt
wandert mein Blick weich
am weißen Leuchtturm vorbei
ziehen Kraniche trötend
in die Heimat zurück
setzt die Fähre über
des wartenden Pendlers
alltägliches Glück
geht die Sonne über
der Elbe nieder
der Tag ist vorüber.
Dir Zeit
zu nehmen
für dich
mir Zeit
zu nehmen
für mich
mir Zeit
zu nehmen
für dich
dir Zeit
zu nehmen
für mich.
Neu
ein Neubeginn
in alten Dingen
beginnen
neue Dinge
während
alte Dinge
neu
im Neubeginn
verklingen
beginnen
neue Dinge.
Am Geländer hinab
die Sicht auf
die Dinge
deren Lauf
am Geländer hinauf.
Aus der Quelle
fließt
des Lebens Fluss
fließt
um des Flusses Biegung
biegt
der Fluss des Lebens
fließt
ein und aus
des Lebens Fluss
zurück und hin
fließt dahin
das Leben
biegt der Fluss
ein
und
fließt
aus
zur Mündung hin.
Ich gehe über Felder
am Morgen im Sonnenschein
strahlen die Wälder
ich gehe querfeldein
–
ich suche nach Störchen
ich gehe allein
auf dem Weg zurück
findet mich dieses Gedicht
–
meine Suche als Ziel
wo führt sie mich hin
übern Zaun und darunter
die Suche als Sinn
–
lenkt meine Gedanken
irgendwohin
gehe ich am Morgen
im Sonnenschein
–
auf der Suche
nach
Störchen
querfeldein.
In dem Hamsterrad
lauf ich nicht mehr
vielmehr geh ich achtsam hin
und gehe achtsam her
–
in dem Hamsterrad
bleib ich oft stehen
schaue auf und schaue ab
es ist so viel zu sehen
–
in dem Hamsterrad
ein sehr weiter Schritt
wie schnell es sich jetzt dreht
doch natürlich halt ich mit
–
in dem Hamsterrad
geh ich nun sehr schnell
sehe kaum noch was
von dieser schönen Welt
–
ich gehe immer schneller
merke nicht, dass ich schon lauf
bis ich stolper und ich falle
aus dem Rad hinaus
–
und wie ich liege so daneben
wird mir auf einmal klar
neben mir das Leben
wie unachtsam ich war
–
dieser Gedanke eben
gibt mir neue Kraft
auf zum nächsten Anlauf
in das Hamsterrad
–
nur noch langsamer
nur noch achtsamer.
Wir gehen zu dritt
durch den winterlichen Morgen
langsamer wird der Schritt
mit und ohne Sorgen
–
gehen wir zu dritt
ich meist in der Mitte
wir wären, nein sind
eine wunderbare Clique
–
ich meist in der Mitte
fühle nichts, fühle mit
Schritt für Schritt
mit und ohne Sorgen
–
an
diesem
winterlichen
Morgen.
Ich steh auf einer kleinen Brücke
schau dem Wasser zu beim Fließen
hör den Vögeln zu beim Singen
bald beginnt es hier zu sprießen.
–
Gestern noch lag Eis und Schnee
ein Tag wie tiefster Winter
heute weht ein lauer Wind
nimmt Abschied von dem Winter
–
gleicht einem Frühlingskuss
überschwänglich voller Lust
trifft sich unser Atem in der Luft
der Duft des Aufbruchs.
Wenn ich nichts fühl
denkst du
es geht mir gut
so ohne Gefühl
dabei fehlt
durch Prägung Mut
zu fühlen
was ich fühl
ob es Trauer ist
Angst oder Wut
und es nicht
nur zu denken
wie du
sachlich ist er
ein Mensch
wie du und ich
bin ich nicht
ich bin
nicht
ich
wie du
siehst
es
nicht.
Ich verliere mich
in mir
wär so gern
bei dir
ich verliere mich
in mir.
Zigaretten
auf dem Boden
verteilt
unachtsam
geflogen
auf den Boden
neben die Wand
von oben
aus der Hand
gefallen
auf den Bürgersteig
gefallen
von weit
thront
der Mond
bereits
als Sichel dünn
wie die Zeit verrinnt
an diesem
Winterabend.
Ich bin erschöpft
von Dingen
die ich nicht tu für mich
die ich nur tu für dich
bin erschöpft
vom ringen
mit mir
mit dir
ich bin erschöpft
von Dingen.
Ich grenze mich
nicht
ab
grenze ich
mich
ab
grenze
ich mich
nicht
ab
grenze
ich
mich!
