In der Sonne sitze
ich
sonne mich
in der Sonne
sonne ich
mich
sitzend in der Sonne.
In der Sonne sitze
ich
sonne mich
in der Sonne
sonne ich
mich
sitzend in der Sonne.
Noch ist alles ruhig
die Sonne noch nicht aufgegangen
noch ist alles ruhig
der Tag ist noch nicht angefangen.
–
Noch schläft die Welt
schläft noch fest und tief
noch schläft die Welt
wie ich noch eben schlief.
Ein Ast nach dem anderen
bringen sie herbei
stapeln diese übereinander
einer nach dem anderen
–
so bauen sie ihr Nest
im Wasser bei den Steinen
stapeln Stöcker übereinander
ein anderer nach dem einen.
Ich denke gehend
Gedanken gehen
denkende Gedanken
ich danke denen
gehenden Gedanken
denk ich gehend
Gedanken denkend
dank ich denen
gegangenen Gedanken.
Wenn ich
wenn du
wenn wir
–
wenn er
wenn sie
wenn ihr.
Du bist du
machst
was du willst
wechselst deine Launen
wie das Wetter
im April
sorgst du für Erstaunen
in sich gekehrt und leise
tanzt du wild und ausgelassen
auf die extrovertierteste Art und Weise
allein für dich
bist du unter uns
versunken
und
lebenstrunken.
Gerade
brauch ich Stille
Ruhe brauch ich
brauch Abwesenheit
von allem
zum Genuss
–
brauch ich nichts
als Nichtstun brauch ich
brauch das alles
gerade
und zwar
im Überfluss.
Eben noch in wachen Träumen
schau ich in den Himmel blau
vereinzelt ziehen Wolken
zu schnell, um sie zu deuten.
–
Unscharf tanzt der Schnee
im Vordergrund und
unscharf meine Gedanken
im Hintergrund und
unscharf fällt der Schnee
kaum merklich
manch Flocke steht gar
im wehenden Wind
–
vor den noch kahlen Bäumen
weder erwachsen noch Kind
sehnsüchtig in leeren Räumen
wartet warmherzig der Sinn
–
eben noch in wachen Träumen
auf der Straße fährt wer Rad
zur Arbeit durch den Schnee
eben noch lag ich wach
wiegst mich nun in deinen Armen
wohin der Wind mich trägt
wiegst mich nun in deinen Armen
ohne, dass ich je versteh.
ist heute
wieder mal
ist jetzt
wieder mal
denke ich
und
schreibe
ich
lebe
nicht
im Jetzt.
Dies Ostern ähnelt
dem letzten Jahr
ein Ostern wie sonst
keines war.
–
Ohne ihn und ohne sie
im engsten Kreis
vermisse sie
die alte Normalität
–
die ohne Tests
die keine Masken trägt
die mit Umarmungen
die ohne Mahnungen
–
die unbeschwert in großer Runde
eng an eng am Ostertisch sitzt
und ja, ich vermisse gar
manch schlechten Witz.
Feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
lang und weile
feierlich
feier ich
die Langeweile
feier ich
feierlich
in dieser Ode
an die Öde.
Von weitem seh ich dich
wie du mir entgegen gehst
du lächelst still
den Blick gesenkt
stumm stehe ich
wartend und
spüre sehnend dir entgegen
wie während einer Dürre
dem Sommerregen
spüre meinen Blick entgleiten
weg von Kontrolle
weg von Sachlichkeiten
komme
was wolle
hin zu dir
weg vom Kopf
hin zum Herz.
Zeit ist nicht.
Und ich wusste
du warst deiner Meinung
und ich fragte dich nicht
und ich sagte nichts.
–
Und du wusstest
ich war meiner Meinung
und du fragtest mich nicht
und du sagtest nichts.
–
Und als unsere Freunde
zu Besuch kamen
warst du seiner
und ich ihrer Meinung.
–
Und als sie gingen
warst du meiner
und ich deiner
Meinung.
Die Sonne scheint
sommerlich
scheint mir
das Sonnenlicht
ins Gesicht
es ist
als gebe es
den Frühling
nicht
oder eher
nicht mehr
oder eher
nur sehr
kurz
wie eine Welle am Meer
als warte
hinter dem Winter
gleich
der Sommer
und nicht
der Frühling
auf dich.
Zeit ist.
Liebe
zerbrochen
wie ein Teller
an der Wand
–
in viele Einzelteile
ich sammle sie auf
es dauert eine Weile
und klebe sie zusamm‘
–
wie das Loch an der Wand
es ist zugespachtelt zwar
nehm ich die Risse
nach wie vor wahr
–
wenn ich mich traue
und genau hinschaue
ob ich sie noch vermisse
trotz oder wegen der Risse?
Ich warte ab
und lausche drinnen
wie die Heizung rauscht
draußen tobt munter der Wind
schwingt die noch blätterlosen Zweige
auf und ab und her und hin
Hagelkörner prallen ab
von nassen Scheiben
während Bäume sich
gefährlich neigen
und die Zeit
verrinnt.
Handgestoppte elf Sekunden
bis der Zeiger sich bewegt
Wolken ziehen am blauen Himmel
als er sich bewegt
von elf Uhr zehn
auf elf Uhr elf
es wird die Kirchenglocke
zwölf Mal schlagen
in neunundvierzig Minuten.
Heute ist
morgen
ist heute
und morgen
ist morgen
heute.
Eile
eile
weg mit
der langen Weile
eile
eile
nur wohin?
Ich schaue rauf
ich schaue runter
es findet sich
hier
es findet sich
dort
ein Motiv
an jedem Ort.
Und ich gehe
und ich gehe
und ich gehe
durch die Stadt.
Zusammen
nicht allein
zu zweit
zusammen
allein
einsam sein
nicht zu zweit
zusammen
gemeinsam sein
zusammen
allein
nicht einsam
sein
zusammen
gemeinsam
allein sein.
Sie machte Urlaub in Berlin
für eine Woche nur
und traf unmittelbar
bei ihrer Ankunft
einen Mann
der obdachlos war.
