„Nun liegt
kein Schnee mehr“
sagt er zu ihr
„lass uns ans Meer
fahren.“
„Nun liegt
kein Schnee mehr“
sagt er zu ihr
„lass uns ans Meer
fahren.“
Wind im Gesicht
und in den Baumkronen
ich fühle mich
getragen
spüre mein Herz
schlagen
steh und lausche
dem Singen der Vögel
des Windes Rauschen
auf der Haut
deinen salzigen Geschmack
ich denke ans Meer
du fehlst mir sehr.
Den Handschuh
verloren
beim Spaziergang
am Abend
wie ich erst verstand
als ich ihn wiederfand
beim Spaziergang
am Morgen
am Wegesrand
liegend in einer Pfütze
an der ich stand
und gebannt
nach unten sah
ob des Regens
der Kreise warf
wurde mir der
Handschuh
gewahr
an diesem
regnerischen
Donnerstag.
Am Bahnsteig wartet eine Frau
sie steht und schaut hinauf
in das Himmelsblau
vorbei an einer Uhr
der Wind weht lau.
Wiedersehen
würd ich
dich
gerne.
Ich sitze auf der Fensterbank
an diesem grauen Tag
draußen fällt Regen auf Asphalt
wo gestern noch Schnee lag.
–
Dunkle Wolken vorm weißen Himmel
zur „Wintermusik“ von Nils Frahm
schließ ich meine Augen
im Hintergrund rauscht die Bahn
–
hör ich den Regen tropfen
im Klang mit der Musik
ein leichtes, seichtes Klopfen
träumt sich aus dem Lied.
Ich bin meist ruhig
passiv und leise
bin gern allein
auf meiner Reise
nach innen
gekehrt
auf meine Weise
für mich
doch
einsam
bin ich nicht.
Ich gehe über diese Brücke
am heutigen Tag
sie ist gewöhnlich
und unscheinbar
besonders
was ich mag
wenn sie leuchtet
in der Nacht
unter den Laternen
ob ich nah bin oder fern.
Zwei Schornsteine
beide hoch
der eine höher
stoßen Rauch aus
trifft sich
steigt hinauf
sinkt hinab
mit dem Winde
auf und ab
eins mit der Luft
nach Sekunden
schon verschwunden
der alte Rauch
neuer stößt aus.
Eben noch saß sie auf der Bank
schaute auf das flache Land
und nahm sich Zeit
auf ihrem Weg zur Arbeit
–
dachte sie nach weswegen
wofür und wie will sie leben
so nicht, das war ihr nun klar
es ist unehrlich und unwahr
–
sie stand auf und rief ihn an
lief auf und ab und sagte dann
„Ich möchte etwas zum Guten bewegen
in meinem, diesem einzigen Leben.“
–
Er verstand, während er nach Worten rang:
„Dein Leben sollst du leben
frage stets wofür, wie und weswegen
endlich wirst du wissen, wo lang.“
–
Sie setzte sich wieder auf die Bank
schaute auf das flache Land
sie saß dort stundenlang
ehe sie schließlich gang.
Vereinzelt brennen Lichter
in der Dunkelheit
fällt Schnee
fällt von weit
aus der Dunkelheit
brennen Lichter
dicht und dichter
fällt Schnee
von weit.
Ein andrer Ort
viel ich, kaum wir
bin grad fort
und noch bei dir
–
am andern Ort
bin nicht bei dir
ich hier, du dort
bin doch ein wir.
ruhig, still und leise
wie an nem feiertag
aber auf ne gespenstische weise
an jedem wochentag
–
bleiben wir wenn möglich
allein drinnen zu haus
gehn nur raus, wenn nötig
setzen uns masken auf
–
zum einkauf der dinge
des täglichen gebrauchs
wie ich immer wieder ringe
mit den dingen und ihrem lauf
–
warum es ist, wie es ist
es sollte anders sein
nein, es ist, wie es ist
es kann nicht anders sein.
Irgendwann
fängt es neu an
heute ist
irgendwann
neu fängt es an
noch heute
fängt es neu an
irgendwann
ist heute
neu anfängt es
noch heute
fängt es neu an.
Ich sehe mich
im Schnee
von gestern
spiegeln sich
auch
Himmel und Bäume
ich schaue
hinauf
und träume
am Tage.
fünf minuten hab ich
für dieses gedicht
jetzt nicht mehr
sind nun nur noch vier
denk zu viel
schreib zu wenig
bräuchte wohl ein bier
ein alkoholfreies natürlich
drogen sind für mich nicht mehr
außer kaffee versteht sich
und auch mal ein wenig teer
naja, und ab und an
gönn ich mir nen schnaps
wers glaubt, der hats
aber nun, ich schweife ab
jetzt sind es nur noch drei
in wirklichkeit gar nur noch zwei
jetzt denk ich nochmal richtig nach
für ein würdiges ende
…
ende.
Schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
mit aller Ruh
schau dem Schnee
beim Treiben zu
tue nichts
und du?
zurück
so fern
schau ich
so gern
nach vorn
schau gern zurück
schau nach vorn fern
ich schau
so gern
so fern
zurück
nach vorn.
Dunkel ist es draußen
dunkler tief in mir
dunkel ist es draußen
die Dunkelheit in mir
–
drängt nach draußen
ich fürchte mich vor ihr
dunkel ist es draußen
noch dunkler tief in mir.
hab dich viel zu lang
nicht mehr gesehn
wie konnte das geschehn
lag es an mir
lag es an dir
wollte es verstehn
–
schrieb dir
wann wir uns wiedersehn
du schriebst nicht
und dann irgendwann
mit vielen worten
dass du nicht kannst
–
ich verstand
es fehlte nie die zeit
du bist schlicht nicht bereit
würd gern sagen, ist halt so
dass es mich sehr trifft
ohne jegliches wieso.
Unter meinen Füßen
Muscheln angespült
von vergangenen Fluten
gesammelt am Strand.
–
Ich fange an zu suchen
nach der einen Muschel
die ich nicht finde
ich nehme deine Hand.
Und ich stehe auf dem Deich
schaue still voll Fernweh
hin zum Horizont
wo die Nordsee
den Himmel
küsst
was habe ich
nicht alles vermisst
im vergangenen Jahr
als so vieles anders war
es ist der erste Januar 2021.
Zwischen zwei Laternen
steht im Fernen die Sonne tief
die eben scheinbar noch
hinter grauen Wolken schlief.
–
Wie prägt sie unser aller Sein.
–
Ganz gleich wird sie verschwunden sein
ganz gleich wird sie woanders schein‘
ganz gleich werden die Laternen leuchten
wie zwei kleine Sonnen erleuchten.
–
Mitten zwischen ihnen stehe ich
–
und kann mich nicht entscheiden
möchte gehen, möchte bleiben
sehe ich das Dunkle nicht
hinter all dem Sonnenlicht?
Des Winters Kälte
an den Fingern
eisig
im Gesicht
der Wind
dunkelhell das Licht
ich stehe an dem Gleis
dem einen
ein zweites gibt es nicht
ich hör die Bahn von weitem
wohin die Reisenden wohl reisen
lass mich gehen
lass mich leiten
lass mich gleiten
wie die Möwen
krächzend kreisen
in der Luft
der Ruf
des neuen Jahres.
Ich denke an dich
denke ich
an dich
denke ich
denke an dich
an dich
denke ich
am letzten Tag des Jahres.
Er fährt die Leute
durch die Stadt
jeden Tag aufs Neue
hält er an und fährt ab
vom Morgen
bis in die Abendbläue.
–
Er spricht kaum
warum denn auch
sagt weder „Moin“
noch „Tschüß“
hebt bloß ab und an
still die Hand
zum Gruß
und zum Abschied.
Ich entscheide mich
nichts
zu tun
entscheide ich mich.
In den Fenstern
spiegelt sich die Sonne
spiegelt sich im Wasser
in den Fenstern.
Wer ich wäre
ohne dich
frage ich mich
wer ich
wäre
ich
mehr oder weniger
ich
durch dich?
es kommt das neue jahr
das alte fast vergangen
hinein ins neue jahr
um neu anzufangen.