Siehst du
den alten Schnee
hängen an den Zweigen
die unter des Wassers Last
leicht sich neigen?
–
Hörst du
den alten Schnee
als Wassertropfen
auf des Waldes Boden
langsam tropfen?
–
Während die Sonne
untergeht
der Tag allmählich
vergeht.
Eiskristalle hängen
fein
an einem Strauch
zart
streich ich
des Winters Hauch
ab und auf
von meinem Finger
hauch
ich
voller Lust
mit Genuss
die Kristalle
Richtung Fluss.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Ich schaue einem Blatt hinterher
wie es wirbelt im Winde
es fiel im vergangenen Herbst
von einer blühenden Winterlinde
–
treibt fort nun über Eis und Schnee
ehe es in einen Schuhabdruck weht
liegt dort still nun unentwegt
wann der Wind es weiterträgt?
Ich sitze auf der Fensterbank
mit einem Kaffee in der Hand
vorbei zieht Rauch
Wind drückt an die Scheibe
–
trägt mich in mein Elternhaus
–
wie oft wog er mich dort
in den Schlaf
wie oft trug er mich fort
lag ich wach
wie oft küsste er mich
sacht in die Nacht
–
trägt mich in meine Studentenstadt
–
wie ich den Wind
als ständigen Begleiter
im Süden misste
den Gegenwind
der mich kaum
noch kitzelte und küsste
–
trägt mich an die Nordseeküste.
Selbstverständlich
ist es
eben
noch gewesen
war es
das Leben
verstand sich von selbst
wird sich
selbstverständlich
wieder
selbstverständlich
leben
mit der Zeit
versteht sich
das Leben
von
selbst
verständlich
ist es
eben.
Ich schaue in die Sterne
schaue ich so gerne
in dein Gesicht
das gleich und anders ist
spöttisch um den Mund
und voller Bewegung
voller Liebe
von der ich nie
genug kriege
von den Sternen
die strahlen und wandern
im Fernen
kaum sichtbar
doch immer da.
Wenn niemand
zu jemand wird
und jemand
zu du
und du
zu wir
und wir
zu du
und du
zu jemand
und jemand
zu niemand.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Mein Atem strömt ein
mein Atem strömt aus
ich richte mein Bewusstsein aus
auf meinem Bauch
–
liegt meine linke Hand
die sich neigt und hebt
mit dem Bauch bewegt
den Rücken an der Wand
–
hör ich dem Atem zu
ohne, dass ich was tu
hör ich den Atem zu
ohne, dass ich was tu
–
strömt der Atem aus
strömt der Atem ein
mein Bewusstsein ist gerichtet
auf meinen Bauch.
Wohin nur mit der Wut
die tief in mir traurig ruht
sie darf nicht raus
kann da nicht bleiben
sorgt für ungefühltes Leiden
hinter Anspannung versteckt
von Jahrzehnten zugedeckt
rauben Traurigkeit und Wut
mir täglich Unmengen Energie
ich wünscht, ich hätt den Mut
und fühlte sie.
Was ich jetzt tun sollte
tu ich nicht
denn gerade will ich noch nicht
erstmal tu ich was anderes
nur was ich nun tu
das weiß ich nicht
vielleicht rufe ich dich an
vielleicht ein wenig Instagram
vielleicht geh ich spaziern
vielleicht werd ich was essen
vielleicht hab ich dann schon vergessen
was ich eigentlich tun sollte
und warum ich es eben nicht wollte
womöglich will ich es ja gleich
ist es zu spät, ob die Zeit noch reicht
wo ist sie denn nur geblieben
ach, ich vergaß, es war dieses Aufschieben.
Sie geht spazieren
dreht jeden Tag ihre Runden
im Achtsamkeitsgarten
Stunden um Stunden
–
dreht sie ihre Runden
immer allein, nie zu zweit
geht auf Steinen, auf Gras
und auf Asphalt
–
bald dreht sie wieder ihre Runden
Stunden um Stunden
geht sie allein, nie zu zweit
auf Steinen, auf Gras und auf Asphalt.
Unsere Liebe schlummert
unter alltäglichen Einzelheiten
fällt es ihr oft schwer
sich in Gänze zu entfalten.
–
Unsere Liebe blüht auf
wenn wir uns widmen
wenn wir uns sagen
was wir in uns tragen.
–
Unsere Liebe ist selten laut
meist leise, zart und zerbrechlich
doch taucht sie auf
ist sie vertraut und unvergesslich.
–
Drum schrei ich sie hinaus.