–
Die beiden kamen ins Gespräch
tauschten sich aus
sie brachte ihm Essen
tagein
tagaus.
–
Wie ehrlich er war.
Sie einte der Mut.
Wie ehrlich sie war.
Sie einte die Wut.
–
Nach ihrer Abreise
hielten sie Kontakt
per Telefon
es ging ihr schlecht
das ahnte er schon.
–
Zwei Jahre später
verstarb sie an Krebs
in einem Hamburger Krankenhaus.
–
Er hatte zuvor für Stunden
ihre Hand gehalten
und wollte nur
kurz Blumen
holen.
–
Er war den Tag zuvor
aus Berlin angereist.
Ich geh
mit offenen Augen
durch die Welt
weder gut
noch schlecht
es ist elf Uhr elf
kein Alltag
alle Tage
es sei denn
ich denke
ohne Frage.
Moin zusammen,
heute gibt es kein Gedicht.
Dafür will ich auf ein tolles gemeinnütziges Lyrik-Projekt zur Unterstützung der durch die Pandemie besonders betroffenen Obdachlosen aufmerksam machen.
So ist letzten Freitag die Anthologie „#Lockdownlyrik“ beim Trabantenverlag mit 100 Gedichten von 100 Autor:innen erschienen. Es sind unter anderem Texte von Sibylle Berg, Ulrike Almut Sandig und Thomas Gsella zum Thema Lockdown dabei (siehe auch: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen). Ich bin auch mit einem Text vertreten. Der gesamte Erlös des Buches geht an die Obdachlosenhilfe.
Das Buch ist infolge eines Aufrufes auf Instagram entstanden. Alle Autor:innen haben ihr Gedicht für den guten Zweck gespendet. Für weitere Informationen zum Projekt schaut auf der Hompage https://www.lockdownlyrik.de und dem Instagram-Kanal @lockdownlyrik (https://www.instagram.com/lockdownlyrik/?hl=de ) vorbei. Auch das Radiointerview des Initiators Fabian Leonhard mit Bayern 2 (https://www.ardaudiothek.de/aktuelle-interviews/lockdown-lyrik-fabian-leonhard-lyriker/86251798) ist sehr empfehlenswert.
Und jetzt kauft bitte alle diesen wunderbaren Band. Und zwar hier: https://www.trabantenverlag.de/produktseite/lockdownlyrik-100-gedichte-von-100-autor-innen
Der gesamte Erlös geht, wie gesagt, an die Obdachlosenhilfe! Erzählt es weiter und macht Werbung für dieses großartige Buch.
Folgt mir übrigens gerne auch auf Instagram (https://www.instagram.com/f_s_konka/?hl=de). Da trage ich unter anderem regelmäßig Gedichte vor.
Mit lyrischen Grüßen
Fritz Sebastian Konka
Wenn heute
vorbei ist
ist morgen.
–
So lange ist
heute.
Jeden Tag
schlägt die Glocke der Kirche
einmal
auf viertel
zweimal
auf halb
dreimal
auf dreiviertel
viermal
auf voll
und
dann in
bis zu zwölf weiteren
Schlägen.
Es steht dort eine Wand
auf jenem Platz in Eppendorf
regelmäßig plakatiert
in schwarz und weiß und grau
doch heute strahlt sie Farben
in grün und gelb und rot und blau
strahlt sie Farben
und morgen kommt ein Mann
und plakatiert in schwarz und weiß
mit aller Ruh an die Wand
eine Sternschnuppe tragende Hand
sowie zwei Köpfe
die Ohr an Ohr klagend sagen
„Hör deinem Traum zu“
der linke Kopf
steht Kopf.
Vor dem blauen Himmel
ragt ein blauer Schornstein
in die Höhe
unter ihm die Stadt
über den grünen Deich
hin zum Elbwatt
wandert mein Blick weich
am weißen Leuchtturm vorbei
ziehen Kraniche trötend
in die Heimat zurück
setzt die Fähre über
des wartenden Pendlers
alltägliches Glück
geht die Sonne über
der Elbe nieder
der Tag ist vorüber.
Dir Zeit
zu nehmen
für dich
mir Zeit
zu nehmen
für mich
mir Zeit
zu nehmen
für dich
dir Zeit
zu nehmen
für mich.
Die Vögel ziehen
mit der Zeit
lassen sie sich nieder
ziehen sie wieder
mit der Zeit
ziehen die Vögel.
Eingeworfene Fensterscheiben
überall liegt Glas
ein Hotel war
verlassen
steht es da
zurückgelassen
benutzte Kaffeetassen
auf den Zimmern
von jetzt auf gleich
überlassen
dem Verfall
Raum für Raum
und
im leeren Pool
ein Weihnachtsbaum.
Neu
ein Neubeginn
in alten Dingen
beginnen
neue Dinge
während
alte Dinge
neu
im Neubeginn
verklingen
beginnen
neue Dinge.
Ein Zeiger zeigt Sekunden an
ein andrer Minuten
ein nächster zeigt Stunden an
alle drehn sie Runden
–
im Takt
tick, tack
vergehen
Sekunden
Minuten
und Stunden
im Takt
tick, tack
–
drehen sie
Runden
anbricht ne neue Runde
in einer Sekunde
in einer Minute
in einer Stunde
bricht an ne neue Runde
–
Sekunde um
Minute um
Stunde.
Ich steh auf einer kleinen Brücke
schau dem Wasser zu beim Fließen
hör den Vögeln zu beim Singen
bald beginnt es hier zu sprießen.
–
Gestern noch lag Eis und Schnee
ein Tag wie tiefster Winter
heute weht ein lauer Wind
nimmt Abschied von dem Winter
–
gleicht einem Frühlingskuss
überschwänglich voller Lust
trifft sich unser Atem in der Luft
der Duft des Aufbruchs.
Ich tauche
unter Wasser
halte die Luft an
beweg mich so bewusst
wie ich es heute kann
so leicht ich bin
dein Spiegel
mit dem Wasser eins
fließe ich dahin
mit dem Wasser eins
dreh ich mich wohin
du dich gerade drehst
eine Pirouette
und du stehst
im Wasser
quer vor mir
gibst mir
einen Kuss
wir tauchen auf
Brust an Brust.