–
zwanzigzwanzig stellte fragen
welche lasten kann ich tragen?
wieviel verbot verträgt die freiheit?
wieviel wiegt leid und einheit?
–
zwanzigeinundzwanzig als versprechen
wird es gehalten oder brechen?
wird es ein zurück in die alte zeit?
ist die welt hierfür bereit?
Sie trafen sich am selben Gleis
sie fuhr gerne Bahn, er Bus
als Selbstzweck mit Genuss
hin und zurück oder im Kreis.
–
Sie kamen ins Gespräch
über ein Buch von Murakami
das sie jeweils beim Warten lasen
bevor sich ihre Blicke trafen.
–
Beide liebten es, dem Alltag zu entfliehen
liebten Landschaften, die vorüberziehen
liebten Reisegeräusche
wie Stille andere Leute.
–
Sie vergaßen Raum und Zeit
redeten über Vergänglichkeit
über das Suchen und Finden
über das einfach Verschwinden.
–
Sein Bus war längst gefahr‘n
als sie ihre Bahn nahm
doch das sagte er nicht
mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich bin kein Mann der Macht
und kein Mann, der macht
ich bin kein Mann der Stärke
und kein Mann der Härte.
–
Ich bin kein Mann ohne Angst
und kein Mann für nur einen Tanz
ich bin kein Mann, der stoisch steht
und kein Mann, der still geht.
–
Ich bin ein Mann.
Es war einmal ein Mensch
der tat recht wenig
ruhte aus
wenn möglich
redete er kaum, hörte viel zu
er war phlegmatisch womöglich.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat immerzu
kannte keine Ruh
redete mit Genuss
in einem Fluss
er war wohl lebhaft bis zum Überdruss.
–
Es war einmal ein Mensch
der tat mal hier, ruhte mal dort
redete
dann und wann
hörte er zu in aller Ruh
er war zu zweit an einem Ort.
Ich frage nicht nach morgen
manchmal zumindest nicht
–
ich frage nicht nach gestern
manchmal zumindest nicht
–
ich trage mich ins heute
manchmal zumindest.
auf ne eigne art
und weise
ist sie eigen
auf ne weise
häufig leise
selten laut
und sie schaut
eigen
auf ne weise
auf ne eigne
art und weise.
Der kürzeste Tag des Jahres
ist nun vorbei
die Tage werden länger
ich denke an uns zwei.
–
Wie wir, es war
vor etwa einem halben Jahr
am längsten Tag des Jahres
draußen saßen
bis die Sonne unterging.
–
Wie wir
die laue Nacht genossen
draußen lagen
bis der neue Tag anfing.
–
Wie wir
im Bewusstsein der Vergänglichkeit
uns aneinander schmiegten.
–
Wie wir uns
bei Sonnenaufgang
liebten.
Ich gehe allein
allein im kalten Regen
niemand sonst zugegen
zuhaus im warmen
bin ich auch gleich
bei dir
in deinen warmen
Armen.
Es rinnt die Zeit dahin
es fällt der Regen draußen
ich frage mich, wohin
ich würde gerne laufen
–
durch den Regen draußen
durch die tiefen Pfützen
würd‘ ich gerne laufen
ohne was zu nützen
–
Ohne auch zu denken
einfach nur drauf los
würd‘ ich gerne laufen
worauf wart‘ ich bloß?
Morgens und abends
trompetet er hinab
in jede Himmelsrichtung
vom Michel in die Stadt
–
seit mehr als 300 Jahren
„Zum Lobe Gottes,
den Menschen zur Freude“
gestern wie heute
–
sorgt er für Gänsehaut
ob leise, ob laut
stets klingt die Musik
seltsam vertraut.
Ich gehe am Alsterfleet
Richtung Elbe
sehe bald von weitem
die Elbphilharmonie.
–
Es ist der Sonnabend
vor Weihnachten
mitten in der Stadt
und leer wie nie.
–
Die Geschäfte geschlossen
Mund und Nase verdeckt
ein paar Unverdrossene
nutzen click and collect.
–
Ich gehe nur spazieren
noch ist es erlaubt
ich gehe nur spazieren
nutz ich es aus?
Ich gehe mit meiner Mutter
durch die Stadt
wir gehen den ganzen Tag
von der Alster an die Elbe
bis zum Jenischpark
–
ein wenig östlich
wuchs meine Mutter auf
wir werfen einen Blick
auf ihr Elternhaus
–
sie weiß über jeden Winkel hier
etwas zu berichten
erzählt Geschichten
aus Kindheit und Jugend
von ihrem Großonkel und dessen
vermeintlicher Tugend
–
ich frage mich
werd‘ ich so auch mal
durch Norderstedt gehen
und meiner Tochter erzählen?
–
von Teufelsbrück
geht es mit der Fähre zurück
den Wind im Gesicht
im Kopf dieses Gedicht.
Er setzt sich dort
nach dem ersten Date
er ginge mit ihr sofort
bis ans Ende der Welt.
–
Sie setzen sich dort
nach einem erneuten Streit
geprägt von Vorwürfen
wie ist sie es leid.
–
Er setzt sich dort
nach dem endgültigen Ende
wenn sie es wüsste
wie sie es fände.
Die Sonne halb verborgen
taucht den frühen Morgen
in des Winters Licht
klar und weit die Sicht.
finde keinen schlaf
liege wach
finde keinen schlaf
–
wende mich hin
wende mich her
–
finde keine ruh
was ich auch tu
finde keine ruh
–
raus aus dem bett
auf den balkon
vor mir ruhig die nacht
sie lacht mir mild entgegen
–
auf den straßen, in den fenstern
brennt vereinzelt licht
ich bin alleine
alleine bin ich nicht.
Mit den Gedanken irgendwo
mit den Gedanken nirgendwo
tagträume ich durch den Morgen
ein Bus fährt vorbei
Autos lärmen entgegen
es rattert laut die Bahn
auf meine Haut fällt Regen
ich halt kurz inne
schaue nach oben
atme den Moment
unumwoben
ehe ich renne.
Ich seh‘ ein Küken im Dezember
unweit von seiner Mutter
sucht es nach Futter
taucht es unter
und nicht mehr auf
die Dinge und ihr Lauf
ich seh‘ kein Küken im Dezember.
Liebe ist
tragen und
getragen werden
Liebe ist
zusammen
älter werden
Liebe ist
sowohl als ob
Liebe ist
nichtsdestotrotz.
wenn ich abwäge
zwischen
der (un)wahrscheinlichkeit des geschehens
und dem verzicht des sehens
dem sollen und dem wollen
dem druck von außen und von innen
weiß ich nicht
was richtig ist
was falsch ist
weiß ich
alternativlos
gibt es nicht
du trittst aus der kirche aus
um das geld zu spenden
sagst du mir
um es
für wirklich sinnvolle zwecke zu verwenden
sagst du mir
sehr löblich
scheint das dir
dabei behältst du
welch‘ glück
einen großteil des geldes zurück
allein für dich
ist ja okay
sage ich
aber auch
dann trittst du aus
vor allem für dich
oder zumindest auch
und
dann sag das doch so.
ich klicke und klicke und klicke
an
von ihm zu ihr zu ihm zu ihr
ich nicke und nicke und nicke
ab
schreibe ich
danke
ich
like und folge
ich
genug sag
ich
genug für heute
doch wieder on
ich
hab nicht
genug
für heute
ich hab
niemals
genug
ich.
Ich steh‘ unter zwei Brücken
die eine führt gen Norden
die andere gen Süden
über mir zwei Brücken.
–
Auf Schienen fahren die Bahnen
immer denselben Weg
die Schienen sind der Rahmen
für immer denselben Weg.
–
Die Menschen malen das Bild aus
mit stetig verschiedenen Farben
sie steigen ein und steigen aus
verändern mild die Farben
–
des immer selben Wegs
mancher sitzt und mancher steht
doch jeder geht auf seinem Weg
zumindest ein paar Schritte
–
mancher sucht nach seiner Mitte
mancher fand sie schon vor Jahren
mancher band sich, zu bewahren
mancher sieht die ersten Risse.