Grünes Moos
hinter der Bank
vor ihr spiegeln sich Bäume
in einer Pfütze
auf der Bank träume ich
mit tief ins Gesicht
gezogener Mütze
und meiner zur Faust
geballten linken Hand
von einer Welt
in der eine Bank
nicht als Schlafplatz
dienen muss
während Hotels
ungenutzt
leer stehen.
Wasser fließt unter ihren Steinen im Halbrund und
Fußgänger gehen daneben ihrer Wege
hinein in die rechteckige Dunkelheit
hinaus in das umfassende Licht
auf diesem breiten Wege
der schmaler wird
schmal ist er
nicht.
Ich gehe auf
und gehe ab
gebe nicht auf
gebe nicht ab
gehe auf
und gehe ab
gebe nicht auf
gebe nicht ab.
Ich schreibe ein Gedicht
noch weiß ich nicht, was
also schreibe ich, dass
ich nicht weiß, was
während ich auf dem Bett liege
mit dem Handy in der Hand
trotz aller Liebe
ohne Stift und Papier
bei wenig Licht
comes das Handy in handy
zumal ich ständig korrigier
und auf die Schnelle
wild um die Schrift stelle
von dort nach hier.
Wenn ich
woanders wäre
wie wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre
wo wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre
wer wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre.
Ich sitz dir gegenüber
und sage nichts
Gedanken ziehn vorüber
und tragen mich
–
weg von hier zu dir
du schaust mich lange an
und fragst mich dann
in aller Ruh „Was denkst du?“
–
„Was du denkst“
antworte ich dir.
Ich höre dir
zu
höre ich
dir
zuhöre
ich
gehöre
dir
gehöre
ich
höre
dir
zu.
Zwei alte Baumstümpfe
stehen
Wind und Wetter
ausgesetzt
auf der Oberfläche
leicht bedeckt
mit Schnee und Eis
durchsetzt
von Vogelspuren
vor Wiesen
gehaucht
in Eis und Schnee
Spuren nur von grünem Gras
und braunem Laub
findet sich dort
weht ein Wind
es rauscht die Bahn
hinter kahlen Bäumen.
„Nun liegt
kein Schnee mehr“
sagt er zu ihr
„lass uns ans Meer
fahren.“
Den Handschuh
verloren
beim Spaziergang
am Abend
wie ich erst verstand
als ich ihn wiederfand
beim Spaziergang
am Morgen
am Wegesrand
liegend in einer Pfütze
an der ich stand
und gebannt
nach unten sah
ob des Regens
der Kreise warf
wurde mir der
Handschuh
gewahr
an diesem
regnerischen
Donnerstag.
Am Bahnsteig wartet eine Frau
sie steht und schaut hinauf
in das Himmelsblau
vorbei an einer Uhr
der Wind weht lau.
Wiedersehen
würd ich
dich
gerne.
Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Zwei Schornsteine
beide hoch
der eine höher
stoßen Rauch aus
trifft sich
steigt hinauf
sinkt hinab
mit dem Winde
auf und ab
eins mit der Luft
nach Sekunden
schon verschwunden
der alte Rauch
neuer stößt aus.
Eben noch saß sie auf der Bank
schaute auf das flache Land
und nahm sich Zeit
auf ihrem Weg zur Arbeit
–
dachte sie nach weswegen
wofür und wie will sie leben
so nicht, das war ihr nun klar
es ist unehrlich und unwahr
–
sie stand auf und rief ihn an
lief auf und ab und sagte dann
„Ich möchte etwas zum Guten bewegen
in meinem, diesem einzigen Leben.“
–
Er verstand, während er nach Worten rang:
„Dein Leben sollst du leben
frage stets wofür, wie und weswegen
endlich wirst du wissen, wo lang.“
–
Sie setzte sich wieder auf die Bank
schaute auf das flache Land
sie saß dort stundenlang
ehe sie schließlich gang.
Ein andrer Ort
viel ich, kaum wir
bin grad fort
und noch bei dir
–
am andern Ort
bin nicht bei dir
ich hier, du dort
bin doch ein wir.
ruhig, still und leise
wie an nem feiertag
aber auf ne gespenstische weise
an jedem wochentag
–
bleiben wir wenn möglich
allein drinnen zu haus
gehn nur raus, wenn nötig
setzen uns masken auf
–
zum einkauf der dinge
des täglichen gebrauchs
wie ich immer wieder ringe
mit den dingen und ihrem lauf
–
warum es ist, wie es ist
es sollte anders sein
nein, es ist, wie es ist
es kann nicht anders sein.
fünf minuten hab ich
für dieses gedicht
jetzt nicht mehr
sind nun nur noch vier
denk zu viel
schreib zu wenig
bräuchte wohl ein bier
ein alkoholfreies natürlich
drogen sind für mich nicht mehr
außer kaffee versteht sich
und auch mal ein wenig teer
naja, und ab und an
gönn ich mir nen schnaps
wers glaubt, der hats
aber nun, ich schweife ab
jetzt sind es nur noch drei
in wirklichkeit gar nur noch zwei
jetzt denk ich nochmal richtig nach
für ein würdiges ende
…
ende.