Wenn ich nichts fühl
denkst du
es geht mir gut
so ohne Gefühl
dabei fehlt
durch Prägung Mut
zu fühlen
was ich fühl
ob es Trauer ist
Angst oder Wut
und es nicht
nur zu denken
wie du
sachlich ist er
ein Mensch
wie du und ich
bin ich nicht
ich bin
nicht
ich
wie du
siehst
es
nicht.
Ich verliere mich
in mir
wär so gern
bei dir
ich verliere mich
in mir.
Zigaretten
auf dem Boden
verteilt
unachtsam
geflogen
auf den Boden
neben die Wand
von oben
aus der Hand
gefallen
auf den Bürgersteig
gefallen
von weit
thront
der Mond
bereits
als Sichel dünn
wie die Zeit verrinnt
an diesem
Winterabend.
Ich bin erschöpft
von Dingen
die ich nicht tu für mich
die ich nur tu für dich
bin erschöpft
vom ringen
mit mir
mit dir
ich bin erschöpft
von Dingen.
Ich grenze mich
nicht
ab
grenze ich
mich
ab
grenze
ich mich
nicht
ab
grenze
ich
mich!
Siehst du
den alten Schnee
hängen an den Zweigen
die unter des Wassers Last
leicht sich neigen?
–
Hörst du
den alten Schnee
als Wassertropfen
auf des Waldes Boden
langsam tropfen?
–
Während die Sonne
untergeht
der Tag allmählich
vergeht.
Eiskristalle hängen
fein
an einem Strauch
zart
streich ich
des Winters Hauch
ab und auf
von meinem Finger
hauch
ich
voller Lust
mit Genuss
die Kristalle
Richtung Fluss.
Der Weg hierher fällt mir schwer
er ist uneben und vereist
ich rutsche hin und rutsche her
stolper immer wieder leicht
–
angekommen an dem Teich
knirscht unter mir das junge Eis
erste Risse sind zu sehn
doch weiter will ich gehn
–
in der Mitte bleib ich stehn
eisig pfeift der raue Wind
erweckt die Stimme der Vernunft
in meinem innern Kind
–
„Weiter gehst du nicht
du gingst bereits den halben Weg
den ganzen gehst du nicht
auch wenn du noch so mutig bist.“
–
Der Weg zurück fällt mir schwer
ich rutsche hin und rutsche her
doch ich komm bald wieder her
nur nicht allein.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Ich schaue einem Blatt hinterher
wie es wirbelt im Winde
es fiel im vergangenen Herbst
von einer blühenden Winterlinde
–
treibt fort nun über Eis und Schnee
ehe es in einen Schuhabdruck weht
liegt dort still nun unentwegt
wann der Wind es weiterträgt?
Ich sitze auf der Fensterbank
mit einem Kaffee in der Hand
vorbei zieht Rauch
Wind drückt an die Scheibe
–
trägt mich in mein Elternhaus
–
wie oft wog er mich dort
in den Schlaf
wie oft trug er mich fort
lag ich wach
wie oft küsste er mich
sacht in die Nacht
–
trägt mich in meine Studentenstadt
–
wie ich den Wind
als ständigen Begleiter
im Süden misste
den Gegenwind
der mich kaum
noch kitzelte und küsste
–
trägt mich an die Nordseeküste.
Selbstverständlich
ist es
eben
noch gewesen
war es
das Leben
verstand sich von selbst
wird sich
selbstverständlich
wieder
selbstverständlich
leben
mit der Zeit
versteht sich
das Leben
von
selbst
verständlich
ist es
eben.
Ich schaue in die Sterne
schaue ich so gerne
in dein Gesicht
das gleich und anders ist
spöttisch um den Mund
und voller Bewegung
voller Liebe
von der ich nie
genug kriege
von den Sternen
die strahlen und wandern
im Fernen
kaum sichtbar
doch immer da.
Wenn niemand
zu jemand wird
und jemand
zu du
und du
zu wir
und wir
zu du
und du
zu jemand
und jemand
zu niemand.
Es tut weh
tut es
verletzt
es
tut
weh
tut es
verletzt
es tut weh.
Mein Atem strömt ein
mein Atem strömt aus
ich richte mein Bewusstsein aus
auf meinem Bauch
–
liegt meine linke Hand
die sich neigt und hebt
mit dem Bauch bewegt
den Rücken an der Wand
–
hör ich dem Atem zu
ohne, dass ich was tu
hör ich den Atem zu
ohne, dass ich was tu
–
strömt der Atem aus
strömt der Atem ein
mein Bewusstsein ist gerichtet
auf meinen Bauch.
Wohin nur mit der Wut
die tief in mir traurig ruht
sie darf nicht raus
kann da nicht bleiben
sorgt für ungefühltes Leiden
hinter Anspannung versteckt
von Jahrzehnten zugedeckt
rauben Traurigkeit und Wut
mir täglich Unmengen Energie
ich wünscht, ich hätt den Mut
und fühlte sie.
Was ich jetzt tun sollte
tu ich nicht
denn gerade will ich noch nicht
erstmal tu ich was anderes
nur was ich nun tu
das weiß ich nicht
vielleicht rufe ich dich an
vielleicht ein wenig Instagram
vielleicht geh ich spaziern
vielleicht werd ich was essen
vielleicht hab ich dann schon vergessen
was ich eigentlich tun sollte
und warum ich es eben nicht wollte
womöglich will ich es ja gleich
ist es zu spät, ob die Zeit noch reicht
wo ist sie denn nur geblieben
ach, ich vergaß, es war dieses Aufschieben.
Traurigkeit und ich
allein miteinander
Traurigkeit und ich
eng beinander.
–
Traurigkeit und ich
kennen uns sehr gut
Traurigkeit und ich
versteckt oft hinter Wut.
–
Traurigkeit und ich
spüre dich
Traurigkeit und ich
spüre mich.