–
Meine Wahrheit brodelt verborgen
zusammen mit meinen Lügen
gestern wie heute wie morgen
wie kann ich mir genügen?
Sie sitzen dort und warten
hinter ihnen der Hafen
sie sitzen dort und warten
so ruhig, als ob sie schlafen.
–
Sie sitzen dort bei Sturm
sie sitzen dort bei Regen
sie sitzen dort als würd‘ es
nichts and’res für sie geben.
–
Sie sitzen dort und warten
selbst in der tiefen Nacht
hinter ihnen der Hafen
der ruhig über sie wacht.
Wahre Ruhe
ist
stets
im Fluss.
Im Taxi auf der Rückbank
weint er hemmungslos
der Taxifahrer sagt nichts
und fährt rücksichtslos
–
über rote Ampeln
setzt den Blinker nicht
fährt viel zu schnell
trotz schlechter Sicht
–
er sollte was sagen
er sagt nichts
wie kann er es nicht wagen
weint bloß bitterlich
–
Sie ist wirklich gegangen
oder ging doch er
es hat sich angedeutet
und fällt trotzdem schwer.
–
Das Taxi ist schon da und hält
die Fahrt unangenehm wie nie
trotzdem gibt er Trinkgeld
er denkt nur an sie.
–
Sie hat es nicht ausgesprochen
er hat es gespürt
das Unschuldige zerbrochen
sie war nicht mehr berührt.
Es ist Silvester kurz vor Mitternacht
Eisschollen treiben auf dem Wasser
in dieser klaren, bitterkalten Nacht
er sucht sich einen stillen Platz
wo er seine Ruhe hat
wo nichts passiert
wo nichts geschieht
vielleicht wirft er seine Angel aus
einen Köder nutzt er nie
während zuhaus‘ im Endreihenhaus
seine Frau allein das neue Jahr begießt
die Kinder, bereits eingeschlafen
ein Vorsatz, ein Fisch an seinem Haken.
Sie kann nicht schlafen
wie fast jeden Abend
kommt sie hierher
schaut auf die Gleise
schaut den Bahnen hinterher
fragt leise nach den Hintergründen ihrer Reise
–
Sie weiß, sie flieht von zuhaus‘
sie weiß, sie will hinaus
weg von Bier und Wein
rein in die Anonymität
manchmal steigt sie ein
fährt ohne Ziel durch die Stadt.
–
Es hat etwas beruhigendes.
Leben
passiert!
————WEnN du es!
passIEren lässt!
was IsT
————VerNunft?
———-WaS iSt
MOraL?
Oft
E
N
G
E
nicht selten eine
qual.
Manchmal steh‘ ich auf dem Schlauch
fällt mir weder Wort noch Zeile ein
bin verlegen um jeden Reim
kennst du das auch?
–
Manchmal fließt es aus mir heraus
denke so viel schneller als ich
schreiben kann, frage nicht
kennst du das auch?
Meine Gedanken
rasen
rasen
hin und her
rasen
kreuz und quer
überschlagen sich
egal, was ich auch tu‘
ich komm‘ nicht zur Ruh‘
und mein Körper
träge, langsam, schwer
kommt dem Kopf nicht hinterher
als ob etwas an ihm hängt
als ob ihn jemand unbekanntes lenkt
fragt sich bloß wer
verfängt sich
fängt nicht
fängt mich
ein Gedanke
verdrängt
hier
drängt
dort
drängen
meine Gedanken
rasen
überschlagen sich
jagen mich
hin und quer
kreuz und her.
Der schmale
Grat
zwischen
den
Extremen.
Vielleicht
ist eines Menschen Sein
tatsächlich nicht wichtiger
als ein jeder Stein
vielleicht
könnte diese Annahme
am Ende gar befreiend sein
was gäbe es zu gewinnen
und was zu verlieren
könnte überhaupt
etwas schlimmes passieren
ohne Ballast eines wichtigen Lebens
wäre womöglich kein sollen
und kein Streben
wäre womöglich nur
wollen und geben.
Unter der Woche fährt er
mit der U-Bahn in die Stadt
manchmal schläft er ein
manchmal bleibt er wach.
–
Er wurde hier geboren
und er wird hier sterben
hier wuchs er heran
von einem Kind zum Mann.
–
Am Wochenende schaut er
aus seinem Fenster raus
er kennt hier jeden Stein
hier ist sein Zuhaus‘.
–
Alle kennen ihn
zumindest sein Gesicht
manche gar seinen Namen
die meisten aber nicht.
–
Allen, die vorbeigehen
wünscht er ‘nen guten Morgen
er weiß von ihren Träumen
er weiß von ihren Sorgen.
–
Nur von seinen eig‘nen
wusste er noch nie
will er auch nicht wissen
darum fragt er sie.
Zwischen gelben Blättern
steht diese Bank im Park
auf der ich bis eben saß
und in einem Buche las
–
das du geschrieben hast
auf jener Bank im Park
ich sah dir manchmal zu
wie du schriebst mit großer Ruh
–
wie du Zeit und Raum vergaßt
auf jener Bank im Park
auf der ich bis eben saß
in deinem Buche las
–
Raum und Zeit vergaß
auf dieser Bank im Park
schlug ich in aller Ruh
nunmehr dein Buche zu.
Mit dem faden Geschmack im Mund
von trockenem Rotwein und
süßer Zartbitterschokolade fährt sie
während andere längst schlafen
mit einem spöttischen Lächeln Richtung Flughafen.
–
Wo sie sich das erste Mal trafen
vor zwei Jahren auf den Tag genau
sie war damals eine andere Frau
ziemlich selbstherrlich und arrogant
wie sie sich dank ihm später eingestand.
–
Nicht, dass sie es jetzt nicht mehr ist
aber sie kann über ihre Arroganz lachen
kann Witze über sich machen
doch das sieht sie gerade nicht
als sie allein am Flughafen sitzt
–
neben einem Mann mit einem Rotwein
in der einen und einer Zartbitterschokolade
in der anderen Hand und
rund um den Mund
einem spöttischen Lächeln.
Wie viele Gesichter du hast, ob du sie alle kennst
ob du einen Elefanten beim Namen nennst
wann du weinst und wann du auslachst
was du liebst und was dich ausmacht
wo du dich betrügst, wann du lügst
ob der äußere Schein trügt
was du dir wieso verbaust
was du dich nicht traust
worüber du dich ärgerst
wen du gern verärgerst
wovor du Angst hast
wann du laut lachst
ob du dich sehnst
was du verpönst
was du verbirgst
was mit dir stirbt
was dich antreibt
was von dir bleibt
wenn du dein
Innerstes
nach Außen
kehrst.
Ich schaue mit der mir möglichen Ruh
dem Treiben auf der Außenalster zu
Vögel und Ruderer ziehen vorbei
allerlei Worte taumeln
durch den Kopf baumeln
im Takt der Wellen auf und ab
wie Beine überm Wasser
Fässer von Gedanken
wer vor mir hier saß und wie lange
war ihr Mut, ihm bange
worüber dachte sie nach
lachte er laut seltsam vertraut
allein oder zu zweit
mit Freude oder halb Leid
war es noch Nacht oder schon Tag
wart sie seinen Möglichkeiten gewahr
auch wer nach mir hier sitzt
ob sie ihren Namen in die Bank ritzt
sieht er den Herbst funkeln seine Augen
wohin führt sie ihr unerschütterlicher Glauben
hört er das Wasser ruhig an die Wände schlagen
hat sie jemals jemand auf Händen getragen
Angenommen
du hättest ewig Zeit auf dieser Welt
und du hättest auch unendlich Geld
da wären keine Sorgen weit und breit
und keine Eitelkeit, niemand schaute zu
was tätest du voll Muße und in Seelenruh‘
allein für dich mit einem Lächeln im Gesicht?
Ich gehe durch den Morgen
ich seh‘ die Leute fahren
zur Arbeit mit dem Rad
ich seh‘ die Leute sitzen
mit der Bahn in die Stadt
ich seh‘ die Vögel fliegen
nach Süden in ihrem Schwarm
ihre Nester längst verlassen
der kalte Wind hält mich warm.