Dunkel ist es draußen
dunkler tief in mir
dunkel ist es draußen
die Dunkelheit in mir
–
drängt nach draußen
ich fürchte mich vor ihr
dunkel ist es draußen
noch dunkler tief in mir.
hab dich viel zu lang
nicht mehr gesehn
wie konnte das geschehn
lag es an mir
lag es an dir
wollte es verstehn
–
schrieb dir
wann wir uns wiedersehn
du schriebst nicht
und dann irgendwann
mit vielen worten
dass du nicht kannst
–
ich verstand
es fehlte nie die zeit
du bist schlicht nicht bereit
würd gern sagen, ist halt so
dass es mich sehr trifft
ohne jegliches wieso.
Und ich stehe auf dem Deich
schaue still voll Fernweh
hin zum Horizont
wo die Nordsee
den Himmel
küsst
was habe ich
nicht alles vermisst
im vergangenen Jahr
als so vieles anders war
es ist der erste Januar 2021.
Des Winters Kälte
an den Fingern
eisig
im Gesicht
der Wind
dunkelhell das Licht
ich stehe an dem Gleis
dem einen
ein zweites gibt es nicht
ich hör die Bahn von weitem
wohin die Reisenden wohl reisen
lass mich gehen
lass mich leiten
lass mich gleiten
wie die Möwen
krächzend kreisen
in der Luft
der Ruf
des neuen Jahres.
es kommt das neue jahr
das alte fast vergangen
hinein ins neue jahr
um neu anzufangen.
–
zwanzigzwanzig stellte fragen
welche lasten kann ich tragen?
wieviel verbot verträgt die freiheit?
wieviel wiegt leid und einheit?
–
zwanzigeinundzwanzig als versprechen
wird es gehalten oder brechen?
wird es ein zurück in die alte zeit?
ist die welt hierfür bereit?
Sie trafen sich am selben Gleis
sie fuhr gerne Bahn, er Bus
als Selbstzweck mit Genuss
hin und zurück oder im Kreis.
–
Sie kamen ins Gespräch
über ein Buch von Murakami
das sie jeweils beim Warten lasen
bevor sich ihre Blicke trafen.
–
Beide liebten es, dem Alltag zu entfliehen
liebten Landschaften, die vorüberziehen
liebten Reisegeräusche
wie Stille andere Leute.
–
Sie vergaßen Raum und Zeit
redeten über Vergänglichkeit
über das Suchen und Finden
über das einfach Verschwinden.
–
Sein Bus war längst gefahr‘n
als sie ihre Bahn nahm
doch das sagte er nicht
mit einem Lächeln im Gesicht.
Es war einmal ein Mensch
der tat recht wenig
ruhte aus
wenn möglich
redete er kaum, hörte viel zu
er war phlegmatisch womöglich.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat immerzu
kannte keine Ruh
redete mit Genuss
in einem Fluss
er war wohl lebhaft bis zum Überdruss.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat mal hier, ruhte mal dort
redete
dann und wann
hörte er zu in aller Ruh
er war zu zweit an einem Ort.
Ich frage nicht nach morgen
manchmal zumindest nicht
–
ich frage nicht nach gestern
manchmal zumindest nicht
–
ich trage mich ins heute
manchmal zumindest.
Er setzt sich dort
nach dem ersten Date
er ginge mit ihr sofort
bis ans Ende der Welt.
–
Sie setzen sich dort
nach einem erneuten Streit
geprägt von Vorwürfen
wie ist sie es leid.
–
Er setzt sich dort
nach dem endgültigen Ende
wenn sie es wüsste
wie sie es fände.
Mit den Gedanken irgendwo
mit den Gedanken nirgendwo
tagträume ich durch den Morgen
ein Bus fährt vorbei
Autos lärmen entgegen
es rattert laut die Bahn
auf meine Haut fällt Regen
ich halt kurz inne
schaue nach oben
atme den Moment
unumwoben
ehe ich renne.
wenn ich abwäge
zwischen
der (un)wahrscheinlichkeit des geschehens
und dem verzicht des sehens
dem sollen und dem wollen
dem druck von außen und von innen
weiß ich nicht
was richtig ist
was falsch ist
weiß ich
alternativlos
gibt es nicht
Ich steh‘ unter zwei Brücken
die eine führt gen Norden
die andere gen Süden
über mir zwei Brücken.