Sie geht spazieren
dreht jeden Tag ihre Runden
im Achtsamkeitsgarten
Stunden um Stunden
–
dreht sie ihre Runden
immer allein, nie zu zweit
geht auf Steinen, auf Gras
und auf Asphalt
–
bald dreht sie wieder ihre Runden
Stunden um Stunden
geht sie allein, nie zu zweit
auf Steinen, auf Gras und auf Asphalt.
Unsere Liebe schlummert
unter alltäglichen Einzelheiten
fällt es ihr oft schwer
sich in Gänze zu entfalten.
–
Unsere Liebe blüht auf
wenn wir uns widmen
wenn wir uns sagen
was wir in uns tragen.
–
Unsere Liebe ist selten laut
meist leise, zart und zerbrechlich
doch taucht sie auf
ist sie vertraut und unvergesslich.
–
Drum schrei ich sie hinaus.
Grünes Moos
hinter der Bank
vor ihr spiegeln sich Bäume
in einer Pfütze
auf der Bank träume ich
mit tief ins Gesicht
gezogener Mütze
und meiner zur Faust
geballten linken Hand
von einer Welt
in der eine Bank
nicht als Schlafplatz
dienen muss
während Hotels
ungenutzt
leer stehen.
Die Minigolfbahn geschlossen
wie das Hotel nebenan
ist nichts offen
sind nur deine Arme
empfangen mich
du trägst ein Strahlen im Gesicht
kletterst übern Zaun
wie in alten Zeiten
trau ich mich kaum
du redest mir Mut zu
von der andern Seite
überzeugst du mich im Nu
folg ich dir übern Zaun
du wartest bei den Löchern
mit Eicheln und mit Stöckern
spielen ich und du
schließlich in Seelenruh
sitzen nun auf unsrer Bank
du nimmst meine Hand
und schaust mir in die Augen
ich würd dir alles glauben.
Ich würde gerne fliegen
wie ein Vogel durch die Lüfte
würd ich gerne fliegen
ohne dass ich wüsste
wie.
Wasser fließt unter ihren Steinen im Halbrund und
Fußgänger gehen daneben ihrer Wege
hinein in die rechteckige Dunkelheit
hinaus in das umfassende Licht
auf diesem breiten Wege
der schmaler wird
schmal ist er
nicht.
Ich gehe auf
und gehe ab
gebe nicht auf
gebe nicht ab
gehe auf
und gehe ab
gebe nicht auf
gebe nicht ab.
Ich schreibe ein Gedicht
noch weiß ich nicht, was
also schreibe ich, dass
ich nicht weiß, was
während ich auf dem Bett liege
mit dem Handy in der Hand
trotz aller Liebe
ohne Stift und Papier
bei wenig Licht
comes das Handy in handy
zumal ich ständig korrigier
und auf die Schnelle
wild um die Schrift stelle
von dort nach hier.
Wenn ich
woanders wäre
wie wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre
wo wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre
wer wäre ich dann
wenn ich
woanders wäre.
Ich sitz dir gegenüber
und sage nichts
Gedanken ziehn vorüber
und tragen mich
–
weg von hier zu dir
du schaust mich lange an
und fragst mich dann
in aller Ruh „Was denkst du?“
–
„Was du denkst“
antworte ich dir.
Ich höre dir
zu
höre ich
dir
zuhöre
ich
gehöre
dir
gehöre
ich
höre
dir
zu.
Ich fühl mich traurig, bin allein
frag weshalb, frag wieso
fällt mir kein Grund ein
wär gern anderswo
anderswo allein
weiß nicht wo
will ich
sein
Zwei alte Baumstümpfe
stehen
Wind und Wetter
ausgesetzt
auf der Oberfläche
leicht bedeckt
mit Schnee und Eis
durchsetzt
von Vogelspuren
vor Wiesen
gehaucht
in Eis und Schnee
Spuren nur von grünem Gras
und braunem Laub
findet sich dort
weht ein Wind
es rauscht die Bahn
hinter kahlen Bäumen.
Und ich weinte
in meinem Traum
blutige Tränen
du gabst mir Raum
und ich weinte
in deinen Armen
hörte nicht auf
nur raus, nur raus
hörte nicht auf
nur raus, nur raus
hörte nicht auf
in deinen Armen
wachte ich auf.
Vielleicht
fällt es
sich
bald
viel
leicht
und
leichter.
„Nun liegt
kein Schnee mehr“
sagt er zu ihr
„lass uns ans Meer
fahren.“
Wind im Gesicht
und in den Baumkronen
ich fühle mich
getragen
spüre mein Herz
schlagen
steh und lausche
dem Singen der Vögel
des Windes Rauschen
auf der Haut
deinen salzigen Geschmack
ich denke ans Meer
du fehlst mir sehr.
Den Handschuh
verloren
beim Spaziergang
am Abend
wie ich erst verstand
als ich ihn wiederfand
beim Spaziergang
am Morgen
am Wegesrand
liegend in einer Pfütze
an der ich stand
und gebannt
nach unten sah
ob des Regens
der Kreise warf
wurde mir der
Handschuh
gewahr
an diesem
regnerischen
Donnerstag.
Am Bahnsteig wartet eine Frau
sie steht und schaut hinauf
in das Himmelsblau
vorbei an einer Uhr
der Wind weht lau.
Wiedersehen
würd ich
dich
gerne.
Ich sitze auf der Fensterbank
an diesem grauen Tag
draußen fällt Regen auf Asphalt
wo gestern noch Schnee lag.
–
Dunkle Wolken vorm weißen Himmel
zur „Wintermusik“ von Nils Frahm
schließ ich meine Augen
im Hintergrund rauscht die Bahn
–
hör ich den Regen tropfen
im Klang mit der Musik
ein leichtes, seichtes Klopfen
träumt sich aus dem Lied.
Ich bin meist ruhig
passiv und leise
bin gern allein
auf meiner Reise
nach innen
gekehrt
auf meine Weise
für mich
doch
einsam
bin ich nicht.
Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Zwei Schornsteine
beide hoch
der eine höher
stoßen Rauch aus
trifft sich
steigt hinauf
sinkt hinab
mit dem Winde
auf und ab
eins mit der Luft
nach Sekunden
schon verschwunden
der alte Rauch
neuer stößt aus.