Vor meiner Angst vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst
–
Vor meinem Gefühl
–
Vor unkontrollierbaren Situationen
Vor tiefen Gewässern
Vor dunklen Seen
Vor dem Tod
–
Vor der Trennung
–
Vor Aufmerksamkeit
Vor Kontrollverlust
Vor Liebesentzug
Vor Hochgenuss
–
Vor der Verbindung
–
Vor unbekannten Menschen
Vor bekannten Menschen
Vor Menschen
Vor dir
–
Vor deinem Gefühl
–
Vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst
vor meiner Angst vor meiner Angst vor meiner Angst.
Ich gehe weit und weiter
ohne Ziel
was ist der Sinn
ich treibe immer weiter
bis ich angekommen bin
an dem Ziel
das keines ist
treibe weit und weiter
ungewiss
wo ist der Sinn
hab‘ kein Ziel
bis ich angekommen bin
an dem Ziel
das keines ist
wie wunderschön
das Leben ist
ohne Ziel und ohne Sinn
ganz gewiss
wenn ich angekommen bin.
Die Menschen kommen nach Haus
von der Arbeit nach dem Einkauf
was der Abend bringen mag
ob jemand auf sie wartet
nach diesem langen Tag
–
trägt die junge Frau
gelbe Blumen heim
er läuft in sie hinein
auf dem breiten Bürgersteig
sein Blick gerichtet nach oben
diese wunderbare Färbung
seine blauen Blumen
verteilt auf dem Boden
ihre gelben ebenfalls
–
gleichwohl lacht sie laut auf
und formt strahlend
einen leuchtend
blau-gelben
Strauß.
auf Zehenspitzen
stehe ich
wo du mich
stehen ließest
–
vor mir der Wald
der gefallenen Bäume
hinter mir die Stadt
der gelebten Träume
–
auf Zehenspitzen
gehe ich
auf dem Laub
des letzten Jahres
–
ich war vieles
Es weht der Wind
weht in den Bergen
der Wind dreht
in den Bergen
fängt sich im Gesicht
dreht der Wind
fängt sich im Genick
bleibt stehen still
geht nicht der Wind
geht in den Bergen
geht der Wind
fängt sich im Gras
am Gipfel
es weht der Wind
weht in den Bergen
Vor mir das dunkle Feld
Tiere schlafen unruhig
der Mond thront hell
wandert schnell
über die Berge
inmitten der
Sterne
lieg‘ ich wach
denk‘ quer nach
über die weite Welt
all die Möglichkeiten
Tiere schlafen unruhig
vor mir das dunkle Feld
Ich
flüchte
sogleich
wohin
er sich wohl
flüchtet
ob ich mich
erinnern
will
er sich
wohl nicht
dorthin
kann ich
nicht
er.
Moin zusammen,
dieses Mal pünktlich zum Donnerstag, der neue Podcast:
Kurz und knapp. Dieses und jenes.
Ideen, Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge immer her zu mir. Ich werde sie gerne berücksichtigen.
Danke.
Tue es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka
Wolken spiegeln weiß
auf dem stillen See
ziehen Küken Kreise
folgen früh bis spät
–
am Ufer ruhen Enten
im Schatten eines Baums
weiße Samen schweben
wie Schnee in einem Traum
–
durch die Lüfte früh bis spät
landen sanft auf einem Kreis
den ein Küken zieht im See
in seinem weißen Federkleid.
Da ist Dunkelheit und Glanz
da ist Vorfreude und Angst
da ist Stillstand und Tanz
zwischen beendet
und begonnen
auf dem Pfad
im Gelände
am Anfang
am Ende
zwischen
all den
Wegen.
Ich liege verdeckt
im hoch geschossenen Gras
die Beine ausgestreckt
die Arme von mir gestreckt
mit geschlossenen Augenlidern
von innen rötlich gelb
das grelle Sonnenlicht wärmt
wie der weiche Boden
unter meinem Körper wiegt
leicht nachgibt
kitzelt der Atem der Natur
Verbundenheit
keine Grenze über mir
wach ich oder träum ich
zieht es mich empor
als würd‘ ich schweben
auf dem Rücken liegend
die Handflächen nach oben.
Wie ein breiter Bach jener flache Fluss
hinüber führt diese alte Brücke
auf ihr stehen schiefe Häuser
schließen ohne jede Lücke
von dem höchsten Dach
stürzt eine erste Taube steil hinab
–
fängt fein sich auf
fängt fein sich ab
stürmt erneut hin
aufs höchste Dach
gurrt und schaut hin
ab mit Genuss in
Richtung Fluss
fängt fein sich auf
fängt fein sich ab
–
nun tut eine zweite Taube es gleich
derweil kühl ich meine Füße seicht
watend im flachen Fluss
und schaue mit Bedacht
hoch zum höchsten Dach
zu den hinabstürzenden Tauben.
Ich sehe in die Gärten
von Menschen unbekannt
ein Auszug des Charakters
des Naturs wilde Hand
–
bestaune ich vom Rand des Vordachs
auf dem ich bis eben schlief
meine Füße baumeln tief
ein Spatz landet neben mir und lacht
–
ob meines Versuchs zu ordnen
was nicht zu ordnen ist
ob der Schönheit dieses Morgens
der Sonne ins Gesicht?
Moin,
zwei neue Folgen meines Podcasts sind online.
Folge 4:
Folge 5:
Nicht wie versprochen am Donnerstag der letzten Woche, nicht einmal am gestrigen Donnerstag. Also doppelte Verspätung. Sorry. Aber dafür gibt es nun auch eine doppelte Folge. Und wieder up to date.
Yeah!
Worum es in den Podcasts ungefähr geht:
Ich trage die Gedichte der letzten zwei Wochen vor. Kennt der aufmerksame Leser zwar vom Blog, aber nicht so. Und eine Frage stelle ich euch jeweils auch noch. Also reinhören.
Danke.
Tue es gut!
Euer
Fritz Sebastian Konka
Wenn am Tag ein Gewitter
in der Luft liegt
doch nicht einmal
ein Regentropfen fällt
und am Abend Regen
niederprasselt
aus scheinbar
heiterem Himmel fällt
zeigst du mir den Regenbogen.
Nimmer werd ich müd
vom Wind und seinen Spuren
fängt sich in den Blättern
nimmer werd ich müd
fängt sich in meiner Haut
ach, wie wohlvertraut
nimmer werd ich müd
hinterherzuschauen
hinterherzulauschen
nimmer werd ich müd
ach, wie die Blätter rauschen.
Wie still das Wasser sich bewegt
sich kaum merklich neigt noch hebt
wie es den Himmel spiegelt
wie es ihn bewegt
wie es
die Trauerweide küsst
zurück
wie
der Schwimmer
auf dem Weg
zu seiner Mitte
ist.
Sie spazierten
zogen ihre Schuhe aus
stehen nun zusamm‘
im Wasser bis zu den Knien
Hand in Hand
wie sich wohl
ihre Liebe fand
und schauen
vom Rand des Stadtparksees
hinüber
zum anderen Ufer.
Ein Sommerabend zwischen neun und zehn
aus offenen Fenstern weh‘n
Fernsehgeräusche
mahnende Worte
und Zigarettenrauch
vom Balkon gegenüber
schaut ein Mann
zu mir herüber,
Blicke treffen sich,
ich hab ihn lang nicht mehr geseh‘n,
und wenden sich ab
zu zwei Vögeln, die fliegen davon,
begleitet vom Gesang ihrer Artgenossen,
im Hintergrund Motorengeräusche,
das Rauschen der Straße,
die Geräusche einer Feile,
über allen, der Himmel, weich.
Noch werden
die Tage länger
nicht mehr lange
das Licht der Sonne
rötlich weich
es weht kein Lüftchen
weit und breit
der Himmel
Äste stehen still
als hielten sie an
ihren Atem.
Heute als letzte Tat
vor dem Schlafengehen
atme ich mit Bedacht
die Luft des Abends,
nehme bewusst
Abschied von diesem Tag,
erwarte
den Schlaf,
die Nacht,
den kommenden Tag,
Der Himmel voll von Wolken
die nebeneinander stehen
die ineinander übergehen
weiß, einzeln, grau
das Himmelsblau ist
nicht zu sehen
und ist doch da
und ist doch nah
hinter all den
Wolken.