–
Auf Schienen fahren die Bahnen
immer denselben Weg
die Schienen sind der Rahmen
für immer denselben Weg.
–
Die Menschen malen das Bild aus
mit stetig verschiedenen Farben
sie steigen ein und steigen aus
verändern mild die Farben
–
des immer selben Wegs
mancher sitzt und mancher steht
doch jeder geht auf seinem Weg
zumindest ein paar Schritte
–
mancher sucht nach seiner Mitte
mancher fand sie schon vor Jahren
mancher band sich, zu bewahren
mancher sieht die ersten Risse.
–
Meine Wahrheit brodelt verborgen
zusammen mit meinen Lügen
gestern wie heute wie morgen
wie kann ich mir genügen?
Langsam fällt der Regen
die Tropfen einzeln und allein
ich hör’ die Menschen reden
sie lassen mich hier sein.
–
Ich seh‘ bis auf den Grund
den die Tropfen nie erreichen
sie ziehen Kreise und
suchen ihresgleichen.
–
Ein Teichhuhn findet Futter
nah am Ufer bei den Steinen
ich denk‘ an meine Mutter
bin ich mit ihr im Reinen?
Sie sitzen dort und warten
hinter ihnen der Hafen
sie sitzen dort und warten
so ruhig, als ob sie schlafen.
–
Sie sitzen dort bei Sturm
sie sitzen dort bei Regen
sie sitzen dort als würd‘ es
nichts and’res für sie geben.
–
Sie sitzen dort und warten
selbst in der tiefen Nacht
hinter ihnen der Hafen
der ruhig über sie wacht.
Sie kann nicht schlafen
wie fast jeden Abend
kommt sie hierher
schaut auf die Gleise
schaut den Bahnen hinterher
fragt leise nach den Hintergründen ihrer Reise
–
Sie weiß, sie flieht von zuhaus‘
sie weiß, sie will hinaus
weg von Bier und Wein
rein in die Anonymität
manchmal steigt sie ein
fährt ohne Ziel durch die Stadt.
–
Es hat etwas beruhigendes.
Sie sehen sich jeden Wochentag
für nicht länger als eine Sekunde
immer morgens zur selben vollen Stunde
fährt sie mit der U-Bahn rein in die Stadt
und er mit der U-Bahn raus aus der Stadt.
–
Wenn die Bahnen aneinander vorbeifahren
trifft sich ihr Blick für einen flüchtigen Augenblick
ihr war gar, als hätte er ihr zugenickt
ehe er sich im eigenen Spiegelbild verliert
als wäre nichts passiert.
Ein Morgen im November sacht erwacht
Tau auf dem Brückengeländer
nach einer langen Nacht
über dem Wasser
schlief der Nebel
bis eben
tief
scheint das Sonnenlicht
bricht im sanften Wellenschlag
Kräuselungen und Spiegelungen
an dem noch jungen Tag
starten Gänse schnatternd
ich lebe, was ich hab‘
vor mir mein
eig‘ner Atem
ein und
aus.
Unter der Woche fährt er
mit der U-Bahn in die Stadt
manchmal schläft er ein
manchmal bleibt er wach.
–
Er wurde hier geboren
und er wird hier sterben
hier wuchs er heran
von einem Kind zum Mann.
–
Am Wochenende schaut er
aus seinem Fenster raus
er kennt hier jeden Stein
hier ist sein Zuhaus‘.
–
Alle kennen ihn
zumindest sein Gesicht
manche gar seinen Namen
die meisten aber nicht.
–
Allen, die vorbeigehen
wünscht er ‘nen guten Morgen
er weiß von ihren Träumen
er weiß von ihren Sorgen.
–
Nur von seinen eig‘nen
wusste er noch nie
will er auch nicht wissen
darum fragt er sie.
Angenommen
du hättest ewig Zeit auf dieser Welt
und du hättest auch unendlich Geld
da wären keine Sorgen weit und breit
und keine Eitelkeit, niemand schaute zu
was tätest du voll Muße und in Seelenruh‘
allein für dich mit einem Lächeln im Gesicht?
Ich gehe durch den Morgen
ich seh‘ die Leute fahren
zur Arbeit mit dem Rad
ich seh‘ die Leute sitzen
mit der Bahn in die Stadt
ich seh‘ die Vögel fliegen
nach Süden in ihrem Schwarm
ihre Nester längst verlassen
der kalte Wind hält mich warm.