Eben noch saß sie auf der Bank
schaute auf das flache Land
und nahm sich Zeit
auf ihrem Weg zur Arbeit
–
dachte sie nach weswegen
wofür und wie will sie leben
so nicht, das war ihr nun klar
es ist unehrlich und unwahr
–
sie stand auf und rief ihn an
lief auf und ab und sagte dann
„Ich möchte etwas zum Guten bewegen
in meinem, diesem einzigen Leben.“
–
Er verstand, während er nach Worten rang:
„Dein Leben sollst du leben
frage stets wofür, wie und weswegen
endlich wirst du wissen, wo lang.“
–
Sie setzte sich wieder auf die Bank
schaute auf das flache Land
sie saß dort stundenlang
ehe sie schließlich gang.
Vereinzelt brennen Lichter
in der Dunkelheit
fällt Schnee
fällt von weit
aus der Dunkelheit
brennen Lichter
dicht und dichter
fällt Schnee
von weit.
Ein andrer Ort
viel ich, kaum wir
bin grad fort
und noch bei dir
–
am andern Ort
bin nicht bei dir
ich hier, du dort
bin doch ein wir.
ruhig, still und leise
wie an nem feiertag
aber auf ne gespenstische weise
an jedem wochentag
–
bleiben wir wenn möglich
allein drinnen zu haus
gehn nur raus, wenn nötig
setzen uns masken auf
–
zum einkauf der dinge
des täglichen gebrauchs
wie ich immer wieder ringe
mit den dingen und ihrem lauf
–
warum es ist, wie es ist
es sollte anders sein
nein, es ist, wie es ist
es kann nicht anders sein.
Irgendwann
fängt es neu an
heute ist
irgendwann
neu fängt es an
noch heute
fängt es neu an
irgendwann
ist heute
neu anfängt es
noch heute
fängt es neu an.
Ich sehe mich
im Schnee
von gestern
spiegeln sich
auch
Himmel und Bäume
ich schaue
hinauf
und träume
am Tage.
fünf minuten hab ich
für dieses gedicht
jetzt nicht mehr
sind nun nur noch vier
denk zu viel
schreib zu wenig
bräuchte wohl ein bier
ein alkoholfreies natürlich
drogen sind für mich nicht mehr
außer kaffee versteht sich
und auch mal ein wenig teer
naja, und ab und an
gönn ich mir nen schnaps
wers glaubt, der hats
aber nun, ich schweife ab
jetzt sind es nur noch drei
in wirklichkeit gar nur noch zwei
jetzt denk ich nochmal richtig nach
für ein würdiges ende
…
ende.
Schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
mit aller Ruh
schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
und du?
zurück
so fern
schau ich
so gern
nach vorn
schau gern zurück
schau nach vorn fern
ich schau
so gern
so fern
zurück
nach vorn.
Dunkel ist es draußen
dunkler tief in mir
dunkel ist es draußen
die Dunkelheit in mir
–
drängt nach draußen
ich fürchte mich vor ihr
dunkel ist es draußen
noch dunkler tief in mir.
hab dich viel zu lang
nicht mehr gesehn
wie konnte das geschehn
lag es an mir
lag es an dir
wollte es verstehn
–
schrieb dir
wann wir uns wiedersehn
du schriebst nicht
und dann irgendwann
mit vielen worten
dass du nicht kannst
–
ich verstand
es fehlte nie die zeit
du bist schlicht nicht bereit
würd gern sagen, ist halt so
dass es mich sehr trifft
ohne jegliches wieso.
Unter meinen Füßen
Muscheln angespült
von vergangenen Fluten
gesammelt am Strand.
–
Ich fange an zu suchen
nach der einen Muschel
die ich nicht finde
ich nehme deine Hand.
Und ich stehe auf dem Deich
schaue still voll Fernweh
hin zum Horizont
wo die Nordsee
den Himmel
küsst
was habe ich
nicht alles vermisst
im vergangenen Jahr
als so vieles anders war
es ist der erste Januar 2021.
Zwischen zwei Laternen
steht im Fernen die Sonne tief
die eben scheinbar noch
hinter grauen Wolken schlief.
–
Wie prägt sie unser aller Sein.
–
Ganz gleich wird sie verschwunden sein
ganz gleich wird sie woanders schein‘
ganz gleich werden die Laternen leuchten
wie zwei kleine Sonnen erleuchten.
–
Mitten zwischen ihnen stehe ich
–
und kann mich nicht entscheiden
möchte gehen, möchte bleiben
sehe ich das Dunkle nicht
hinter all dem Sonnenlicht?
Des Winters Kälte
an den Fingern
eisig
im Gesicht
der Wind
dunkelhell das Licht
ich stehe an dem Gleis
dem einen
ein zweites gibt es nicht
ich hör die Bahn von weitem
wohin die Reisenden wohl reisen
lass mich gehen
lass mich leiten
lass mich gleiten
wie die Möwen
krächzend kreisen
in der Luft
der Ruf
des neuen Jahres.
Ich denke an dich
denke ich
an dich
denke ich
denke an dich
an dich
denke ich
am letzten Tag des Jahres.
Er fährt die Leute
durch die Stadt
jeden Tag aufs Neue
hält er an und fährt ab
vom Morgen
bis in die Abendbläue.
–
Er spricht kaum
warum denn auch
sagt weder „Moin“
noch „Tschüß“
hebt bloß ab und an
still die Hand
zum Gruß
und zum Abschied.
Ich entscheide mich
nichts
zu tun
entscheide ich mich.
In den Fenstern
spiegelt sich die Sonne
spiegelt sich im Wasser
in den Fenstern.
Wer ich wäre
ohne dich
frage ich mich
wer ich
wäre
ich
mehr oder weniger
ich
durch dich?
es kommt das neue jahr
das alte fast vergangen
hinein ins neue jahr
um neu anzufangen.
–
zwanzigzwanzig stellte fragen
welche lasten kann ich tragen?
wieviel verbot verträgt die freiheit?
wieviel wiegt leid und einheit?