Zuerst ist das Gefühl
dann kommt der Gedanke
wo bleibt das Gefühl
es herrscht der Gedanke
baut
Mauer um Mauer
ein tragischer Schutz
das Gefühl
versauert
ungenutzt
bis es
aus Trutz
reißt ein
Mauer um Mauer
Zuletzt ist das Gefühl
gegangen der Gedanke
muss
ein Menschenleben
sein
Moin,
mein erster Podcast ist online. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist.
Yippie, yippie, yeah, yeah, yeah!!!
Oder was meint ihr?
Ich trage unter anderem drei meiner Gedichte („Pusteblumen“, „Tanz mit der Angst“ sowie „Gedankenkreise“) vor und erzähle etwas zu ihnen.
Will ich nun wöchentlich machen.
Einfach hier klicken:
Fritz Sebastian Konka · Podcast – Folge 1 – Wer ich bin
Danke fürs lesen, hören, kommentieren liken und kritisieren.
Euer
Fritz Sebastian Konka
Ich bin auf dem Weg,
keine Reise ohne Ziel,
ich verlasse den Weg,
eine Reise ohne Ziel.
Ich reise allein
mit meinen Gedanken,
ich kreise allein
mit meinen Gedanken.
Ich blicke hinüber,
vor meinem inneren Auge
zieht ein Leben vorüber
wie die Landschaften draußen.
Der Blick in den schwarzen
Himmel der
Nacht,
eine weiße Wand
aus Wolken
bewacht
sacht
die fernen Sterne,
hindurch schimmert
schwach
so hell
der halbe Mond.
Tief steht einem
aufgehenden Monde ähnlich,
tief senkt sich allmählich
über dem Wasser des Pazifiks
umgeben von dichten Nebel
ohne zu blenden,
ohne den Himmel zu färben,
die untergehende Sonne,
hell leuchtend in warmen Orange.
Wirkt so nah,
unfassbar nah,
fast greifbar
und bleibt doch
unerreichbar.
In einer Höhle,
es ist finster,
stockfinster.
Ich habe Angst,
so viel Angst.
Verzerrte Gestalten tanzen,
purzeln, walten sinnlos,
es hallt, hallt, hallt.
Ich habe Angst.
so viel Angst.
Ich renne schnell und schneller,
sie kommen nah und näher,
sie lächeln, breit und breiter.
Ich habe Angst,
so viel Angst.
Sie kreisen mich ein.
Immer enger.
Ich möchte schreien,
Ich habe Angst,
so viel Angst.
Sie umarmen mich.
So liebevoll, fast zärtlich.
Ich wache auf.
Ich habe Angst,
so viel Angst.
Wenn ich mit höchster
Freundlichkeit lausche,
verliert selbst der Lärm
seine Unfreundlichkeit
und der stete Ton der Straße
gleicht dem Brausen
der rauschenden Wellen
am Strand. Das Meer
mitten in der Stadt.
Hörst du es auch?
Blätter, welk, liegen auf dem Boden,
sie fielen vor langer Zeit,
sie fielen eben von droben,
die welken Blätter auf dem Boden.
Sie lebten bis eben,
sie starben vor langer Zeit,
die welken Blätter auf dem Boden,
die fielen, wann, von droben.
Einst aus einer Knospe erwachsen
grün, satt und hell, schwangen
sie lebendig schaukelnd,
schwangen sie schnell im Wind.
Ehe sie schwebten,
wann,
von droben
ehe sie lagen,
dann,
auf dem Boden
die welken Blätter.
Ich sitze auf einer Bank
an einer Kreuzung im Wald
sechs Wege,
sie führen hinein,
sie führen hinaus.
Die Bäume schützen
vor dem prasselnden Regen,
vereinzelt finden Tropfen
ihren Weg durch dieses
nicht ganz dichte Dach,
wandern auf den Blättern,
fallen von den Blättern.
Auf mich herab.
Immer wieder.
Und doch harre ich aus.
Bis der Regen geht.
Bis die Sonne heraus
kommt.
Ich sitze auf dieser Bank
an dieser Kreuzung im Wald
sechs Wege,
sie führen hinaus,
sie führen hinein.
Sie dachte sich,
so geht es nicht.
Drum schrieb sie
ein Gedicht.
Sie schrieb:
Ich dachte mir,
es gehe mit dir.
Ich täuschte mich.
Es geht nicht.
Drum schreib‘ ich
dies Gedicht.
Die Wärme des Sommers liegt
zurück, mit kaltem Schritt
naht der Herbst,
lehrt die Endlichkeit,
kehrt das Innen nach Außen.
Von Draußen dringt klare Herbsteskühle
durch die weit geöffneten Fenster ein,
bringt die Kerzen deren Schein
zum Flackern,
wie sie schwingen,
wie sie singen.
Bevor sie ausgehen,
eine nach der anderen,
auswehen.
Der Wind
ein kreisender Reisender,
dessen Spuren
sich spiegeln
in dem Raum um dem Baum,
dem biegenden Ast,
dem wiegenden Blatt,
dem beginnenden Traum.
Der Wind
nimmt er Rast,
ragt der Ast,
hängt das Blatt,
steht der Baum
ruht der Traum.
Schwankender Regen stammend
aus einem Spiel
unmittelbar
der stürmenden
Luft mit dem fallenden Wasser
und mittelbar
dem spuckenden Feuer und der
blauen Erde
sitzt
zunächst als einzelner Tropfen
auf meinem Brillenglas,
durchsichtig, einsam und
allein
bis er fließt
sich mal verirrt und mal vereint,
glücklich zusammen
oft mit einem oder zweien,
selten gar mit dreien,
sodann sich trennt,
schließlich entzweit,
sodann
mit aller Ehrlichkeit
am Ende hängt am Rande
und schließlich fällt
wieder als einzelner Tropfen
alleine und durchsichtig
gen Erde.
Dem Regen
Raum und Zeit
geben,
so weckt er
diese unfassbare
Sehnsucht
nach Leben.
Dieser klare, frische Morgen
im späten Sommer
nimmt den Herbst
Huckepack
und trägt ihn
über die Schwelle.
Der Regen peitschte.
Laut.
An die Fensterscheibe.
Sehr vertraut.
Öffnete sein Herz.
Wie es pochte, lechzte, hoffte.
Der Regen verschwand.
Aus dem Nirgendwo.
Ins Irgendwo.
Das offene Herz.
Blieb zurück.
Beglückt.
Aufgegangen.
Aufgestanden.
Gegangen.
Vergangen.
Verlaufen.
Gelaufen.
Angekommen.
Abgesagt.
Angefragt.
Zugesagt.
Hingegangen.
Angefangen.
Beendet.
Gesendet.
Zurückgegangen.
Untergegangen.
Hingelegt.
Aufgegangen.
Aufgestanden.
Eine Amsel singt auf dem Dach,
ein Spatz hüpft hierzu im Takt
von Ast zu Ast der
gegenüberliegenden Lärche,
seine leichte Last biegt deren
Äste seicht gen Erde,
wie stark diese dennoch
zurück gen Himmel federn
überrascht
ebenso, dass fast synchron
Amsel und Spatz
kurze Zeit später
ihren jeweiligen Platz aufgeben
und fort fliegen, gemeinsam
nur ich bleibe
allein, nicht einsam,
zwischen Dach und Lärche
an meinem Ort,
jenem vertrauten Balkon,
der einem Aste gleich
vom Stamm entzweiend
in die Lüfte reicht
im Frühling langsam erwacht,
im Herbst allmählich ausruht,
im Sommer gesellig lebt,
im Winter einsam steht.
Könnte ich fliegen, würde ich folgen,
nur wem, Amsel oder Spatz,
könnte ich womöglich
nicht entscheiden,
würde ich also doch bleiben?
Nein, meine Neugier würde mich treiben,
im Wechsel aufschlagend,
abschlagend und gleitend
würde ich nachreisen
so weit, so lang Amsel und Spatz
noch eng zusammen flögen,
bis sie sich trennten,
dort würde ich halten,
dort würde ich die bestehenden Strömungen
mit leichten Bewegungen ausgleichen,
dort würde ich liegend stehen, schwebend wehen,
bis ich Amsel und Spatz irgendwann
nicht mehr sehen könnte,
sie würden endgültig entschwunden sein.