–
zwanzigeinundzwanzig als versprechen
wird es gehalten oder brechen?
wird es ein zurück in die alte zeit?
ist die welt hierfür bereit?
Sie trafen sich am selben Gleis
sie fuhr gerne Bahn, er Bus
als Selbstzweck mit Genuss
hin und zurück oder im Kreis.
–
Sie kamen ins Gespräch
über ein Buch von Murakami
das sie jeweils beim Warten lasen
bevor sich ihre Blicke trafen.
–
Beide liebten es, dem Alltag zu entfliehen
liebten Landschaften, die vorüberziehen
liebten Reisegeräusche
wie Stille andere Leute.
–
Sie vergaßen Raum und Zeit
redeten über Vergänglichkeit
über das Suchen und Finden
über das einfach Verschwinden.
–
Sein Bus war längst gefahr‘n
als sie ihre Bahn nahm
doch das sagte er nicht
mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich bin kein Mann der Macht
und kein Mann, der macht
ich bin kein Mann der Stärke
und kein Mann der Härte.
–
Ich bin kein Mann ohne Angst
und kein Mann für nur einen Tanz
ich bin kein Mann, der stoisch steht
und kein Mann, der still geht.
–
Ich bin ein Mann.
Es war einmal ein Mensch
der tat recht wenig
ruhte aus
wenn möglich
redete er kaum, hörte viel zu
er war phlegmatisch womöglich.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat immerzu
kannte keine Ruh
redete mit Genuss
in einem Fluss
er war wohl lebhaft bis zum Überdruss.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat mal hier, ruhte mal dort
redete
dann und wann
hörte er zu in aller Ruh
er war zu zweit an einem Ort.
Ich frage nicht nach morgen
manchmal zumindest nicht
–
ich frage nicht nach gestern
manchmal zumindest nicht
–
ich trage mich ins heute
manchmal zumindest.
auf ne eigne art
und weise
ist sie eigen
auf ne weise
häufig leise
selten laut
und sie schaut
eigen
auf ne weise
auf ne eigne
art und weise.
Der kürzeste Tag des Jahres
ist nun vorbei
die Tage werden länger
ich denke an uns zwei.
–
Wie wir, es war
vor etwa einem halben Jahr
am längsten Tag des Jahres
draußen saßen
bis die Sonne unterging.
–
Wie wir
die laue Nacht genossen
draußen lagen
bis der neue Tag anfing.
–
Wie wir
im Bewusstsein der Vergänglichkeit
uns aneinander schmiegten.
–
Wie wir uns
bei Sonnenaufgang
liebten.
Ich gehe allein
allein im kalten Regen
niemand sonst zugegen
zuhaus im warmen
bin ich auch gleich
bei dir
in deinen warmen
Armen.
Es rinnt die Zeit dahin
es fällt der Regen draußen
ich frage mich, wohin
ich würde gerne laufen
–
durch den Regen draußen
durch die tiefen Pfützen
würd‘ ich gerne laufen
ohne was zu nützen
–
Ohne auch zu denken
einfach nur drauf los
würd‘ ich gerne laufen
worauf wart‘ ich bloß?
Morgens und abends
trompetet er hinab
in jede Himmelsrichtung
vom Michel in die Stadt
–
seit mehr als 300 Jahren
„Zum Lobe Gottes,
den Menschen zur Freude“
gestern wie heute
–
sorgt er für Gänsehaut
ob leise, ob laut
stets klingt die Musik
seltsam vertraut.
Ich gehe am Alsterfleet
Richtung Elbe
sehe bald von weitem
die Elbphilharmonie.
–
Es ist der Sonnabend
vor Weihnachten
mitten in der Stadt
und leer wie nie.
–
Die Geschäfte geschlossen
Mund und Nase verdeckt
ein paar Unverdrossene
nutzen click and collect.
–
Ich gehe nur spazieren
noch ist es erlaubt
ich gehe nur spazieren
nutz ich es aus?
Ich gehe mit meiner Mutter
durch die Stadt
wir gehen den ganzen Tag
von der Alster an die Elbe
bis zum Jenischpark
–
ein wenig östlich
wuchs meine Mutter auf
wir werfen einen Blick
auf ihr Elternhaus
–
sie weiß über jeden Winkel hier
etwas zu berichten
erzählt Geschichten
aus Kindheit und Jugend
von ihrem Großonkel und dessen
vermeintlicher Tugend
–
ich frage mich
werd‘ ich so auch mal
durch Norderstedt gehen
und meiner Tochter erzählen?
–
von Teufelsbrück
geht es mit der Fähre zurück
den Wind im Gesicht
im Kopf dieses Gedicht.
Er setzt sich dort
nach dem ersten Date
er ginge mit ihr sofort
bis ans Ende der Welt.
–
Sie setzen sich dort
nach einem erneuten Streit
geprägt von Vorwürfen
wie ist sie es leid.
–
Er setzt sich dort
nach dem endgültigen Ende
wenn sie es wüsste
wie sie es fände.
Die Sonne halb verborgen
taucht den frühen Morgen
in des Winters Licht
klar und weit die Sicht.
ich liebe dich
wie keinen
anderen menschen
und gleichzeitig
stoß ich dich
so oft weg
wie keinen
anderen
menschen.
Im Spiegel seh ich mich
wieder und wider und wieder
gespiegelt
vom Spiegel gegenüber
–
wie sonst
nur du
mich spiegelst
wieder, wider
und wieder.
finde keinen schlaf
liege wach
finde keinen schlaf
–
wende mich hin
wende mich her
–
finde keine ruh
was ich auch tu
finde keine ruh
–
raus aus dem bett
auf den balkon
vor mir ruhig die nacht
sie lacht mir mild entgegen
–
auf den straßen, in den fenstern
brennt vereinzelt licht
ich bin alleine
alleine bin ich nicht.
Das Gegenteil
von Liebe
ist im Gegenteil
Liebe.
Mit den Gedanken irgendwo
mit den Gedanken nirgendwo
tagträume ich durch den Morgen
ein Bus fährt vorbei
Autos lärmen entgegen
es rattert laut die Bahn
auf meine Haut fällt Regen
ich halt kurz inne
schaue nach oben
atme den Moment
unumwoben
ehe ich renne.
Ich seh‘ ein Küken im Dezember
unweit von seiner Mutter
sucht es nach Futter
taucht es unter
und nicht mehr auf
die Dinge und ihr Lauf
ich seh‘ kein Küken im Dezember.
Liebe ist
tragen und
getragen werden
Liebe ist
zusammen
älter werden
Liebe ist
sowohl als ob
Liebe ist
nichtsdestotrotz.
wenn ich abwäge
zwischen
der (un)wahrscheinlichkeit des geschehens
und dem verzicht des sehens
dem sollen und dem wollen
dem druck von außen und von innen
weiß ich nicht
was richtig ist
was falsch ist
weiß ich
alternativlos
gibt es nicht
du trittst aus der kirche aus
um das geld zu spenden
sagst du mir
um es
für wirklich sinnvolle zwecke zu verwenden
sagst du mir
sehr löblich
scheint das dir
dabei behältst du
welch‘ glück
einen großteil des geldes zurück
allein für dich
ist ja okay
sage ich
aber auch
dann trittst du aus
vor allem für dich
oder zumindest auch
und
dann sag das doch so.
ich klicke und klicke und klicke
an
von ihm zu ihr zu ihm zu ihr
ich nicke und nicke und nicke
ab
schreibe ich
danke
ich
like und folge
ich
genug sag
ich
genug für heute
doch wieder on
ich
hab nicht
genug
für heute
ich hab
niemals
genug
ich.
Ich steh‘ unter zwei Brücken
die eine führt gen Norden
die andere gen Süden
über mir zwei Brücken.
–
Auf Schienen fahren die Bahnen
immer denselben Weg
die Schienen sind der Rahmen
für immer denselben Weg.
–
Die Menschen malen das Bild aus
mit stetig verschiedenen Farben
sie steigen ein und steigen aus
verändern mild die Farben
–
des immer selben Wegs
mancher sitzt und mancher steht
doch jeder geht auf seinem Weg
zumindest ein paar Schritte
–
mancher sucht nach seiner Mitte
mancher fand sie schon vor Jahren
mancher band sich, zu bewahren
mancher sieht die ersten Risse.
–
Meine Wahrheit brodelt verborgen
zusammen mit meinen Lügen
gestern wie heute wie morgen
wie kann ich mir genügen?
An der Decke leuchten Sterne
an der Decke steht der Mond
wann begann ich zu vergessen
dass sich jeder Blick nach oben lohnt?
Sie sitzen dort und warten
hinter ihnen der Hafen
sie sitzen dort und warten
so ruhig, als ob sie schlafen.
–
Sie sitzen dort bei Sturm
sie sitzen dort bei Regen
sie sitzen dort als würd‘ es
nichts and’res für sie geben.
–
Sie sitzen dort und warten
selbst in der tiefen Nacht
hinter ihnen der Hafen
der ruhig über sie wacht.
Wenn ich mich befreie von
all meinen Eitelkeiten
und
all meinen Unwahrheiten
all meinen Beschränkungen
und
all meinen Verrenkungen
was bleibt?
Wahre Ruhe
ist
stets
im Fluss.
Im Taxi auf der Rückbank
weint er hemmungslos
der Taxifahrer sagt nichts
und fährt rücksichtslos
–
über rote Ampeln
setzt den Blinker nicht
fährt viel zu schnell
trotz schlechter Sicht
–
er sollte was sagen
er sagt nichts
wie kann er es nicht wagen
weint bloß bitterlich
–
Sie ist wirklich gegangen
oder ging doch er
es hat sich angedeutet
und fällt trotzdem schwer.
–
Das Taxi ist schon da und hält
die Fahrt unangenehm wie nie
trotzdem gibt er Trinkgeld
er denkt nur an sie.
–
Sie hat es nicht ausgesprochen
er hat es gespürt
das Unschuldige zerbrochen
sie war nicht mehr berührt.
Es ist Silvester kurz vor Mitternacht
Eisschollen treiben auf dem Wasser
in dieser klaren, bitterkalten Nacht
er sucht sich einen stillen Platz
wo er seine Ruhe hat
wo nichts passiert
wo nichts geschieht
vielleicht wirft er seine Angel aus
einen Köder nutzt er nie
während zuhaus‘ im Endreihenhaus
seine Frau allein das neue Jahr begießt
die Kinder, bereits eingeschlafen
ein Vorsatz, ein Fisch an seinem Haken.
Sie kann nicht schlafen
wie fast jeden Abend
kommt sie hierher
schaut auf die Gleise
schaut den Bahnen hinterher
fragt leise nach den Hintergründen ihrer Reise
–
Sie weiß, sie flieht von zuhaus‘
sie weiß, sie will hinaus
weg von Bier und Wein
rein in die Anonymität
manchmal steigt sie ein
fährt ohne Ziel durch die Stadt.
–
Es hat etwas beruhigendes.
Sie sehen sich jeden Wochentag
für nicht länger als eine Sekunde
immer morgens zur selben vollen Stunde
fährt sie mit der U-Bahn rein in die Stadt
und er mit der U-Bahn raus aus der Stadt.
–
Wenn die Bahnen aneinander vorbeifahren
trifft sich ihr Blick für einen flüchtigen Augenblick
ihr war gar, als hätte er ihr zugenickt
ehe er sich im eigenen Spiegelbild verliert
als wäre nichts passiert.
Zwischen ihnen diese Lücke
er auf der einen Seite
sie auf der anderen Seite
der hinüber führenden Brücke.
–
Während sie so am Ufer stehen
und zueinander hinübersehen
in Erwartung der ersten Schritte
des jeweils andern gen Brückenmitte
–
hat es zu regnen angefangen
auch grollt ein Donner in der Ferne
ist sie bald gegangen
von der Kälte in die Wärme.
–
Er steht nun allein auf ihrer Seite
durchnässt bis auf die Haut
niemand mehr auf seiner Seite
es wirkt seltsam vertraut.