Der Regen kam überraschend
und so warten die Ruderer
unter der Brücke in Reih und Glied,
bis das Unwetter vorüber zieht.
Vor ihnen der prasselnde Regen, hinter ihnen auch,
über ihnen die schützende Brücke, auf der
ein Passant genüsslich seine Zigarette raucht
und gemütlich aufs Wasser schaut.
Es scheint, der Regen komme ihm
nicht ungelegen, so gelassen er dort steht,
als sei nichts, wäre nichts gewesen,
während es auf ihn niederschlägt.
Sein Blick, der nicht sucht, findet,
wie friedvoll das Wasser sich verbindet,
das fallende mit dem fließenden,
ein Kreis läuft in den nächsten.
Wer wo anfängt, wer wo aufhört,
ist nicht mehr zu entdecken,
während die Ruderer sich
nach wie vor verstecken.
Ich sitze am Ufer eines Sees
verfolge eine Seifenblase, die
über dem Gewässer schwebt,
ehe sie an Höhe verliert,
mit dem Wasser kollidiert,
leicht emporsteigt,
niedersinkt,
dieses Mal keine Kollision,
ein Tanz, ein Kuss, eine Verbindung,
gleich gleitet sie auf dem Wasser,
gleich verschwindet sie zur Hälfte,
nur ein Halbkreis noch zu sehen,
der mit der Strömung fließt,
wie eine Glocke aus Glas,
jetzt nicht mehr zu sehen.
Er läuft in Richtung Klippe,
das Seil, geknotet um einen Baum,
fest in seinen Händen,
er wird doch nicht springen?
Er springt, weit raus,
er schwingt hinaus,
unter ihm nur Luft,
dann nichts, dann Wasser.
Nur eines ist gewiss,
reißt das Seil oder lässt er es los,
es wär sein Tod, das Wasser gleicht
aus dieser Höhe Stein.
Ich frage mich: „Muss das sein?“.
So ohne Not. Das Spiel mit dem Tod.
Ob er nicht anders will?
Ob er nicht anders kann?
Welch ein Glück das Seil hält,
er lässt nicht los
und schwingt elegant
zurück an Land.
Unter mir die Lichter der Stadt.
Der geschlossenen Geschäfte, die heute
kein Ziel mehr sein werden,
vielleicht morgen, die werben
mit großen weißen leuchtenden Lettern.
Der fahrenden Autos, die ein Stück
der Straße erleuchten, immer ein anderes,
eine helle Leuchtspur erschaffend, die sie
auf der dunklen Fahrbahn zum Ziel geleitet.
Der stehenden Straßenlaternen, die ein Stück
des Weges erhellen, immer dasselbe,
wartend auf einen Passanten, der die hellen Stücke
zu einem Weg zusammenfügt bis zu seinem Ziel.
Der wechselnden Wohnungen, die als Ziel
scheinen, es vorübergehend auch sind,
zumindest für die heutige Nacht,
den morgigen Tag, das kommende Jahr.
Über mir die Lichter nach der Sonne.
Der zarte Himmel
leuchtet hell in blau,
am Horizont in grau,
in lila und in gelb.
Es ist das gestreute Restlicht der
untergegangenen Sonne, das sein Ziel
noch findet, ehe es in ein paar Minuten
restlos verschwindet.
Gleich ist Dunkelheit,
die Sonnenstrahlen wandern vorbei
an diesem Teil der Erde
bis ans Ende aller Zeit.
In mir das Licht.
Das leuchtet.
Nach unten
wie nach oben.
Ohne Ziel.
Das leuchtet.
Nach innen.
Unsichtbar.
So hell.
Den Wind schmecken.
Wie er streichelt.
Den Wind tasten.
Wie er tönt.
Dem Wind zuhören.
Wie er zaudert.
Den Wind fühlen.
Wie er federt.
Den Wind sehen.
Wie er weht.
Er verlagert sein Gewicht
von dem einen aufs
andere Bein, springt leicht vor
und wieder zurück.
Es wirkt entrückt.
Er tanzt ohne Partner,
er tanzt allein,
keine Musik inspiriert.
Er improvisiert.
Ich schaue genau.
Jetzt verstehe ich seine
besondere Lage, er hat
ein Baby in der Trage.
Regen am Morgen.
Möwen krächzen.
Weite des Blicks.
Farbe des Landes.
Grün, dunkel bis hell.
Beige-Gelb.
Ein blauer Riss
zwischen den
grauen Wolken.
Es war einmal ein Mensch,
der hatte keine Sorgen.
Er war ein neugieriger Mann,
drum nahm er dankend
die Sorgen seiner Freunde an.
Es dauerte nicht lang,
bis er verstand,
warum man auf Sorgen
getrost verzichten kann.
Drum bat er seine Freunde
an einem frühen Morgen
um die Rücknahme der Sorgen.
Die Bekannten lehnten dankend ab,
für die alten Sorgen hätten sie kein Platz,
sie hätten sehr zu leiden unter der Last
neuer Sorgen, die alten solle der neugierige Mann
daher tunlichst selbst entsorgen.
Das Problem war,
er wusste nicht, wie,
da half ihm nur noch eine Therapie.
Wie sehr es anstrengt,
darüber angestrengt nachzudenken,
ob es anstrengt,
angestrengt nachzudenken.
Sehr!
Wie sehr es erfreut,
darüber angestrengt nachzudenken,
ob es erfreut,
angestrengt nachzudenken?
Sehr!
Manchmal denke ich,
ich kann mein Denken lenken.
Bis ich denke, nicht ich
lenke mein Denken,
mein Denken lenkt mich.
Manchmal würd ich gerne springen
mit vollem Anlauf in den Tag,
Manchmal würd ich gerne ringen,
mit dem Schicksal und dem Tag.
Manchmal würd ich gern vergessen
alles Wissen, das ich hab.
Manchmal würd ich gerne wissen,
was ich alles schon vergaß.
Manchmal würd ich gerne liegen,
den ganzen Tag im hohen Gras.
Manchmal würd ich gerne fliegen,
von der Erde bis zum Mars.
Das Fangen fing an zu fangen,
es fing das G, es fing das E,
„Oh weh“, es war gefangen.
Graugänse landen schnatternd
Flügel schlagend
im pastellfarbenen Wasser
der Abenddämmerung,
schwimmen an gegen den Strom,
ruhen aus,
treiben dann mit dem Strom.
Graugänsen steigen schnatternd
Flügel schlagend auf
aus dem pastellfarbenen Wasser
der Abenddämmerung,
schweben dem Tagesende entgegen,
die Sonne ist gegangen,
der Mond noch nicht gekommen.
Sie dreht sich um sich selbst,
er dreht sich um sie,
wie ein altes Ehepaar,
die Erde und der Mond.
Also sagte er sich:
„Dann schweige ich.“
Bald redete sie nicht mehr.
Bis sie ihn bat,
etwas dazu zu sagen.
Er schwieg.
Sie auch.
Bis sie sagte, er möge
etwas dazu sagen.
Er schwieg.
Sie auch.
Bis sie schrie, er solle
endlich etwas dazu sagen.
Er sagte:
„Du schreist.“
Sie war den ganzen
Weg gerannt
bis zu ihm.
Er war den ganzen
Weg gerannt
bis zu ihr.
Daher war er nun bei ihr,
sie nun bei ihm und
keiner
bei sich.
Birken fielen,
ruhen entwurzelt,
liegen quer
am Boden.
Daneben Blätter
von Eichen,
von Buchen.
Dürre des
Hochsommers,
Ankündigung
des Herbsts.
Er sitzt jeden Tag zur selben Zeit
allein auf der Bank im Park,
weil sie dann ihren
Abendspaziergang macht.
Als sie sich nähert,
er sieht sie bereits in der Ferne,
wie selbstbewusst sie geht,
fährt er sich unbewusst mit der
Hand durchs Haar.
Dann auf seiner Höhe nun,
lächelt er sie schüchtern an,
schon ist sie vorbeigegangen.
Mit ihr der schönste Moment
seines Tages.
Er sagt sich:
„Spricht sie mich morgen nicht an,
setze ich mich nicht mehr
auf diese Bank. Ich kann
nicht nur für ihr Lächeln leben.
So wunderbar es auch sein mag.“
Sie macht auch morgen,
wie jeden Tag,
zur selben Zeit,
ihren Abendspaziergang,
weil er dann auf der
Bank im Park sitzt.
Sie sieht ihn bereits aus der Ferne,
wie gelassen er dort sitzt.
Dann auf seiner Höhe nun,
lächelt sie ihn an, offener denn je,
schon ist sie vorbeigegangen.
Und damit der schönste Moment
ihres Tages.
Sie sagt sich:
„Morgen spreche ich ihn an. Es
war ein Lächeln, da bin ich mir sicher.
Er scheint schlicht schüchtern.
Wie er sich mit der Hand durchs Haar fährt.
Das mag ich. Sehr.“
Ich bleibe gerne stumm,
ich sitze dann nur rum,
ich denke dann: „Wie dumm,
ich sitze ja nur rum.“
Eine rote und eine blaue Fahne
wehen im weichen Wind.
Schwimmer drehen Bahnen,
neben mir schläft ein Kind.
Ich lieg im Schatten auf einer blauen Liege,
die rote Fahne hängt nun schlaff,
neben mir schwirrt eine Fliege,
ich ruhe aus, ganz ohne Hast.
Die blaue Fahne dreht sich um den Mast,
Das Kind erwacht mit einem Lachen,
die rote Fahne weiter schlaff
die Fliege kitzelt meinen Nacken.
Ich liege in der Sonne auf einer roten Liege,
die blaue Fahne hängt nun schlaff,
neben mir schwirrt eine Fliege,
ich ruhe aus, ganz ohne Hast.
Die rote Fahne dreht sich um den Mast,
Das wache Kind sorgt für Verzücken,
die blaue Fahne weiter schlaff,
die Fliege kitzelt meinen Rücken.
Die rote Fahne und die blaue
wehen im weichen Wind,
Schwimmer drehen Bahnen,
neben mir schläft ein Kind.
Ach, wäre mein Haut aus Gummi
könnt ich springen wie ein Flummi,
meine Gedanken flögen kreuz und quer
immer hin, immer her,
in meinem Kopf bald nur noch Matsch,
in meinem Kopf bald nur noch Quatsch,
ich wär ein riesengroßer Tor
und nähme alles mit Humor.
Auf einem kleinen Hügel
steht
eine rote Gondel,
allein, nicht einsam.
Weite Sicht, der Blick
dreht,
in absoluter Stille,
kein Wind weht.
Vor dem Hügel und daneben
liegt
in idyllischem Gewand das Land;
flach, grün, menschenleer.
Hinter dem Hügel, fast verblaut,
liegt
eine Siedlung,
verlassen und grau.
Mit verbauten
Plattenbauten, davor
steht
erhaben ein altes Riesenrad.
Das sich seit Jahren
nicht mehr
dreht.
Selbst wenn der Wind
noch so stark weht,
bewegt
es sich nicht. Anders die roten Gondeln.
Sie quietschen dann im Wind.
Bis auf eine.
Zu viel ich und
zu wenig du
folgt
zu wenig ich
und zu viel du
folgt
ich und du
folgt
wir.
An einem helllichten Tag
lieg’ ich im hohen Gras,
ich schließe meine Augen.
Ein Gedanke fließt vorbei
an diesem heißen Tag
ich würd‘ ihm so gern glauben.
Ich liege nicht allein,
ich liege hier zu zweit,
schweigend der
Unendlichkeit entgegen.
Reden hieße Worte
Schweigen versetzt Orte,
vom hohen Gras Hand in
Hand in die Nacht zum Elbstrand.
Nackte Füße im Sand,
in den Ohren polternde Container,
in den Händen die wärmende Welt,
in den Augen leuchtende Lichter,
Trost und Sehnsucht spendend.
Schiffe senden ein letzten Gruß,
verabschieden sich dann schweigend,
schwimmen der Unendlichkeit entgegen,
sehnend nach Meerleben.
Ich liege dort allein,
ich liege nicht zu zweit,
schweigend der
Unendlichkeit entgegen.
An einem dunklen Tag
lieg’ ich im tiefen Sand,
ich schließe meine Augen.
Ein Gedanke fließt vorbei
an diesem kalten Tag
ich würd‘ ihm so gern glauben.
Ein Tag fließt dahin
läuft wie die Welle
eines stillen Sees
geräuschlos aus
kein Brausen
kein Tösen.
–
Kein Fazit.
–
Obwohl ich nur
Andeutungen
keine Umsetzungen fand
als ich sehnend suchte
nach den Höhen
in den Tiefen
meines Innern
nach den Räumen
die dort flimmern
ob sie vermögen
ein lichterlohes Feuer
zu entfachen
nach den Begrenzungen
die dort wachen
nach den ausgeschöpften
Möglichkeiten
–
Kein Fazit.
–
Ich werde weiter suchen
und weiter.
–
Kein Fazit.
–
Obwohl ich ahne
die Suche wird nicht enden.
Niemals dürfte am Ende eines
Tages ein Fazit stehen
wahrscheinlich nicht
einmal am Ende
eines Lebens.
Schließlich bleibt
der Startpunkt, die Weite
eines jeden Weges unbekannt
Eltern und Ahnen
übergaben unerkannt
im endlosen Staffellauf
der Zeit.
–
Kein Fazit.
–
Meine Suche dennoch
nicht vergebens.
Sie deckt auf und wieder zu
ruht aus, braust auf
bis ans Ende meines Lebens
das nie zu Ende ist
bis ans Ende meines Lebens
das kein Ende ist,
Kinder
jauchzen, lachen,
klatschen.
Sie jagen
Seifenblasen.
Wie diese fliegen,
wirbeln im Wind
geschwind
die Flugrichtung
ändern,
durchsichtig
im Licht
Farben
wechseln,
bis sie platzen,
zuerst die großen,
dann die kleinen,
unvermittelt fallen
zu Boden
als Tropfen.
Dort liegen,
vergangen
ihr Moment,
ungesehen
vergehen.
Schon fliegen
neue
Seifenblasen,
Kinder jauchzen,
lachen,
klatschen.
Ich lehn an einem Baum,
es ist schon spät
an einer jungen Eiche.
Ich schweife ab in einen Traum,
es ist schon spät
an dieser alten Eiche.
Wie ich wandere, tief in einen Wald,
eine stumme Stille weist den Weg,
gönnt mir keinen Halt.
Eine schwache Stimme spricht:
„Bis zum Schlaf ist es noch weit.
Voran, voran, gönn dir keine Ruh!
Sieh zu! Verliere keine Zeit!“
Es ist einsam, dunkel, kalt.
Und ich gehe, tiefer und
tiefer, in diesen Wald,
die stumme Stille weist den Weg,
gönnt mir keinen Halt.
Es ist einsam, dunkel, kalt.
Die schwache Stimme spricht:
„Fast bist du da. Du bist ganz nah!
Der Schlaf ist nicht mehr weit!
Gleich leg dich hin, gleich ruh dich aus
und nimm dir deine Zeit!“
Ich lehn an einem Baum,
es ist schon spät
an einer jungen Eiche.
Ich schweife ab in einen Traum,
es ist schon spät
an dieser alten Eiche.
Zwei Fliegen haben sich
in meine Küche verirrt,
sie stören mich,
sie stören nicht.
Das Küchenfenster
öffnete ich bereits
vor Tagen weit
sie flogen nicht hinaus.
Mal liebe ich diese Fliegen,
wie sie sich kaum merklich
auf meiner Haut niederlassen,
kitzelnd herumwandern, sie dann
wieder verlassen.
Mal hasse ich diese Fliegen,
wie sie schwirren,
ständig stören,
meine Gewohnheiten
durchqueren.
Immer respektiere ich
sie.
Heute bereut er,
was misslang,
obwohl ihm fast
alles gelang.