Vergängliches fällt
von den Bäumen
Vergängliches hält
sich in den Räumen
Vergängliches stellt
mich in den Träumen.
Vergängliches.
Leben
passiert!
————WEnN du es!
passIEren lässt!
was IsT
————VerNunft?
———-WaS iSt
MOraL?
Oft
E
N
G
E
nicht selten eine
qual.
Wenn die Worte gehen
weil die Gefühle kommen.
Den Lattenstieg steig’ ich hinab
stetig nehm‘ ich jede Stufe
höre stumm der Arbeit Rufe
Stufe für Stufe für Stufe.
Meine Gedanken
rasen
rasen
hin und her
rasen
kreuz und quer
überschlagen sich
egal, was ich auch tu‘
ich komm‘ nicht zur Ruh‘
und mein Körper
träge, langsam, schwer
kommt dem Kopf nicht hinterher
als ob etwas an ihm hängt
als ob ihn jemand unbekanntes lenkt
fragt sich bloß wer
verfängt sich
fängt nicht
fängt mich
ein Gedanke
verdrängt
hier
drängt
dort
drängen
meine Gedanken
rasen
überschlagen sich
jagen mich
hin und quer
kreuz und her.
Kein Blatt wie das andere
so sehr sie sich auch gleichen
ist keines eines anderen gleichen.
Der schmale
Grat
zwischen
den
Extremen.
Vielleicht
ist eines Menschen Sein
tatsächlich nicht wichtiger
als ein jeder Stein
vielleicht
könnte diese Annahme
am Ende gar befreiend sein
was gäbe es zu gewinnen
und was zu verlieren
könnte überhaupt
etwas schlimmes passieren
ohne Ballast eines wichtigen Lebens
wäre womöglich kein sollen
und kein Streben
wäre womöglich nur
wollen und geben.
Unter der Woche fährt er
mit der U-Bahn in die Stadt
manchmal schläft er ein
manchmal bleibt er wach.
–
Er wurde hier geboren
und er wird hier sterben
hier wuchs er heran
von einem Kind zum Mann.
–
Am Wochenende schaut er
aus seinem Fenster raus
er kennt hier jeden Stein
hier ist sein Zuhaus‘.
–
Alle kennen ihn
zumindest sein Gesicht
manche gar seinen Namen
die meisten aber nicht.
–
Allen, die vorbeigehen
wünscht er ‘nen guten Morgen
er weiß von ihren Träumen
er weiß von ihren Sorgen.
–
Nur von seinen eig‘nen
wusste er noch nie
will er auch nicht wissen
darum fragt er sie.
Zwischen gelben Blättern
steht diese Bank im Park
auf der ich bis eben saß
und in einem Buche las
–
das du geschrieben hast
auf jener Bank im Park
ich sah dir manchmal zu
wie du schriebst mit großer Ruh
–
wie du Zeit und Raum vergaßt
auf jener Bank im Park
auf der ich bis eben saß
in deinem Buche las
–
Raum und Zeit vergaß
auf dieser Bank im Park
schlug ich in aller Ruh
nunmehr dein Buche zu.
Mit dem faden Geschmack im Mund
von trockenem Rotwein und
süßer Zartbitterschokolade fährt sie
während andere längst schlafen
mit einem spöttischen Lächeln Richtung Flughafen.
–
Wo sie sich das erste Mal trafen
vor zwei Jahren auf den Tag genau
sie war damals eine andere Frau
ziemlich selbstherrlich und arrogant
wie sie sich dank ihm später eingestand.
–
Nicht, dass sie es jetzt nicht mehr ist
aber sie kann über ihre Arroganz lachen
kann Witze über sich machen
doch das sieht sie gerade nicht
als sie allein am Flughafen sitzt
–
neben einem Mann mit einem Rotwein
in der einen und einer Zartbitterschokolade
in der anderen Hand und
rund um den Mund
einem spöttischen Lächeln.
Wie viele Gesichter du hast, ob du sie alle kennst
ob du einen Elefanten beim Namen nennst
wann du weinst und wann du auslachst
was du liebst und was dich ausmacht
wo du dich betrügst, wann du lügst
ob der äußere Schein trügt
was du dir wieso verbaust
was du dich nicht traust
worüber du dich ärgerst
wen du gern verärgerst
wovor du Angst hast
wann du laut lachst
ob du dich sehnst
was du verpönst
was du verbirgst
was mit dir stirbt
was dich antreibt
was von dir bleibt
wenn du dein
Innerstes
nach Außen
kehrst.
Blätter sammeln sich
in der Ecke eines Beckens
schwimmen auf dem Wasser
dem Sternenlichte nahe
von welchen Bäumen
sie fielen
die vielen Blätter
aus welchen Träumen
sie fielen
die vielen Blätter
sammeln sich in der Ecke
eines Beckens
schwimmen auf dem Wasser
unweit der Sterne.
Ich schaue mit der mir möglichen Ruh
dem Treiben auf der Außenalster zu
Vögel und Ruderer ziehen vorbei
allerlei Worte taumeln
durch den Kopf baumeln
im Takt der Wellen auf und ab
wie Beine überm Wasser
Fässer von Gedanken
wer vor mir hier saß und wie lange
war ihr Mut, ihm bange
worüber dachte sie nach
lachte er laut seltsam vertraut
allein oder zu zweit
mit Freude oder halb Leid
war es noch Nacht oder schon Tag
wart sie seinen Möglichkeiten gewahr
auch wer nach mir hier sitzt
ob sie ihren Namen in die Bank ritzt
sieht er den Herbst funkeln seine Augen
wohin führt sie ihr unerschütterlicher Glauben
hört er das Wasser ruhig an die Wände schlagen
hat sie jemals jemand auf Händen getragen
Ich gehe durch den Morgen
ich seh‘ die Leute fahren
zur Arbeit mit dem Rad
ich seh‘ die Leute sitzen
mit der Bahn in die Stadt
ich seh‘ die Vögel fliegen
nach Süden in ihrem Schwarm
ihre Nester längst verlassen
der kalte Wind hält mich warm.