Morgen freut ihn,
was gelang,
obwohl ihm fast
alles misslang.
Immer fragt er sich,
warum freue ich mich,
warum bereue ich,
warum nicht?
Er erzählt heiter, sie hört zu.
Sie fragt nach, er erzählt weiter.
Sie weiß, er redet gerne.
Er weiß, sie redet nicht gerne.
Dabei reden beide gerne.
Er fragt sie nicht.
Sie schweigt, bis sie ihn kennenlernt.
Sie erzählt, er hört zu.
Er erzählt, sie hört zu.
Sie fragen einander.
Mal geht er voran, häufig sie.
Sie weiß, er geht gerne hinterher.
Er weiß, sie geht gerne voran.
Dabei gehen beide gerne hinterher.
Er fragt sie nicht.
Sie schweigt, bis sie ihn kennenlernt.
Er erzählt heiter, sie hört zu.
Sie fragt nach, er erzählt weiter.
Ich steh an einer Kreuzung,
das Wasser ist knapp,
ich weiß den Weg nicht,
biege ich ab, nach links
oder rechts, oder gehe
ich schlicht geradeaus?
Ich sehe, wohin ich auch
schaue, nur unbekannte Dünen
aus Sand, keine Spuren
der Zivilisation.
Ich weiß den Weg nicht,
wohin ich auch schaue,
nur unbekannte Dünen aus Sand,
keine Spuren der Zivilisation,
sagte ich das schon?
Erste Spuren der Dehydration.
Ich gehe endlich nach links
wie immer im Zweifel,
die Entscheidung war richtig
hinter der Düne sind
Häuser in der Ferne
zu sehen.
Jahre später, die Frage
ließ mir keine Ruh,
kehre ich an die
Kreuzung zurück
mit ausreichend
Wasser bestückt.
Ich gehe
sowohl geradeaus
als auch rechts
und stelle fest,
beide Wege enden über
schaubare Umwege
auf dem linken,
der der rechte ist,
der der gerade ist.
Ein Vogel auf der Suche
nach einem geeigneten Nest
in einem außergewöhnlichen Baum
uneinnehmbar soll es sein,
einer Festung ähneln,
gemütlich und geräumig auch,
überdies vertraut
nur das Beste
für seinen baldigen
Nachwuchs.
Bei jedem Flug
hält er Ausschau
sieht von oben
viele Nester
seiner Artgenossen,
was er sieht,
genügt ihm nicht,
zu schlicht und
zu gewöhnlich.
Drum zieht er weiter
seine Kreise,
größer und größer
werden sie,
bis er eines Tages
die Orientierung verliert,
nicht mehr weiß, wie er
zurückkehrt.
Aus der Not wird
eine Tugend und
ein ganz gewöhnlicher
Baum in der neuen
zur Heimat.
Als uneinnehmbar,
einer Festung gleich,
gemütlich und geräumig auch,
überdies vertraut,
ist das Nest nun schon lang
über alle Grenzen
weit bekannt.
Staubsauger saugt Staub
Saubstauger staugt Saub
Saubsauger saugt Staubt
Staub saugt Staubsauger.
Ein Kind rollt einen Ball
den Hügel hoch,
er rollt auf
der anderen Seite hinunter.
Von der anderen Seite rollt
ein Vater den Ball
den Hügel hoch,
er rollt zum Kind hinunter.
Die Tochter wirft den Ball
nun über den Hügel
zu Ihrem Vater hinüber,
der Vater wirft ihr den Ball zurück.
Die Mutter kommt hinzu
nun wirft die Tochter ihr
den Ball zu.
Die Mutter rollt den Ball
den Hügel hoch,
der Ball bleibt
auf dem Hügel liegen.
Bis der Wind den Ball
abermals zur Tochter trägt.
Er reißt eine
alte Heimat ein,
es musste sein,
sonst wäre das Haus
nach all den Jahren bald
zusammengefallen.
Viel Staub, darunter
kein Vergessen.
All die alten Erinnerungen,
die wahren und
echten,
traurigen und
fröhlichen,
außer- und
gewöhnlichen.
All die neuen Erinnerungen,
die warten,
erlebt zu werden,
nach den Scherben,
um nicht unerlebt
zu sterben.
Der Baggerfahrer bietet
ihr eine Zigarette an,
Sie nimmt dankend an.
Ein erster tiefer
genüsslicher Zug.
Voll vor Freude,
voll Wehmut.
Währenddessen spielt
ein Mann mit seiner
Tochter auf der
Baustelle Fußball.
So langsam kann
sie sich das vorstellen.
Zuweilen weile,
zuweilen verweile,
niemals eile.
Wenn am Morgen der
ganze Tag vor dir liegt,
der halbe Tag dir
aber reichen würde.
Wenn am Mittag der
halbe Tag vor dir liegt,
gefühlt aber bereits
ein ganzer Tag hinter dir.
Wenn am Abend der
ganze Tag hinter dir liegt,
der nächste Tag aber vor dir.
Ich schaue vom Deich
hinauf aufs Meer,
dort schiebt eine Fähre
sich langsam Richtung Föhr
gleich ist sie verschwunden.
Ich schaue hinunter
eine weiße Feder liegt
zwischen meinen nackten Füßen
auf dem grünen Gras
Ob sie dort eben auch schon lag?
Ich bücke mich,
hebe sie auf und
stelle fest, die Feder ist
nur vorne weiß,
hinten ist sie schwarz.
Ich lasse sie fallen mit
der schwarzen Seite oben
gleitet sie gen Boden,
und landet direkt zwischen
meinen nackten Füßen
auf dem grünen Gras
die weiße Seite oben.
Ich schaue vom Deich
hinauf aufs Meer,
dort schiebt eine Fähre
sich langsam Richtung Föhr
gleich ist sie
Alle Fenster offen,
keins geschlossen,
die Nacht der
offenen Fenster
lädt ein
zu hören,
zu horchen,
zu lauschen,
den Lauten
der Menschen
den Geräuschen
der Dinge
allen Fetzen, die
von drinnen
nach draußen
dringen,
ungedämpft
und ungeschminkt
bis nur noch
der Schlaf
nachklingt.
Also ging er und
schaute nicht zurück.
Also blieb sie und
schaute nur nach vorn.
Aug in Aug bis er
am Horizont
verschwand,
er ging rückwärts
den ganzen Weg
entlang.
Der Montag hat
ein Problem,
dass er am Anfang
der Woche steht.
Ob das Problem entfiele,
wenn er anders hieße
Freitag zum Beispiel?
Eindeutig „Nein!“
ein anderer Name kann kaum
Problemlöser sein.
Ob das Problem entfiele
bei einer anderen
Perspektive?
Ohne Wochenanfang
Kein Wochenende
Wo Ziele sind,
müssen Wege sein.
Ähm, nein,
es bleibt das Problem,
dass der Montag am
Wochenanfang steht.
Was dann?
Eine Lösung gibt es nicht
Wochenanfänge
sind halt Mist.
Aufm Fahrrad zum alten Schulfreund
Gegenwind trotz Windstille
Gedankenfilm, Gedankenkopf,
früher untrennbar eins wie Jekyll und Hyde,
über die Zeit schlief die Freundschaft einfach ein,
sein Umzug, aber nicht nur Orte verkomplizierten
auch unterschiedliche Lebenswege trennten
nach Jahren zog er nun zurück in die
niemals windstille Stadt des suchenden Wassers
der leuchtenden Lichter des sehnsüchtigen Hafens.
Gedankenfilm, Gedankenkopf.
Noch philosophisch wie damals,
als wir alles hinterfragten,
keine Antworten fanden,
nichts und niemanden verstanden?
Noch zynisch wie damals,
als wir spotteten, weil die so weise Frau
angeblich mit dem Winde Freundschaft schloss,
als ob das ginge und wenn doch
rauchten sie zum Frieden Pfeife?
Gedankenfilm, Gedankenkopf
Ob er mittlerweile Antworten fand oder
das Fragen aufgegeben hat?
Ob er mit dem Winde
Freundschaft schloss?
Ob wir Jekyll und Hyde
noch könnten, wenn
wir denn wollten?